Eberhard Schoener

Flashback

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 23.03.2011
Jahr: 2010
Stil: Electronica, Avantgarde

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Eberhard Schoener Homepage



Redakteur(e):

Ralf Frank


Eberhard Schoener
Flashback, MIG-Music, 2010
Eberhard SchoenerMoog, Oberheim, Mellotron, Piano
StingB-Guitar, Vocals
Andy SummersE-Guitar
Hansi StröerE-Guitar, Electr.Piano
Olaf KüblerTenor-Sax, Alt-Sax
Stewart CopelandDrums, Percussion
Gäste:
Orchester der Münchner Kammeroper(Dirigent: Eberhard Schoener)
Produziert von: Eberhard Schoener Länge: 46 Min 36 Sek Medium: CD
From The New World:From The Old World:
01. Trans-Am07. Rhine-Bow
02. Why Don't You Answer08. Loreley
03. Only The Wind09. Magma
04. PowerslideBonus:Track:
05. Flashback10. Why Don't You Answer (Clubmix)
06. Epilogue

"Andy Summers, der Gitarrist von THE POLICE, hatte uns vor vielen Jahren miteinander bekannt gemacht. Andy brachte Stewart Copeland und mich 1977 nach München, um dort mit dem ungewöhnlichen Dirigenten zusammenzuarbeiten. Eberhard Schoener brauchte für eine Show eine Band mit vielseitigen Musikern.
Wir hatten erst vor kurzem THE POLICE gegründet und brauchten dringend Geld, um unsere verwegenen Träume vom Ruhm aufrechtzuerhalten.
Deswegen war es, abgesehen davon, dass wir extrem gut bezahlt wurden, zu verlockend, um ein paar Wochen Arbeit in Deutschland als Teil einer (wie Andy sagte) “Multimedia- Komposition aus Laser, Zirkus, Rock, klassischer und elektronischer Musik mit Balletttänzern und einem Pantomimen” abzulehnen
" erinnert sich Sting in Stefanie Schoeners Biografie über ihren Mann “Eberhard Schoener - Grenzen gibt es nicht” und findet sich mit diesen Zeilen auch in den Liner Notes zur remasterten Neuauflage von "Flashback" wieder, dem dritten Teil der Trilogie bestehend aus den Alben "Bali-Agúng" (1976), "Trans-Formation" (1977) und eben "Flashback" (1978).

Heutzutage taucht der Name Eberhard Schoener in der U-Musik kaum noch auf, es sei denn, man rechnet seine Soundtracks zu diversen TV-Serien wie aktuell "Der Alte" oder "Siska" oder die Anfänge mit "Derrick" (von ihm stammt auch die berühmte Titelmusik) dazu, aber Mitte der 70er befand er sich auf dem Zenit eines visionären Trips, einer musikalischen Wanderung zwischen den Welten, die wegbereitend sein sollte.

Schoener, Baujahr 1938, genoss eine klassische Ausbildung zum Violinist, Chorleiter und Dirigent, gründete die Münchener Kammeroper, die er bis heute leitet, gilt als Erfinder der sogenannten "Kurz-Oper" und wurde bekannt als Organisator der erfolgreichen "Klassik-Rock-Nächte", Letztere quasi geboren aus einer missglückten Tour-Idee "Rock meets Classic" aus DEEP PURPLE und späteren IAN GILLAN BAND Mitgliedern, von dessen einzig stattgefundenem Konzert in München 1974 das "Windows" Album von Jon Lord resultierte. Davor ließ er bereits PROCUL HARUM und den Tölzer Knabenchor gemeinsam auftreten und nahm 1975 zusammen mit Jon Lord dessen Album "Sarabande" auf. Daneben galt seine große Liebe jedoch der Elektronik, Schoener war der erste Deutsche, welcher bereits seit 1968 einen Moog Synthesizer besaß und auch einsetzte, nicht zuletzt auch auf dem vorliegenden Album und z. B. Künstler wie Popol Vuh und Klaus Schulze maßgeblich beeinflusst haben soll.

Wie Sting oben beschreibt, schwebte Schoener eine Multimedia-Komposition vor, die seiner Zeit weit voraus war und 1978 in der legendären "Trans-Formation - Laser In Concert" Tour mit u. a. THE POLICE (aka SECRET SOCIETY), dem Tölzer Knabenchor und der kalifornischen Lasershow LASERIUM, die bereits mit TANGERINE DREAM gearbeitet hatten, seine Erfüllung fand.

(c) Ralf Frank

Dem Zuschauer bot sich ein überwältigendes Spektakel, wer Glück hatte, konnte einen der wenigen Liegestühle in den vorderen Reihen ergattern und sich dann ganz der "Trans-Formation" hingeben, musikalisch muggelig eingelullt von den meditativen, elektronischen Sphärenklängen aus Schoeners "Reisen"-Trilogie (lange bevor "New-Age" zum Thema wurde), eingebettet in wabbernde Laserteppiche und bevor man wegzudämmern drohte, wieder aufgeschreckt durch pop-rockige Intermezzi und Klangkollagen sowie außergewöhnliche Vocals, von denen man damals schon erahnen konnte, dass hier ein echtes Talent am Werke war.
"Eberhard hatte mich ursprünglich nur als Bassist engagiert, doch als er mich dann singen hörte, war er fasziniert von meiner Stimme und erkannte “etwas Einzigartiges in ihr”. Wie er sagte, einen, wenn auch unausgebildeten, Tenor", erzählt Sting. Gerüchten zufolge experimentierten die beiden zusätzlich mit Helium, um den Effekt noch zu verstärken, einer Technik, die man sich möglicherweise von David Suhrkamp (PAVLOV'S DOG) abgeschaut hatte und die Sting auch später noch ab und zu bei THE POLICE eingesetzt haben soll.

"Flashback" besteht quasi aus zwei Teilen, analog dem Format der damaligen Vinyl-LP, die A-Seite "From The New World“ beschreibt eine Reise nach USA und zurück nach Europa, wobei überwiegend prog-pop-rockige Elemente im Vordergrund stehen, die maßgeblich von THE POLICE mitgestaltet werden, besonders der L.T. Velvet Clubmix von Why Don't You Answer könnte in jeder Compilation des Trios bestehen, merkwürdigerweise wird dieses Kapitel ihrer Entstehungsgeschichte fast konsequent ausgeklammert, obwohl man sich dessen wahrlich nicht zu schämen braucht, ganz im Gegenteil.
Die 3 Titel der B-Seite "From The Old World“ beschreiben den Rhein von seiner Mündung bis zur Quelle, ihnen liegt eine Musik für den Spielfilm "Rheingold“ von Niklaus Schilling zugrunde. Hier kommt der Elektroniker in Schoener zum Zuge und nimmt quasi einige Aspekte des Soundtracks von "Blade Runner" (1982) vorweg, dessen Schöpfer Vangelis sich hier kaum des ein oder anderen "Zitates" freisprechen kann (IMHO).
Das Album kommt komplett remixed und remastered sowie im schicken 4-panel-Digipak inkl. 20-seitigem Booklet daher und ist nicht nur für Elektronica und Avantgarde Fans der 70er sondern u. a. auch für Fans von THE POLICE ein wichtiges Zeitzeugnis, welches es (wieder)zuentdecken gilt.

Ralf Frank, 07.03.2011

 

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