Eleni Mandell

"Manchmal staune ich über mich selbst"

( English translation by Google Translation by Google )

Interview

Reviewdatum: 01.04.2007

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Redakteur(e):

Frank Ipach


Eleni Mandell
"Manchmal staune ich ?ber mich selbst", Interview

Eleni Mandell Mit einer dampfenden Tasse Tee und etwas m?den Augen trat mir eine freundliche, aber zugegebenerma?en, nach drei Wochen Tourstress, etwas ausgepowerte Eleni Mandell entgegen. Doch w?hrend des Interviews schien sie dann doch hellwach und konzentriert zu sein, so dass sich mein Eindruck, es hier mit einer letztlich doch ausgeschlafenen K?nstlerin zu tun zu haben, nach meinem Interview aus 2005 erneut best?tigte.

Hooked on Music: Hi Eleni, wie lief eure Tour bisher?
Eleni Mandell: Oh, die Tour lief gro?artig, aber auch ein wenig schwierig, weil wir so wenig freie Tage hatten, im Grunde nur 3 innerhalb von drei Wochen.
HOM: Also, Du bist jetzt total ersch?pft?
E.M.: Ja, das bin ich wohl, absolut... (lacht)
HOM: Gute drei Wochen seid ihr jetzt durch die L?nder gezogen, kein Wunder also, dass Du m?de bist.
E.M.: Ja, die meisten Shows spielten wir zwar in Deutschland, aber wir waren auch in ?sterreich, Schweiz, spielten eine Show in D?nemark, eine in Schweden, fahren jetzt noch f?r ein paar Gigs nach Holland und Belgien und dann endlich... nach Hause. Ich m?chte jetzt hier nicht jammern wie ein Baby, denn wir hatten letztlich auch eine gute Zeit, spielten in tollen Clubs, trafen nette Leute, meine Band ist supergut drauf, aber so nach drei Wochen bekommt man dann doch etwas Heimweh. Aber, so ist der Job halt.

HOM: Irgenwie scheint es, als habe sich seit unserem letzten Gespr?ch einiges bei Dir ge?ndert. Du bist bei einer neuen europ?ischen Plattenfirma gelandet und tourst jetzt mit der Unterst?tzung der Berthold Seliger Agentur. Das sind doch schon recht gute Adressen im Business. Wie kam es denn dazu?
E.M.: Der eigentliche Grund war, dass Trocadero Records, die meine beiden letzten Alben hier in Deutschland und auch in ?sterreich und der Schweiz vertrieben haben, den Laden dicht gemacht haben und R?diger Ladwig, der Besitzer, mir dabei half ein neues Label zu finden. Gl?cklicherweise waren die Leute bei Trocadero Fans meiner Musik und so kam dann eins zum anderen. Die Leute bei V2 machen ebenfalls einen gro?artigen Job und ich bin ganz gl?cklich dort.
HOM: Ja, aber V2 ist im Gegensatz zu Trocadero doch ein recht fettes Major-Label. Hast Du jetzt irgendwie das Gef?hl, es geschafft zu haben?
E.M.: Ach was, nein, es ist immer das gleiche Spielchen. Du musst halt zusehen, dass deine Musik irgendwie verkauft wird. Man steckt so viel Arbeit in seine Projekte, geht dann wochenlang auf Tour, verzichtet auf all die Leute die man liebt, die einem was bedeuten. Da spielt die Plattenfirma gar keine Rolle.
HOM: Das bringt mich direkt zu einer weiteren Frage. Du bist schlie?lich eine Frau, keine Ahnung wie alt Du bist, 27, 28 oder 30, (Eleni lacht und meint sie sei ?lter und f?hle sich geschmeichelt), hast Du nicht auch manchmal das Gef?hl oder denkst daran, eine Familie zu gr?nden oder vielleicht auch ein Baby zu bekommen?
[Das, lieber leser, ist eine klassische Suggestivfrage. Dem Kollegen Ipach geb?hrt hierf?r zwar kein Pulitzer-Preis, unser tiefester Respekt f?r subtile Fragetechnik allemal. Red.]
E.M.: Ja klar, total oft, und ich denke ich mu? in der n?chsten Zeit meine Priorit?ten setzen. Denn wenn ich es in der n?chsten Zeit nicht schaffe, mir schl?ssig zu werden was ich denn eigentlich m?chte, dann wird's in fernerer Zukunft immer schwieriger. Das Problem ist, dass die Leute in Amerika h?ufig denken, man sei krank oder nicht arbeitsf?hig, wenn man ein Baby erwartet. Die Schwester einer Freundin von mir, die auch Musikerin ist, ging, als das Baby grad mal 3 Monate alt war, schon wieder auf Tour. Also, ich m?chte ja nicht verantwortungslos sein, aber irgendwie mu? man es doch schaffen, auch weiterhin zu arbeiten. Ich mu? einfach noch dr?bernachdenken, schwierige Sache...

