Direction

Est

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 14.12.2008
Jahr: 2008

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Redakteur(e):

Michael Koenig


Est, Unicorn Digital, 2008
Marco ParadisGuitars, Piano
Serge TremblayVocals, Bass, Keyboards
Jean-Claude TremblayDrums
Produziert von: Marco Paradis Länge: 48 Min 08 Sek Medium: CD
01. Mémoire Privée05. Naufragé
02. La Fuite06. Soldat
03. Capsule07. Soldat (Finale)
04. Touriste Urbain08. Dernière Issue

Das kanadische Trio DIRECTION existiert sei 2002. Die Songs der Band aus Quebec City sind von den Vorlieben jedes einzelnen ihrer Mitglieder für die Musik von Gruppen wie RUSH, YES, GENESIS, PINK FLOYD, STYX und LED ZEPPELIN, die diese während der 1970er Jahre entstehen ließen, sowie anderer großer Tonkunstschaffender, die in diesem Jahrzehnt aktiv waren, geprägt.

Nach den drei unabhängig produzierten und veröffentlichten Alben 'R' (2002), 'O' (2005) und '13' (2008) erschien im Frühling dieses Jahres mit 'Est' der vierte Longplayer auf Unicorn Digital.

DIRECTION lassen von Anfang an nicht den geringsten Zweifel daran, woher sie die Anregungen für ihre Kompositionen beziehen und versuchen auch gar nicht erst -wie denn auch, bei diesen Vorbildern- sie zu kaschieren. Damit jetzt keine Missverständnisse aufkommen, sei sogleich ergänzend bemerkt, dass die Kanadier aber zum Glück keine Leibeigenen ihrer Einflüsse sind. Sie schaffen es nämlich etlichen, wenn auch längst nicht allen, Versuchungen zu widerstehen, sich allzu auffällig in die unübersehbar langen Schlangen der Epigonen einzureihen. Das darf man durchaus als Kompliment verstanden wissen, da an dieser Hürde schon ganz andere Tonkünstler gescheitert sind. Noch mal, wie angeblich schon so oft, erfinden lassen sich weder die Räder der progressiven Rock- und Metalmusik, noch die des Hard Rock. Dieser Zug dürfte wohl oder übel endgültig abgefahren sein. Es war doch irgendwie alles schon mal da. Das was heutzutage als innovativ verkauft wird, ist meistens auch nur aus althergebrachtem Material Zusammengemischtes und Aufgekochtes. Was dabei dann herauskommt, ist im besten Falle zumindest halbwegs ungewöhnlich und, na ja, irgendwie halt genießbar. Aber wirklich neu und trotzdem hörbar? Also wirklich mit Genuss anzuhören? Wenn ich ehrlich sein soll, erscheinen mir allzu große Erwartungen in dieser Hinsicht als nicht gerechtfertigt. Einige wenige Außnahmen bestätigen diese Regel offensichtlich lediglich. Letztendlich ist es mir erheblich lieber, jemand dreht die besagten Räder auf einem gewissen Niveau zurück, als dass er um jeden Preis einerseits zwar noch nie da gewesenes, andererseits dafür aber unausgegorenes Zeug auf die Menschheit loslässt, das sich niemand anhören kann, geschweige denn will.

Auf 'Est' beweisen sich DIRECTION als erstklassige Musiker, die ihr Handwerk verstehen und sowohl im Kollektiv, als auch ohne Begleitung glänzen können. Gravierende Spielfehler sind nicht auszumachen. Jede Note sitzt und kein Einsatz wird verpasst. Der klare und nuancenreiche Gesang in französischer Sprache wird den Texten, in denen es um die Grenzbereiche zwischen Realität und Fiktion geht, absolut gerecht. Alles in allem ist dieses Album ein Stück schöner, eingängiger und anspruchsvoller Musik, die auf Sinn und Verstand nicht verzichtet, in bester Tradition des progressiven Rock. Elemente aus Prog Metal und Hard Rock bereichern sie noch zusätzlich. Nach erdrutschartigen Neuerungen bzw. wirklich interessanten Experimenten sucht der Hörer vergeblich. Aber das muss ja, wie schon erwähnt, nicht unbedingt schlecht sein.

Von meiner Seite seien Mémoire Privée (ein abwechslungsreicher Prog Rock-Titel, der auch mal von der Leine gelassen wird), La Fuite (eine starke Nummer, die mich total an Firth Of Fifth von GENESIS [auf dem Album 'Selling England By The Pound' aus dem Jahr 1973 zu finden] erinnert und bei mir durchaus als dessen Fortsetzung durchginge), Naufragé (ein Tune, in dem GENESIS ebenfalls praktisch allgegenwärtig sind und in den ich deren Deep In The Motherlode [auf dem Album '...And Then There Were Three' aus dem Jahr 1978 zu finden] hineininterpretiere) und Soldat (der mit fast 12 Minuten längste Track des gesamten Albums und das absolute Highlight, in dem die Drei von DIRECTION nochmals alle Register ziehen und unter Einsatz von Prog Rock, Hard Rock und Prog Metal, balladesken Tönen und den unterschiedlichsten Geräuscheffekten eine atmosphärisch dichte und dramaturgisch wohl durchdachte, zeitweise leicht kakophonische und ihrer Ecken und Kanten nicht beraubte Glanznummer abliefern) zum Reinhören empfohlen.

Wer all die eingangs genannten und ähnliche Acts oder auch nur einen Teil davon, mag, der ist mit 'Est' von DIRECTION bestens bedient. Die kommen da drauf nämlich alle in der einen oder anderen Form vor.

Michael Koenig, 14.12.2008

 

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