Emirsian

"Man muss nicht unbedingt Platten verkaufen, um ein glücklicher Musiker zu sein"

( English translation by Google Translation by Google )

Interview

Reviewdatum: 04.11.2006

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Redakteur(e):

Ralf Stierlen


Emirsan
"Man muss nicht unbedingt Platten verkaufen, um ein gl?cklicher Musiker zu sein", Interview

Am Rande des Konzertes, gemeinsam mit dem kanadischen Songwriter Spookey Ruben im frannz, hatte ich Gelegenheit mit dem S?nger, Gitarristen und eigentlichen Protagonisten von EMIRSIAN, Aren Emirze ein kurzes Interview zu f?hren. Den hooked-on-music-Lesern ist Aren nat?rlich auch bestens bekannt als S?nger und Gitarrist der Gruppe HARMFUL, ?ber deren durchaus spannende n?here Zukunft auch einige W?rtchen fielen.

Hooked on Music: Ganz am Anfang. wie liefen die Wohnzimmerkonzerte? (Vor der eigentlichen Tournee mit Spookey Ruben veranstaltete EMIRSIAN im intimen Rahmen drei sog. "Wohnzimmerkonzerte", siehe auch die dazugeh?rige Website)
Aren: Die Wohnzimmer waren super. Die waren sehr, sehr sch?n. Ich muss sagen, dass es eine ganz neue Erfahrung war und es hat Hunger auf mehr gemacht. Eine supergeile Atmosph?re, sehr intensiv und ohne Verst?rkung, unkompliziert, kein Soundcheck. Du gehst hin und spielst einfach, das war wirklich ideal. Das ist genau das, was ich gut finde, glaube ich, in Zukunft.
HoM: Nun ist EMIRSIAN auch sehr gut geeignet daf?r.
Aren: Ja, auf jeden Fall. Obwohl, ich war am Anfang recht angespannt, weil ich nicht wusste, wie die Songs so r?berkommen. Weil auf der Platte ist es ja nicht nur Gitarre und Gesang, sondern ist vieles vermischt. Aber die Songs tragen sich auch alleine und da war ich sehr gl?cklich dar?ber.

HoM: Wie lange war denn das Material f?r EMIRSIAN in Deinem Kopf? Sicherlich ziemlich lange, oder?
Aren: Nein, das war es gar nicht... unbewusst vielleicht, ja. Aber dann kam es letztes Jahr im November raus. Wie man merkt, ist das nicht so lange. Innerhalb von einem Jahr ist aus urspr?nglich Nichts, nicht einmal einem Song, jetzt eine Tour mit EMIRSIAN entstanden. Es ist wirklich eigenartig, ich h?tte nicht gedacht, dass das passiert und jetzt bin ich auf Tour. Das ist wirklich sehr sch?n, gerade so eine pers?nliche Sache zu pr?sentieren und auch auf Interesse zu sto?en. Man merkt, dass es die Leute interessiert, fernab vom Plattenverkauf. Bei so einem Projekt ist das auch interessant, ohne dass man die Platte kauft, denke ich mir.

HoM: Die "Sis Masis" von HARMFUL war ja schon so ein bisschen unter dem Motto "zur?ck zu den Wurzeln", EMIRSIAN f?hrt das noch st?rker fort. Willst Du das weiter machen oder ist das nun erst mal abgeschlossen?
Aren: Ne, deshalb ist die n?chste HARMFUL richtig unspektakul?r nach au?en. Es ist die siebte HARMFUL-Platte, Rock ohne irgendwelche Schn?rkel, ohne irgendeine Message aus Armenien oder irgendwas. ich wollte in zehn Tagen eine Rockplatte aufnehmen und es ist sehr, sehr sch?n geworden. Wir haben auch ein super Team zusammen gehabt bei HARMFUL und da bin ich sehr gl?cklich dar?ber.
HoM: Wer hat diesmal mitgearbeitet?
Aren: Das war Billy Gould von FAITH NO MORE, der hat sie produziert, Flemming Rasmussen der die METALLICA-Klassiker produziert hat ("Ride The Lightning", "Master Of Puppets" sowie ".And Justice For All" sind nat?rlich gemeint, Anm. d. Red.), war auch dabei. In zwei Wochen haben wir die Platte aufgenommen, es ist alles sehr rough und schnell gegangen. genau richtig. Anders w?re es auch nicht gegangen, da ich so mit EMIRSIAN besch?ftigt war, musste es eine schnelle Platte werden. Jetzt ist auch eine sch?ne Sache, dass Billy bei uns einsteigt. Das wird sehr sch?n werden, die gemeinsame Tour im M?rz. Ich denke auch, dass das in der ?ffentlichkeit einige T?ren ?ffnen wird.