HOM: Dein neues Album "Miracle Of Five" wird auch diesmal wieder von der einschl?gigen Musikpresse hoch gelobt. In einem Internetartikel des Magazins "New Yorker" las ich folgendes Zitat: "Mandell ist m?glicherweise die talentierteste Person im ganzen Musikbusiness". Was denkst Du ?ber solche Aussagen?
E.M.: Was? Dieses Zitat kenne ich nicht, obwohl ich den New Yorker doch relativ h?ufig lese, ich mag dieses Magazin in der Tat, aber ... na, ich wei? nicht so recht. Es stand allerdings dort vor einigen Jahren mal, dass ich "possibly the best unsigned artist" sei. Nat?rlich schmeichelt mir das, insbesondere wenn es von Journalisten kommt, die man absolut respektiert. Aber, letzten Endes ist es auch nur ein Teil des Business und man sollte dies alles nicht zu hoch h?ngen und einfach konzentriert weiterarbeiten. So etwas beeinflusst mich nicht in meinem t?glichen Leben. Es ist zwar nett, mehr aber auch nicht.
HOM: Bedeutet das, dass Du im Allgemeinen einen Schei? darauf gibst, was die Presse so ?ber dich verbreitet? Bist Du nicht manchmal auch ver?rgert oder w?tend ?ber die eine oder andere Presseverlautbarung?
E.M.: Also, ver?rgert bin ich nur dann, wenn ich das Gef?hl habe, jemand hat meine Platte nicht richtig geh?rt, wenn er sich z.B. ein Urteil erlaubt anhand eines einzigen Titels, oder so, aber ehrlich gesagt, Du darfst dir nicht zu viel auf gute Kritiken einbilden und auch nicht allzu viel auf schlechte Kritiken geben. Das ist die ges?ndeste Art und Weise.

HOM: Wie w?rdest Du denn dein neues Album einer Person beschreiben, die noch nie einen Ton davon geh?rt hat.
E.M.: Oh, da w?rde ich sagen es ist ... sehr sch?n, s?? und auch ein bi?chen dunkel. Und irgendwie besitzt es f?r mich auch so eine Art magische Kraft.

HOM: Was w?rdest Du als dein auffallendstes Talent bezeichnen? Songwriting, Song-Arrangements, das Singen oder das Gitarrespielen?
E.M.: Mein Talent? Ach, ich denke ich bin ein ganz ordentlicher Songwriter, ich kann ganz gut mit Worten umgehen, ich liebe die Sprache. Manchmal ?berrasche ich mich selbst, ja, ja, ich wei? das klingt l?cherlich, aber manchmal wenn ich ein paar Jahre sp?ter meine Texte anschaue, entdecke ich neue Bedeutungen innerhalb der Lyrics. Das mag daran liegen, dass ich meine Texte irgendwo aus dem Unterbewu?tsein hervorhole, auf eine sehr nat?rliche Art und Weise. Okay, manchmal versuche ich auch etwas ganz bewu?t zu erschaffen, aber meistens geschieht es doch auf diese ganz nat?rliche Art und Weise, die mich dann im Nachhinein ?ber mich selbst staunen l?sst (lacht). Ich denke, ich wei? auch, dass ich nicht die perfekte S?ngerin bin, aber ich sch?tze ich verf?ge eine Menge Charakter in meiner Stimme.
HOM: Wer ist denn f?r dich die perfekte S?ngerin?
E.M.: Oh, Ella Fitzgerald, Sarah Vaughan, Peggy Lee, Patsy Cline, Tammy Wynette. Ich kann ganz gut damit umgehen, nicht die perfekteste aller S?ngerinnen zu sein.
HOM: Ach komm, deine Stimme ist doch sch?n genug...
E.M.: (lacht) Okay, danke.

