EAV

Neue Helden braucht das Land

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 31.03.2010
Jahr: 2010
Stil: Rock, Pop

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Redakteur(e):

Michael Koenig


EAV
Neue Helden braucht das Land, Sony Music/Ariola, 2010
Klaus EberhartingerGesang, Chorgesang
Thomas SpitzerGitarre, Grabesstimme, Chorgesang
Kurt KeinrathGitarre, Keyboards, Chorgesang
Franz KreimerKeyboards, Saxofon, Akkordeon, Chorgesang
Leo BeiBass
Robert "Bertl" BaumgartnerSchlagzeug
Gäste:
Mark DuranGitarre, Drum-Programming, Keyboards, Chorgesang
Harald NoigesGitarre bei den Titeln 01, 04 & 09
Michael EhningerGitarre bei den Titeln 09, 11 & 19, Rockschlagzeug, Bass, Keyboards, Ethnomusik bei den Titeln 13 & 19
Sören HildGitarre bei den Titeln 09, 11 & 19
Martin KromarGitarre bei Titel 02
Fritz JereyDrum-Programming, Live-Schlagzeug, Gitarre, Bass, Keyboards, Voice-Coaching bei Titel 13, Banjo, Akustikgitarre, Drum-Programming bei Titel 06
Paul KindlerSpezial-Nasal-Diktion bei Titel 14
Anna Neumeister, Eva Bierbaum, Dr. Daniela MüllerChorgesang
David, Ricarda, Viola, Moritz, Johanna, Anna, Max KeinrathKinderchorgesang
Produziert von: Mark Duran, Thomas Spitzer, Martin Kromar, Franz Kreimer, Kurt Keinrath, Fritz Jerey, Michael Ehminger & Sören Hild Länge: 54 Min 23 Sek Medium: CD
01. Dummheit an die Macht11. Männer brauchen Tritte
02. Rabatt, Rabatt12. Eloise & die Krise
03. Ein Huhn13. Supertürke
04. Neue Helden (braucht das Land)14. Toleranz
05. Baden in Aden15. Stein der Weisen
06. Obama16. Hypochonder
07. Simsalabim (die Esoterroristen)17. Bitte Bier
08. Boshaft ist die Vogelschar18. Beim Cseijtei im Hof
09. Nostradamus19. Wie schön (wär diese Welt)
10. Die Steirerewerdung

Die total schräge und irrwitzige österreichische Rock- und Popkapelle ERSTE ALLGEMEINE VERUNSICHERUNG oder einfach EAV kann auf eine erkleckliche Anzahl an Hits im deutschsprachigen Raum Europas zurückblicken. Sowohl in Deutschland, der Schweiz und selbstredend in Österreich war sie während der 1980er und der 1990er Jahre häufig in den oberen Regionen der Album- und Singlehitparaden anzutreffen und sackte massenhaft Edelmetall ein. Wer kennt sie nicht, Songs wie Ba-Ba-Banküberfall, Märchenprinz, Heiße Nächte (in Palermo), Fatamorgana oder Küss’ die Hand schöne Frau. An verschiedene ihrer Longplayer, so z.B. ’Geld oder Leben!’, ’Liebe, Tod & Teufel’, ’Kann denn Schwachsinn Sünde sein...?’ und ’Neppomuk’s Rache’, dürften sich ebenfalls noch so manche erinnern können. Nach dem letzten Album, das neue Stücke enthielt, ’Amore XXL’ von 2008, steht nun die aktuellste Studioplatte ’Neue Helden braucht das Land’ parat um gekauft und gehört zu werden.

Aufgrund ihres manchmal durchaus recht platten Klamauks wurde die EAV von so manchem Konsumenten in die Ecke der reinen Gaudibands gestellt. Was den Österreichern, wenn man zwischen den Zeilen liest und auf die Zwischentöne hört, ganz sicher nicht gerecht wird. Zumeist verpacken sie beißende Kritik an Gesellschaft und Staat in eingängige und vordergründig als anspruchslos wahrzunehmende Lieder. Der vor allem in der Vergangenheit zu verzeichnende Riesenerfolg ihrer Veröffentlichungen und Tourneen beim Mainstreampublikum tat ein Übriges, dass vor allem die anspruchsvolleren Musikfreunde und -kenner die Schöpfungen der EAV bis heute nicht ernst nehmen können oder wollen. Dafür eckten Kompositionen wie Eierkopf-Rudi (Neo-Nazi-Kritik), Wir marschieren (Neo-Nazi-Kritik), Wann man gehn muss (Kritik am früheren österreichischen Bundespräsidenten Kurt Waldheim), Burli (Folgen eines nuklearen Super-GAU) und s’ Muaterl (Kritik an Papst und Kirche) bei vielen, vor allem natürlich den betroffenen Personen und Institutionen an.

