Alice Cooper

Eisbrecher
Tarja

Dortmund, Westfalenhalle, 12.11.2010

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 06.12.2010
Stil: Hard Rock, Gothic Rock, NDH

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Redakteur(e):

Mona Schmidt


Alice Cooper, Tarja, Eisbrecher,
Dortmund, Westfalenhalle, 12.11.2010

Wer wie ich seit 25 Jahren Rock und Metal hört, es aber aus verschiedensten Gründen immer wieder verpasst hat Alice Cooper live zu sehen, geht mit entsprechender Erwartungshaltung zum Konzert. Nachdem dieses Jahr wieder einige der größten Musiker der Szene die Showbühne für immer verlassen haben, scheint es, als ob der 62-jährige Alice Cooper tatsächlich ein Gen hat, dass ihn in seiner 40-jährigen Karriere immer wieder neu auferstehen lässt-getreu seiner diesjährigen show „Theatre Of Death“. Aber der Reihe nach.

Am 12.11.2010 gab sich also der Altmeister in der Dortmunder Westfalenhalle die Ehre. Im Vorprogramm mit dabei Tarja (Turunen/Ex-NIGHTWISH) sowie die Band EISBRECHER um Frontmann „Der Checker“ alias Alexander Wesselsky.

Beim Betreten der Westfalenhalle fiel einem als erstes auf, dass diese ganz erheblich geschrumpft sein musste - Bühne und Vorhänge wurden so weit vorgezogen, dass die Halle halbiert war, bei Showbeginn von Eisbrecher um 18.55 Uhr war es dennoch schlecht gefüllt, die Ränge waren nahezu leer. Laut Aussage des Veranstalters befanden sich an diesem verregneten Freitag ca. 2.400 - 2.500 zahlende Gäste in der Halle. Viele kamen sicher auch verspätet, denn das Verkehrschaos war wegen eines zeitgleich stattfindenden Fußballspiels des BVB gegen Hamburg (2:0) und einer Ausstellung in den anderen Hallen vorprogrammiert.

Eisbrecher starteten um 18.55 Uhr. Vermummt in Winterjacken mit Fellkapuzen und dem harten Mix aus Gitarre, Bass und Elektronik, gepaart mit deutschen Texten kamen sie zumindest im vorderen Bereich um die Bühne gut an. Bei Showbeginn drängte sich der Vergleich mit Rammstein auf, allerdings hielten Eisbrecher diesem Vergleich durch einige Ansagen und die weitere Songauswahl nicht stand. Bei nur 30 Minuten Spielzeit hätte der Checker besser auf den Hinweis verzichtet, hier bereits mit Megahertz im Vorprogramm der BÖHSEN ONKELZ gespielt zu haben und weiteres Geplänkel... wen beeindruckt das? Die Fans wären sicher für einen zusätzlichen Song dankbarer gewesen.

Um 19.45 Uhr verdunkelte sich die Halle erneut, um mit langem Intro, Schwarzlicht und Nebel die Show von Tarja einzuleiten. Das Schlagzeug von Mike Terrana war am rechten Bühnenrand aufgebaut, Max Lilja (Ex-APOKALYPTIKA) war mit seinem Cello am linken Bühnenrand platziert.

Die Show war das, was man erwartet hatte (natürlich inkl. einem recht kurz gehaltenen Schlagzeugsolo). Wie auch schon bei der ersten Band konnte man hören, dass viele Tarja-Fans anwesend waren, allerdings war die Halle immer noch erschreckend leer und so schaffte es auch Tarja trotz mehrfach wechselnder Kleidung, guter Stimme und NIGHTWISH-Coversongs nicht, das Publikum in den ihr zur Verfügung stehenden 55 Minuten richtig einzuheizen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit von 40 Minuten war es um 21.20 Uhr dann endlich soweit. Die Halle wurde erneut dunkel, der Vorhang stilgerecht zum darauf folgenden Theater hochgezogen, der Altmeister der Bühnenshow stand auf derselben, wurde lautstark bejubelt und legte als Intro mit Schools out gleich einen All-Time-Favorite vor. Und für mich persönlich die bange Frage: Funktioniert diese Inszenierung im Zeitalter des „höher, schneller, weiter, mehr“ noch? Um es vorweg zu nehmen: Es funktioniert noch! Zwar hat das Intro ein wenig von alten Zeiten gezehrt, allerdings schloss sich direkt der zweite Klassiker „No more Mr. Nice Guy“ an und Mr. Cooper zeigte sich körperlich und stimmlich in sehr guter Verfassung. Stimmlich steigerte er sich noch, was teilweise auch an der Soundqualität lag, die bereits ab dem 2. Song besser wurde. Der einzige Wermutstropfen war die nicht volle Halle und die entsprechend teilweise leeren Ränge. Dort schien das Publikum sich tatsächlich in sicherer, unauffälliger Position zu wähnen - die Show wurde durchgehend sitzend erlebt. Dafür fehlte auf der Bühne zu keiner Zeit der nötige Enthusiasmus und sowohl der Theaterdirektor als auch seine Band lieferten eine energiegeladene Show mit allen nötigen Einlagen. Die Spielfreude war sämtlichen Musikern anzumerken und die Songs wurden rockig-rotzig-frech gespielt. Also so, wie es sich für eine Liveshow gehört.

