Die Ärzte

Die beste Band der Welt (...und zwar live!)

( English translation by Google Translation by Google )

DVD-Review

Reviewdatum: 12.12.2012
Jahr: 2008
Stil: Punk, Rock

Links:

Die Ärzte Homepage



Redakteur(e):

Michael Koenig


Die beste Band der Welt (...und zwar live!), SONY/BMG, 2008
Farin UrlaubGitarre, Gesang
Bela B.Schlagzeug, Gesang
Featuring:
The Incredible HagenBass, Gesang
Produziert von: Conny Konzack & Johannes Legard Länge: ca. 103 Min 00 Sek Medium: DVD
01. Ouvertüre zum besten Konzert der Welt12. Außerirdische
02. Radio brennt13. Du willst mich küssen
03. Ohne Dich14. Ist das alles?
04. Blumen15. Zu spät
05. Buddy Holly's Brille16. Helmut K.
06. Madonnas Dickdarm17. Sweet Sweet Gwendoline
07. Alleine in der Nacht18. Gute Zeit
08. 2000 Mädchen19. Elke
09. Mysteryland20. Claudia Teil III
10. Westerland21. Der Ritt auf dem Schmetterling
11. El Cattivo
Bonus Videos:
01. Gehn wie ein Ägypter03. Bitte Bitte
02. Westerland04. Bitte Bitte - Nein Danke (Making Of...)

Wer kennt es nicht, Deutschlands beliebtestes und erfolgreichstes Fun Punk Rock-Trio DIE ÄRZTE aus Berlin (aus Berlin!). Jetzt gibt es eine neue DVD. Zumindest ist der Bild- und Tonträger neu, das darauf enthaltene Material eher nicht. 'Die beste Band der Welt (.und zwar live!)' bietet, der Leser ahnt es schon, den Mitschnitt eines Auftrittes der selbsternannten besten Band der Welt. Dieser war bereits 1988 bzw. 1989 auf zwei VHS-Kassetten verteilt zu erwerben. Die mitgefilmte Show fand am 26.04.1988 auf dem "Macht der Nacht Festival" im Rahmen der Tour zum Album 'Das ist nicht die ganze Wahrheit' in München, noch mit The Incredible Hagen (Hagen Liebing), dem Nachfolger von Sahnie (Hans Runge) an Bass und Hintergrundgesang, statt, nach der sich die Combo dann selbst auflöste, um Ausverkauf und Kommerz entgegenzuwirken. 'Die beste Band der Welt (.und zwar live!)' enthält in den beiden Konzertteilen ausnahmslos Stücke, die auch auf dem Live-Album 'Nach uns die Sintflut' (das mit den drei Kindern in der Badewanne vorne drauf) von 1988 zu finden sind (Der Ritt auf dem Schmetterling lag zumindest der Vinylerstausgabe als Bonus-Single bei).

1993 folgte dann ja bekanntlich mit unüberhörbarem Gedöns die wundersame Wiederauferstehung in veränderter Besetzung. Seitdem, also immerhin auch schon wieder fünfzehn Jahre, eilen DIE ÄRZTE von Triumph zu Triumph. Ihre Platten verkaufen sich wie warme Semmeln, die Tourneen sind ausverkauft. Ihr Status erlaubt ihnen alle Freiheiten. Sie können machen was sie wollen, haben ihren Spaß und verdienen dabei noch immens gutes Geld. Doch setzen sie, und das ist ihnen hoch anzurechnen, einen Teil ihrer Kohle für wirklich sinnvolle Sachen, wie Umweltprojekte, ein. Außerdem ist ihre Preisgestaltung, vor allem im Bereich der Konzerttickets, als fair zu bezeichnen. Die Gigs des Dreiers sind ohnehin immer ein großes Vergnügen. Jeder Auftritt ist anders, was in erster Linie an ihren witzigen, sicher oft auch albernen, Sprüchen liegt. Ich erlebte sie in den 1990ern und 2000ern fünfmal als Headliner und einmal im Vorprogramm von KISS. Der Spaßfaktor war jedes Mal enorm.

