Emily Scott Robinson

American Siren

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 04.11.2021
Jahr: 2021
Stil: Americana, Country, Folk
Spiellänge: 44:31
Produzent: Jason Richmond

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Plattenfirma: Oh Boy Records

Promotion: Oktober Promotion


Redakteur(e):

Holger Müller


s. weitere Künstler zum Review:

John Prine

Titel
01. Old Gods
02. Things You Learn The Hard Way
03. If Trouble Comes A Lookin
04. Let Em Burn
05. Cheap Seats
 
06. Hometown Hero
07. Lost Woman’s Prayer
08. Every Day In Faith
09. Lightning In A Bottle
10. Old North State
Musiker Instrument
Emily Scott Robinson Vocals, Guitars
Graham Sharp Banjo
Mike Guggino Mandolin

Sirenen waren in der griechischen Mythologie Fabelwesen, die mit ihrem Gesang die Seefahrer anlockten, um sie zu töten. Odysseus hätte ihr prominentestes Opfer werden sollen, aber der Kriegsheld von Troja entkam ihnen, indem er sich an den Schiffsmast binden ließ, während seine Mannschaft sich die Ohren mit Wachs zustopften. Ob es angesichts dieser Historie allzu klug ist, ein Album „American Siren“ zu nennen, darf bezweifelt werden. Ganz sicher braucht es für diesen dritten Longplayer von Emily Scott Robinson aber keinen Hörschutz. Denn die amerikanische Songwriterin schaut auf dem Cover zwar recht verführerisch in die Kamera und hat in diesen 10 neuen Liedern auch einiges zu erzählen – aber tödlich ist das Album keineswegs.

Dafür hat Robinson ein gutes Gespür für Melodien, die zum genaueren Hinhören verleiten. Im ersten Durchlauf mag „American Siren“ noch ein wenig flach und unvollständig klingen, aber mit jeder weiteren Runde tauchen neue Nuancen auf, die eine gereifte Künstlerin zeigen.

Mit ihrem Vorbild Nanci Griffith wird Robinson inzwischen häufiger verglichen, und das zu Recht. Ähnlich empfindsam in der Stimme, ähnlich genau die kleinen Dramen des menschlichen Alltaglebens betrachtend. Things You Learn The Hard Way ist eigentlich nur eine Auflistung von gut gemeinten Ratschlägen, aber so wie Robinson sich dabei von leise marschierenden Drums und einer melancholischen Geige vorantreiben lässt, spürt man: das hat sie alles selbst erlebt oder zumindest aus guter Quelle erfahren. „When someone's trust is broken, it's not an easy thing to fix. And when grandpa comes for dinner Lord, don't bring up politics. Be sure to call your Momma, every Sunday after Mass. You won't be ready when you lose her, and it happens way too fast.“ Man möchte fast ein „Amen“ hinterherrufen.

Robinson lässt sich tragen von Folk- und Country-Klängen der Südstaaten. Dass sie inzwischen auf John Prines Oh Boy-Label gelandet ist, passt ins Bild – auch wenn sie die Klasse des zu früh verstorbenen Vorbilds noch nicht erreicht hat. Aber die Mittdreißigerin aus North Carolina ist auf dem richtigen Weg, und ein Song wie Hometown Hero hätte auch Prine sicherlich gut gefallen. Ohne Bitterkeit, aber mit erschütternder Klarheit erzählt sie die Geschichte ihres Cousins, der mit 19 als Soldat nach Afghanistan ging, traumatisiert zurückkam, eine Familie gründete und sich trotzdem das Leben nahm. „But the demons that you lived with, you hid well, we never saw. The guns that you kept loaded and the patches in the wall. She was in the kitchen making lunches and the kids were in their beds. And in a flash we lost you to the war inside your head.“ Und zurück bleibt nur der Schmerz.

Zu diesen Songs passt auch die meist sparsame, aber stets warme Umarmung von Robinsons hoher Stimme durch Banjo, Fiddle, Mandoline und Gitarren-Picking. Odysseus hätte sich nach all dem Schlachtenlärm von diesen zumeist ruhigen Songs sicher gerne bezirzen lassen – und wäre vermutlich freiwillig im amerikanischen Süden geblieben, anstatt nach Griechenland heimzukehren.    

 

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