Nach I’m 18 kam Alice mit Peitsche zurück auf die Bühne und sang Wicked Young Man, worauf er in eine Zwangsjacke gesteckt wurde. Im Laufe des Abends verlor er unter anderem dank einer Guillotine den Kopf (wobei der „Kopf“ während der Show immer mal wieder zur Schau gestellt wurde).

Die alt bekannte liebenswürdige Krankenschwester (diesmal wegen anderweitiger Verpflichtungen nicht von seiner Tochter gespielt) hatte ihren ersten Auftritt bei Cold Ethyl. Cooper ging jedoch mit ihr nicht wirklich freundlich um. Zur Strafe bekam er beim nächsten Track die Giftspritze und starb erneut. Natürlich folgte sinnigerweise Poison, einer der kommerziell größten Hits von Alice Cooper, auch wenn dieser unter den frühen Fans – gerade wegen seines kommerziellen Erfolges - immer umstritten war. Aber auch heute gab es dafür deutlichen Applaus - selbst auf den Tribünen. Im weiteren Verlauf wurde Alices Gesundheitszustand gründlich von Nurse Rozetta überprüft, er dankte es ihr, indem er sie daraufhin mit ihrem Strumpfband erstickte, trauerte schließlich um sie bei Only Woman Bleed/I Never Cry. Sie zahlte es ihm anschließend heim, indem sie ihn am Galgen erhängte.

Dafür verteilte Cooper dann bei Dirty Diamonds und Billion Dollar Babies Perlenketten und Dollarnoten vom Spieß seines Degens im Publikum, als er zurück auf die Bühne kam. Auch hier zeigte sich einmal mehr, dass Cooper nichts verlernt hat und einen Riesenspaß an der Sache hat. Er flirtete mit dem Publikum, hielt eine Kette hin und warf sie dann doch jemand anderem zu. Und das alles auf seine unnachahmlich charmante Art.

Und auch der letzte Akt des Sterbens – in einer Magierkiste erstochen – und der Wiederauferstehung - war perfekt inszeniert. Für allgemeine Erheiterung sorgte dann noch ein übergroßer „Frankenstein“ auf der Bühne, welcher durch die überdimensionale Spritze beruhigt werden musste.

Als Theaterdirektor im Glitzeranzug und mit Deutschlandfahne gab er die letzten Songs zum Besten, bevor erneut mit School’s Out das Ende der Vorstellung eingeläutet wurde. Selbstverständlich durften auch die Luftballons nicht fehlen. Nachdem die ersten Fans auf den Rängen aufstanden, entschieden sich doch noch einige dafür, Mr. Cooper stehend zu applaudieren - mehr als verdient.

Man mag spekulieren, ob der teilweise fehlende Enthusiasmus des Publikums am Durchschnittsalter oder der fehlenden Fitness desselben lag, an der Band und Mr. Cooper konnte es an sich nicht gelegen haben. Vielleicht aber lag es einfach nur an der eingangs beschriebenen Erwartungshaltung. Seit 40 Jahren liefert Alice Cooper eine ausgefeilte und kurzweilige Bühnenshow. Jeder, der „Theatre Of Death“ besucht, muss sich darüber im Klaren sein, dass diese Show ganz einfach einen anderen Charakter bekommen hat. Was früher noch als tabulos, blutrünstig und schockierend galt, ist heute einfach sehr gute Unterhaltung und ein hervorragendes Rock-Varieté mit einer guten Portion Slapstick.

Ich wurde nicht enttäuscht und kann diese Show nur jedem empfehlen.

Mona Schmidt, 12.11.2010

 

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