Dirty Sweet

American Spiritual

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 14.04.2010
Jahr: 2010
Stil: Classic Rock, Roots Rock

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Dirty Sweet Homepage



Redakteur(e):

Christian Gerecht


Dirty Sweet
American Spiritual, Acetate Records/Cargo Records, 2010
Nathan BealeGuitar, Vocals
Ryan KoontzLead Vocals
Chris Mendez VanacoreDrums
Christian SchinelliBass
Eli WulfmeierGuitar
Produziert von: Doug Boehm Länge: 40 Min 55 Sek Medium: CD
01. Rest Sniper, Rest07. Kill Or Be Killed
02. You've Been Warned08. Marionette
03. Star-Spangled Glamour09. Crimson Cavalry
04. Get Up, Get Out10. You Don't Try
05. Please Beware11. American Spiritual
06. An Empty Road

Weiß der Geier warum, aber neulich war dem Schreiber mal ganz intensiv nach JOHN CAMPBELLs "Howlin' Mercy". Ein essentielles Album eines viel zu früh gegangenen Musikers, der's in seinem Leben nicht unbedingt leicht hatte. Als brillanter Gitarrist lange unterschätzt, als Songwriter viele Jahre ohne die richtige Traute, schon 1969 schwerste Verletzungen bei einem blödsinnigen Autounfall nach Hause getragen. Gesicht zertrümmert, Auge verloren, wieder zusammen geflickt. Depressionen, Ängste (vor allem vor'm Sterben), aber dann doch dass Richtige gemacht, aufgerafft, nach vorne geschaut, dem Leben das Wesentliche entnommen, der Musik nun gänzlich verfallen, den Mut zu richtigen, eigenen Texten gefunden, einen Voodoo-Spleen ausgelebt und auf der ersten Welle des wirklich berechtigten Erfolgs den Löffel abgegeben. Inwieweit ihm seine Brüder von den Angels über gute wie schwere Zeiten hinweggeholfen haben, kann man hier vor der Tastatur nicht wirklich beurteilen, dürfte für Campbell aber sicher eine große Rolle gespielt haben. Wie dem auch sei, Campbell hat's hinter sich, wird in Blues Rock Kreisen für immer unvergessen bleiben und hat bei unsereins solch zeitweiliges, ganz intensives Verlangen nach seinen zwei "großen" Scheiben (vor allem der Einen), durchaus verdient. Was erstaunt ist, dass das Leben immer wieder so kleine, irre Kuriositäten schreibt. Nach der Nacht mit Campbell's "Howlin Mercy" fand sich Frankie's Päckchen mit den neu zu besprechenden CDs im Briefkasten. Nix Aufregendes, weil jeden Monat so und meist mit selbst gewählter Mucke versehen. Aber da war die Artwork der beiliegenden "American Spiritual" von DIRTY SWEET... ein Bären-Skull, irgendein undefinierbarer Schädel, Federn und Pfeile zieren das Cover. Warum dies beim Rezensenten solch tiefe Assoziationen zu Campbell's Voodoo-Knöchelchen und -Zähnen, -Rasseln und -Häuten hervorrief muss mit einem Fragezeichen versehen werden. Waschbären, Stinktiere, Klapperschlangen und weiß der Teufel für Geziefer treiben sich ja bekannter Maßen in der Southside Californias herum, aber Bären...?!
Egal... um was es dem Schreiber ging und geht, war/ist der Umstand, dass hier ein Cover Begehrlichkeiten wecken könnte/kann, die die dazu gehörende CD evtl. nicht zu halten vermag. Aus diesem Grund (als Verneigung vor einem großartigen Bluesman und vor einem möglichen Reinfall) blieb "American Spiritual" erstmal für drei Wochen unbeachtet. Was aber, wie sich schnell herausstellte, völlig unnötig war. DIRTY SWEET wildern zu keiner Sekunde im Revier des größten Bluesers aller Zeiten!