HOM: Es gibt auf deinem neuen Album eine Menge jazziger Einfl?sse. Wer oder was hat dich ermutigt, dieses so umzusetzen?
E.M.: Neben einigen anderen verschiedenen Stilen bin ich mit alten Jazzplatten aufgewachsen, h?rte Sachen aus dem klassischen American Songbook, Songs von Cole Porter und George Gershwin, so dass diese Melodien irgendwie zwangsl?ufig in mein Songwriting einfliessen. Au?erdem bin ich der Meinung, dass man diesen leichten Jazzeinfluss auf allen meinen Platten sp?rt.
HOM: Neulich las ich in einem Buch von Ashley Kahn mit dem Titel "The House That Trane Built" (ein Buch ?ber das Wirken des gro?en Jazzlabels der Sechziger, "Impulse") ein Zitat von, ich glaube es war Don Cherry, der Trompeter, der dort zitiert wurde: "Ein spezifischer Stil ist der Tod der Kreativit?t". Was h?ltst Du von dieser Aussage?
E.M.: Nun, ich glaube ein spezifischer Stil k?nnte die Geburt von Geldmacherei sein. Jedenfalls waren meine bisherigen Alben immer so, wie ich sie eigentlich haben wollte.
HOM: Ja, das meine ich ja, deine Alben sind schon immer irgendwie unterschiedlich. Auf einen bestimmten Stil kann man dich nicht unbedingt festnageln.
E.M.: Es ist eben so, dass man, um etwas besser verkaufen zu k?nnen, die Musik kategorisieren m?chte. Man kann sie so besser an den Mann bringen. Aber ich lasse meiner Kreativit?t lieber freien Lauf. Nur so kann ich gl?cklich sein.

HOM: Auf deiner neuen Platte spielt Nels Cline von WILCO die Gitarre. Hast Du ihn ganz zielbewu?t engagiert und wo ist der gro?artige Joshua Grange (von den letzten Alben) abgeblieben?
E.M.: Josh? Oh, der spielt jetzt mit anderen Leuten. Alle Musiker mit denen ich zusammenarbeite spielen auch mit anderen Musikern. Josh ist nat?rlich ein hochtalentierter Gitarrist, aber seine Art zu spielen ist mehr traditionell ausgerichtet, das kam mir f?r mein neues Album nicht so gelegen. Ich brauchte diesmal jemanden der experimentierfreudiger daherkommt und Nels Cline ist ein Freund unseres Drummers Kevin Fitzgerald und der Typ mit dem wir jetzt touren, Jeremy Drake, ist wiederum ein Kumpel von Nels und der hat ihn mir schlie?lich empfohlen. Ich bin momentan an etwas abgefahreneren Sounds interessiert und Jeremy macht das sehr gut.

HOM: Nachdem Du jetzt drei Wochen unterwegs warst, hast Du irgendwelche neuen unerwarteteten Eindr?cke ?ber uns Europ?er sammeln k?nnen?
E.M.: Das einzige wof?r mir Zeit bleibt und was mich in Sachen Kultur und so interessiert, ist schlie?lich das Essen, denn ich esse f?r mein Leben gern. Ansonsten sp?re ich eben, dass uns die Leute sehr freundlich begegnen, weil wir ihnen ebenfalls freundlich gesonnen sind, wir machen sie gl?cklich mit unserer Musik. Das ist es was z?hlt. Ich lerne durch unser Touren schon eine Menge unterschiedlicher Leute kennen, auch au?erhalb des Business, kann mich hie und da mit ihnen unterhalten und mir ein ungef?hres Bild ?ber die europ?ische Denkweise mache.

HOM: Was h?rt ihr denn so im Tourbus, wenn ihr von einer zur n?chsten Stadt fahrt?
E.M.: Oh, jetzt zuletzt habe ich ein H?rbuch genossen, von Michael Connelly, einen Mysterythriller, der uns allen sehr viel Spa? bereitet hat. Und dann haben alle ihren iPod auf den Ohren und ich h?re meistens, obwohl das jetzt vielleicht merkw?rdig klingt, Hitsongs aus den Siebzigern. Zeugs eben wo man mittr?llern kann, irgendwas leichtes. Ich hab ja schon 'ne Menge Tourneen gemacht und irgendwann wird man es satt immer nur Bob Dylan zu h?ren (lacht).
HOM: Okay, Eleni, dann will ich dich jetzt nicht l?nger aufhalten. Du musst gleich deinen Gig spielen. Ich w?nsch Dir viel Spa? dabei. Ich werde zuh?ren und einen Bericht dr?ber schreiben.
E.M.: Okay, vielen Dank, und sei gn?dig mit deinem Urteil... (lacht)

Frank Ipach, 01.04.2007

 

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