’Neue Helden braucht das Land’ ist eine Sammlung von meist simplen, überwiegend im melodischen und gitarrendominierten härteren Rock angesiedelten Tracks, die aber ebenso Elemente anderer Genres und Subgenres enthalten (siehe hierzu die Anmerkungen zu einzelnen Titeln). Die Texte sparen weder mit Seitenhieben, noch Häme oder Situationskomik im Bezug auf die leider allzu weit verbreitete geistige Unterbelichtung (Dummheit an die Macht), den unstillbaren Konsumwahn (Rabatt, Rabatt), das allzu dämliche Fernsehen (Ein Huhn, Zwischenspiel auf der Basis von Mein Hut der hat drei Ecken, Neue Helden braucht das Land), die neuen Piraten (Baden in Aden), Bush (Obama, Country Rock), den anhaltenden Esoterikboom (Simsalabim [die Esoterroristen], orientalisch angehaucht), Vögel (Boshaft ist die Vogelschar, Zwischenspiel auf der Grundlage von Alle Vögel sind schon da), die Religion (Nostradamus, doomig), plumpen Nationalismus (Die Steirerwerdung, Zwischenspiel mit Zitherklängen und pathetischem Sprechgesang), den Umgang mit der Spezies Mann (Männer brauchen Tritte , Swing), die aktuelle Finanzkrise (Eloise & die Krise, Metal), türkische Machos (Supertürke, orientalischer Rap), die spießige Möchtegernakzeptanz von fremden Menschen (Toleranz), Nierensteine (Stein der Weisen, Gedicht, Zwischenspiel), eingebildete Kranke (Hypochonder), überzogenen Alkoholkonsum im Urlaub (Bitte Bier, Rapteil), Altnazis nach dem Krieg (Beim Cseijtei im Hof, Schunkelei) und die Unvereinbarkeit von Gier und Moral (Wie schön [wär diese Welt]).
Es entsetzt mich jedes Mal aufs Neue, wenn ich mir vergegenwärtige, dass die Menschen sich so dermaßen daneben benehmen, trotzdem aber nach wie vor als “Krone der Schöpfung“ gehandelt werden. Wenn das tatsächlich die Spitze der Evolution sein soll, dann kann ich nur noch “gute Nacht“ sagen.
Andererseits ist damit sicher gestellt, dass der EAV ganz gewiss niemals die Themen für weitere böse Nummern ausgehen werden. Das ist doch auch schon was, oder?

Die EAV hält ihren lieben Mitmenschen in Form von ’Neue Helden braucht das Land’ auf ihre ureigenste und wohl auch unnachahmliche Art und Weise einmal mehr den Spiegel vor die manchmal gar nicht so nette Fratze. Das Lachen bleibt einem des Öfteren mitten im Halse stecken, wenn mal wieder klar wird, dass es das ungeschminkte tägliche Leben ist, von dem die sehr direkten und unmissverständlichen Texte handeln. Doch noch ist nicht alles verloren, schließlich gibt es da den einen oder anderen Hoffnungsschimmer für die versammelte Menschheit, wie beispielsweise in Obama beschrieben.

Das Album ist ansprechend produziert. Die kompositorischen und musikalischen Leistungen geben keinen Anlass zu negativen Bewertungen.

Mit ’Neue Helden braucht das Land’ kann die EAV zwar ganz bestimmt keinerlei Bahn brechende Neuerung in der Rockmusik für sich reklamieren. Das macht die Truppe aus unserem Nachbarland jedoch mit den nicht allzu häufig in Richtung Albernheit abdriftenden Erzählungen bzw. Beobachtungen wieder wett. Die Texte sind nämlich das Entscheidende hier. In dieser Form darf da ruhig noch mehr kommen.

Michael Koenig, 26.03.2010

 

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