Nun lag allerdings die VÖ von DIRTY SWEETs Debüt-CD "Of Monarchs And Beggars" ein gutes Stück (2007) zurück und dieselbe, wie das beim Rezensentenvolk so ist, auch schon ziemlich tief in den unendlichen Weiten des CD-Schranks. Zeit also, die Scheibe mal wieder zu entstauben und, aus welchem Grund auch immer als wichtig erachtet, vor der "American Spiritual" laufen zu lassen. Und natürlich: "Of Monarchs And Beggars" bleibt auch nach diesem erneuten Hördurchgang ein wirklich gelungenes Album an der Schnittstelle zwischen Classic Rock und Roots Rock mit leichter Southern Attitüde. Aber so langsam "Of Monarchs And Beggars" mit herrlich rollenden Riffs in der Guitar Street San Diegos ausklingt, so fetzend und quietschend biegen DIRTY SWEET mit "American Spiritual" in die Roots Rock Road ein. Der rechte Fuß beginnt schon nach den ersten zwei Akkorden zu wippen, der Arsch schaukelt sich schön tief ins Sofa, die Mundwinkel ziehen sich vehement nach oben und dann beginnt das einfache Redneck Gemüt zumindest schon mal dem Opener Rest Sniper, Rest das imaginere Brandzeichen "High Quality Music" aufzudrücken...!
Weiter geht es mit einem kleinen Stilwechsel. Song Nummer 2, You've Been Warned, ist ein leicht angebluestes Roots-Nümmerchen, in dem so'ne halbe Kelle BOTTLE ROCKETS Stuff, aber auch ein ganzes Pfund an britischem Rock von Anno Tobak drinne ist. Zurück bleibt nicht nur ein witziges Riff, sondern ein ganzes Stück gute Laune, die den Song nach vorne peitschen.
Zwar stellt sich kein Voodoo Zauber ein, doch punkten DIRTY SWEET mit dem absolut radiotauglichen und country-liken Star-Spangled Glamour. Der Autor, nicht gerade ein Freund seichter Radiounterhaltung, stellt sich diese Nummer aber eher im ASR und anderen US-Sendern vor, als in den deutschen Kakophonie-Anstalten. Zum Ende hin bekommt der Song sogar noch regelrecht Biss und "rifft" sich regelrecht auf...
Während Get Up, Get Out dann von der Sorte Songs ist, die böse und mit der flachen Hand auf die Kacke hauen, bleibt Please Beware von der Klasse, wie sie sich DIRTY SWEET bereits mit "Of Monarchs And Beggars" erspielte. Da hört das alte Ohr neben FREE und den KRÄHEN sicherlich auch Roots Rocker vom Schlage eines RYAN BALES oder CCR heraus. An Empty Road schaltet auf überaus angenehme Weise einen Gang zurück und der Fünfer aus "America's Finest City" (wobei: Alles ist relativ...) präsentiert uns eine Ballade von wirklich herausragender Qualität. Die verhaltene Hookline ist genial, die perlenden Gitarren nicht weniger und eine röchelnde Hammond setzt dem Ganzen ein Krönchen auf. Braucht man da noch Bären-Skulls...?!

Wer nun meinte, dass Get Up, Get Out schon ein böser Song sei, der verleibe sich mal Kill Or Be Killed ein. Sakra, was sind das für böse Riffs...! Jungens, wir sind ja hier doch irgendwie in der Roots Rock Ecke, da könnt ihr dem unbedarften Hörer nicht einfach so ein Pfund auf die "12" hauen! Aber wie schon auf ihrem Debüt verschwimmen DIRTY SWEETs Roots Einflüsse auf herrlich prägnante Weise mit treibend-garstigem Gitarren Rock, schneidenden Riffs und hämmernden Groove. Auch diesem Song hängt so ein hinterkünftiges Maß an britischem Rock der Frühsiebziger an. Es ist so eine Art Melange aus WHO, MOTT THE HOOPLE und T. REX die sich die Jungens aus San Diego da in ihren eigenen Stoff mixen.
Wesentlich getragener geht es mit Marionette weiter. Der Song "mollt" sich mit einer geradezu fantastischen Hook ins Ohr und muss in der Qualität sicherlich als Anspieltipp gelten. Gleiches gilt für Crimson Cavalry, das auf beinahe unverschämte Weise eine Kiepe Grunge mit in die Scheibe einbringt. Eine wunderbare, krachende Nummer mit einem fast schon überraschenden Intermezzo und überaus einprägsamen Refrain.
Der Tränendrücker You Don't Try ist beim ersten Hördurchgang weder Fisch noch Fleisch, kristallisiert sich später aber als durchwegs hörbare Ballade zwischen Roots Rock und BEE GEES (was keinesfalls abwertend gemeint ist) heraus. Irgendwie mag der Song nicht so wirklich zwischen seine Brüder passen und wäre demnach vielleicht am Ende des Albums besser aufgehoben gewesen. Aber da mag man geteilter Meinung sein...
Der Rausschmeißer ist zugleich der Titeltrack. Und da sind dann auch ein wenig die Voodoo Bezüge, die das Album mit dem düsteren Cover suggeriert. American Spiritual kommt als erstklassiger Roots Rock Song daher und punktet mit erstklassiger Hook und gänsehautverdächtigen Vocals. Ebenfalls ein unbedingter Anspieltipp!

Als Resümee kann man der CD "American Spiritual" konstatieren, dass mit ihr eine der bislang besten Scheiben des noch jungen Jahres vorliegt. Ein herrliches Gebräu aus Classic Rock, Roots Rock und ein paar wirklich wohlschmeckenden Ingredienzien, die von mal hier und mal dort, aber immer kräftig würzend eingestreut werden und absolut glaubhaft wirken. DIRTY SWEET gelingt ein rundum empfehlenswertes Album voll tief gehender Musik, voller brillanter Hooks und ergo hochklassigen "Mitsingeliedern"! Das erste erfolgreiche BBQ des Jahres ist also schon mal vorprogrammiert und wird definitiv in einem Meer aus guter Laune, Bier & Bones enden...

DIRTY SWEET live:
30.04.10 in Berlin - Wild At Heart und
04.05.10 in Frankfurt - Nachtleben
Der Rezensent stellt nach einem Blick auf den Tournee-Plan überaus pikiert fest, dass der Süden der Republik vollkommen ausgespart wurde und dafür in fast jedem holländischen Dorf gastiert wird. Nun mag man das der Band durchaus nachsehen, denn Holland hat nun mal seine unbestreitbaren Vorteile. Aber Jungens, ein paar davon hat Oberbayern auch!
-Wenn auch nur in Form von Bier, Weißwürst', Brezn, Landschaft und jeder Menge Leute, die sich auf eine Band wie euch freuen würden...
Fragt mal bei MARK SELBY oder RICHIE KOTZEN nach...!!!

Christian "Grisu" Gerecht, 13.04.2010

 

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