Emiliana Torrini Fisherman´s Woman, Rough Trade, 2004 |
Emiliana Torrini | Vocals | |||
Dan Carey | Guitars, Organ, Bass, Pedal Steel, Wurlitzer, Melodica | |||
Julian Joseph | Piano | |||
Samuli Koskinen, Pharoah S. Russel | Drums | |||
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1. Nothing Brings Me Down | 7. Next Time Around | |||
2. Sunny Road | 8. Heartstopper | |||
3. Snow | 9. At Least It Was | |||
4. Lifesaver | 10. Fisherman's Woman | |||
5. Honeymoon Child | 11. Thinking Out Loud | |||
6. Today Has Been OK | 12. Serenade | |||
Eines steht nach mehrmaligem Hören dieser Emiliana Torrini-Scheibe schon mal fest:
Ihre grösstmögliche Wirkung entfaltet sie unterm Kopfhörer. Man sollte ihr ganz nah sein. Die Art und Weise wie "Fisherman´s Woman" klingt, schreit förmlich nach Intimität mit der Interpretin. Wobei Emiliana selbst natürlich niemals schreit, sondern eher verlockend säuselt. Völlig entspannt, meistens auf der Schwelle zwischen Freundlichkeit und Verträumtheit und Fragilität und Traurigkeit tänzelnd, umgarnt sie dich mit ihrer Mädchenstimme. Bist du selbst nicht ebenfalls entspannt, dann wird´s auch nichts mit Emiliana.
Gleich im ersten Song Nothing brings me down singt sie folgende Zeilen, die sie direkt sympathisch machen und die Stimmung des Albums vorzeichnen: "Home alone and happy - Nothing brings me down - Full of wine, unsteady - Nothing brings me down - The phones are off, the music's on - Nothing brings me down".
Dies passt auch zu Emilianas Schilderung der Aufnahme-Sessions: "Eines wusste ich ganz sicher, ich wollte einen sehr persönlichen Gesangssound. Bei den Aufnahmen zu diesem Album brannten Kerzen, es gab Lachanfälle und ich hatte meine Bettdecke dabei."
Falls der eine oder andere meint, dies klinge zu arg nach Klischee, der sieht sich getäuscht. Denn diese Stimmung manifestiert sich in der Tat sehr spürbar über den gesamten Verlauf des Albums.
Wenn man bedenkt, dass die 27-jährige Italo-Isländerin 1999 mit dem von Roland Orzabal produzierten Trip-Hop-Album "Love In The Time Of Science" für Furore sorgte und zwischenzeitlich an Kylie Minogues Dance-Hit Slow mitarbeitete und für den zweiten "Herr der Ringe"-Teil den Soundtrack-Titel Gollum Song komponierte, erscheint es umso verwunderlicher nun dieses recht asketisch klingende, von Akustikgitarren dominierte und gelegentlich von Klavierkadenzen durchflutete und verhaltener Percussion gesäumte Album zu erleben. Vom Trip-Hop zum Singer-Songwriter. Schon erstaunlich.
Doch mit diesem atmosphärisch dichten Album gelingt Emiliana ein grosser Schritt in Richtung künstlerischer Selbstfindung. Die Songs sind einfach gestrickt, doch nie banal. Die Melodien sind zwar eingängig, aber bewahren sich immer diesen letzten Rest von Eigenständigkeit und wehren sich gegen die Vereinnahmung durch standardisierte Songmuster. Und Emiliana singt emotional überzeugend.
Sicher hört man den Kompositionen mal einen Nick Drake-Flair, eine Prise Leonard Cohen oder einen Hauch von Rickie Lee Jones (Thinking out loud) an. Und bei Sunny Road klingt sie z.B. wie eine um Erfahrung reicher gewordene Norah Jones. Aber am Ende bleibt Emiliana Torrini als eigenständige Künstlerin und überzeugt.
Das schönste, das ergreifendste Stück ist der jazzig-bluesige Titelsong Fisherman´s Woman, in welchem Emiliana die Trauer über den Verlust einer nahestehenden Person verarbeitet, indem sie sich in das entbehrungsreiche Leben einer ständig auf den Ehemann wartenden isländischen Fischerfrau hineindenkt. Das ist aufrichtig und echt.
Das komplette Album wirkt nach und berührt durch seine ehrliche und ungekünstelte Atmosphäre. Sehr intim, sehr empfehlenswert.
P.S.: Special Thanx an die deutsche Emiliana Torrini Fanpage für die freundliche Unterstützung bei der Recherche zum Line Up, welches merkwürdigerweise weder aus dem Booklet, der offiziellen website oder von der Plattenfirma in Erfahrung zu bringen war.