Kommen wir nun wieder zum eigentlichen Anlass für diese Zeilen zurück:
Los geht es unter anderem mit einem Statement von Jan Vetter (Farin Urlaub) zur Bandauflösung und der Aufforderung von Dirk Felsenheimer (Bela B.) Konzerte von Rockbands zu besuchen, sowie mit Impressionen aus dem Publikum. Dann folgt der Count Down, der von den Leuten mitgezählt wird. Zunächst sind die Bilder noch in schwarz-weiß gehalten, was sich dann aber noch während der ersten Nummer Radio brennt ändert. Es wird dem Zuschauer sofort klar, dass die Hauptdarsteller Farin und Bela heißen. The Incredible Hagen findet lediglich am Rande Aufmerksamkeit. Die beiden Erstgenannten spielen bzw. kokettieren mit den Kameras und binden sie, wie selbstverständlich, in die Performance ein. Die Band interagiert in außerordentlichem Maße mit den Fans, macht sie quasi zu einem Teil der Show. Natürlich regiert hier neben der Musik auch der Blödsinn, obwohl die Sprüche meiner Meinung nach nicht so recht zünden wollen. Trotzdem steht die rappelvolle Halle Kopf. Die hauptsächlich im Teenageralter oder kurz darüber befindlichen Besucher sind jederzeit zum Mitmachen bereit. Auch pyrotechnisch wird etwas geboten. Bei verschiedenen Tracks züngeln Flammen auf der Bühne empor. Unterlegt werden die Stücke immer wieder mit Filmschnipseln. Mal sind zum Beispiel Buddy Holly, dann die Erde aus dem All oder Toureindrücke zu sehen. Bereits nach knappen fünfundvierzig Minuten ist der reguläre Gig beendet. Den massiven Zugabenforderungen geben die Musiker dann aber doch nach und kommen wieder auf die Bühnenbretter zurück. Mit Zu spät endet dann Teil 1 des Konzertes. Teil 2 beginnt mit einer persönlichen Begrüßung von DIE ÄRZTE, Rosen inklusive. Vor dem ersten Song erscheint, aus gutem Grund, ein Indiziert-Stempel. Mit Claudia III geben sie den entschärften Schluss der Trilogie um den von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indizierten Titel Claudia hat 'nen Schäferhund zum Besten, jedoch nicht ohne vorher über die Jugendschutzbehörde abzulästern. Hinter Der Ritt auf dem Schmetterling verbirgt sich der ebenfalls auf dem Index stehende Tune Geschwisterliebe. Dem gerichtlichen Nachspiel entgeht die Band mit ihrem alten Trick, lediglich die Musik zu liefern, während die Fans den Text singen. Letztendlich dürfen die Jungs den Moralhütern aber, bei allen durch die Indizierung entstandenen Problemen, wohl auch dankbar sein, haben diese doch kostenlos die beste Werbung für die betreffenden Tonerzeugnisse gemacht.

DIE ÄRZTE spielen ihren, schon damals für sie so typischen, Fun Punk Rock mit vollem Einsatz. Sonderlich abwechslungsreich ist die Musik natürlich nicht. Trotzdem beweisen vor allem Farin Urlaub und Bela B. einmal mehr, mit welchem Gespür für einfache Melodien, sowie leicht verständliche und nun wirklich weit überwiegend nicht ernst gemeinte Texte mit hohem Wiedererkennungswert sie gesegnet waren und sind. Nichts desto trotz bauen sie ohne jede Scheu Zitate aus bekannten Musikstücken anderer Autoren in ihre eigenen Nummern ein. Bei 2000 Mädchen (vor dessen Beginn sie die Intelligenz der Zuschauer mit einem kleinen Rechenquiz auf die Probe stellen) erklingt das altbekannte Gitarrenriff aus dem Gassenhauer Breaking The Law der Metalgötter JUDAS PRIEST, während im Verlauf von Zu spät der Hit Blueprint der RAINBIRDS auszugsweise Verwendung findet.

Beim Konzert schwankt die Bildqualität erheblich. Grundsätzlich sind die Aufnahmen, egal ob total oder aus der Nähe, zwar in Ordnung, doch leider gibt es immer wieder Passagen, in denen der Bildschirm stark flimmert oder grieselig wird. Hier macht sich das offensichtliche Fehlen einer digitalen Nachbearbeitung negativ bemerkbar. Außerdem ist der Schnitt an manchen Stellen recht hektisch. Einen eher fragwürdigen Effekt erzielt der Regisseur mit absichtlich verwackelten Bildern. Der Sound kann zumeist als gut bezeichnet werden. Auch bei den Videos ist von einer Nachbearbeitung nichts zu bemerken. Bild- und Tonqualität sind, zumindest stellenweise, nicht gerade überwältigend.

Die DVD verfügt über keinerlei Ausstattung. Zumindest bei dem Rezensionsexemplar ist weder ein Booklet, noch etwas dergleichen auffindbar.

Das Hauptmenü bietet "Konzert - Alles abspielen", "Konzert - Teil 1", "Konzert - Teil 2", "Bonus" und "Tonauswahl" an und ist kinderleicht zu bedienen.

Das Bild hat 4 : 3 Vollbildformat. Beim Sound stehen Dolby Digital 2.0 und 5.1 Dolby Digital Surround zur Wahl. Sprache ist Deutsch, was sonst. Der Regionalcode lautet 2. Als Bonus sind die Videos zu den Songs Gehn wie ein Ägypter (der eingedeutschten Version vom THE BANGLES-Hit Walk Like An Egyptian), Westerland und Bitte Bitte (ein gehöriger Seitenhieb in Richtung Zensur unter Mitwirkung des Pornostars Teresa Orlowski) enthalten. Außerdem gewährt Bitte Bitte - Nein Danke (Making Of.) dem Zuschauer interessante Einblicke hinter die Kulissen der Produktion des betreffenden Videoclips.

DIE ÄRZTE liefern den Komplettisten unter ihren Anhängern mit 'Die beste Band der Welt (.und zwar live!)' ein durchaus interessantes Zeitdokument jetzt auch auf DVD. Die Bonustracks sind ebenfalls eine recht witzige Sache. Als Gelegenheitsanhänger oder Immer-mal-wieder-Interessent muss man diese Scheibe aber nun wirklich nicht haben. Wer sich zu diesen Personenkreisen zählt, sollte lieber zu einer der nicht wenigen DVDs, die inzwischen von BelaFarinRod im Handel sind, greifen.

Update (08.12.2012):
Zum Thema Index sei hier folgendes aktualisierend angemerkt: Inzwischen hat die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) nach erneuter Überprüfung längst festgestellt, dass sowohl Claudia hat `nen Schäferhund, als auch Schlaflied (hier nicht vertreten) nicht mehr als jugendgefährdend einzustufen sind.

Michael Koenig, 02.11.2008

 

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