HoM: Bei der Scheibe von EMIRSIAN haben sich ja auch viele Musiker quasi die Klinke in die Hand gegeben bei den Aufnahmen. Wie kam es dazu?
Aren: Das kam durch den Olli R?ger, mein Partner bei EMIRSIAN, der mir erm?glicht hat, diese Sachen bei ihm im Studio auszuprobieren. Dadurch bin ich auf die Idee gekommen, dass da wirklich Potential f?r eine Platte vorhanden ist und dadurch sind Kontakte zu einem Cellisten gekommen, zu einem Akkordeonspieler, zu einem Kontrabassspieler. Das war alles sehr spontan, eine S?ngerin ist noch dazu gekommen. Es war wirklich eine sehr pers?nliche Erfahrung, die mir sowohl musikalisch als auch menschlich sehr viel gegeben hat.
HoM: Ich finde, es gibt zwei Schl?sselst?cke auf der Platte, das eine ist On The Run und das andere nat?rlich Achtschig Sirunag. Kannst Du etwas ?ber die beiden St?cke erz?hlen?
Aren: Also On The Run ist ein Song, wo ich mich selber mit meinem Vater stark identifiziere und versuche, mich selber zu finden und realisiere, dass mein Vater genau die gleichen Probleme hatte. Deswegen auch der Titel "A Gentle Kind Of Disaster". Das beziehe ich auf mich, aber auch auf meinen Vater. Im Nachhinein wollte ich auch, dass ich mehr. also, wenn jemand verstirbt, denkt man sich, h?tte ich doch mehr von ihm erfahren. Eigentlich kanntest du den Mann ja nicht so, wie du ihn eigentlich h?ttest kennenlernen sollen.
Durch diese Arbeit an diesem Album ist es mir bewusster geworden und ist dann auch durch das zweite St?ck, dass Du angesprochen hast, Achtschig Sirunag, noch intensiver geworden, weil ich gemerkt habe. Wahnsinn, er ist zwar nicht mehr da, aber trotzdem kommunizieren wir noch miteinander. Trotzdem hat er irgendwas hinterlassen, als ob alles Sinn gemacht hat im Leben. Als ob er dieses St?ck vor 20, 25 Jahren aufgenommen h?tte, mit der Absicht, dass wir es wieder benutzen. Und jetzt spiele ich es live, wie gestern auch in "Blend TV", was ein t?rkisch-deutscher Sender ist (wohl eher eine Sendung auf TD 1, Anm. d. Red.). Das hat mich ?berrascht, ich wusste das nicht und bin reingekommen, der Moderator war Deutscher, aber sonst waren alles T?rken. Das war f?r mich als erstes schon negativ, da ich wei?, wie die T?rken auf armenische Sachen reagieren. Aber dann habe ich mir gedacht, ich will hier jetzt keine politische Stunde daraus machen, sondern ein sch?nes armenisches Lied von einem talentierten Musiker (das Lied ist von seinem Vater komponiert worden, Anm. d. Red.) pr?sentieren. Das w?rde mein Vater genau so wollen. Mein Vater war ein talentierter Mensch und kein Politiker. Deswegen war mir das wichtig, seinen Song dort zu pr?sentieren.
HoM: Es ist ja auch ein Liebeslied...
Aren: Es ist ein Liebeslied, ja. Das habe ich extra auch so angesagt. Ich h?tte eigentlich doch noch eine politische Aussage auf armenisch einbauen k?nnen, das h?tte kein T?rke verstanden...

HoM: Du hast es ja schon angedeutet. EMIRSIAN wird wohl keine gro?en Auswirkungen auf HARMFUL haben?
Aren: Ja, es l?uft voneinander getrennt. Nat?rlich lernt man als Musiker voneinander. HARMFUL profitiert von EMIRSIAN und umgekehrt, weil man als Musiker w?chst und wir sind ja schon so lange dabei. es gibt ja nicht viele Musiker, die echt so lange dabei sind wie wir und auch immer wieder ?berraschen k?nnen. Und das freut mich selber, unabh?ngig von diesem kommerziellen Standpunkt, bin ich sehr gl?cklich als K?nstler. Ich f?hle mich best?tigt, dass es einen Weg fernab des Mainstreams gibt. Dass man nicht unbedingt Platten verkaufen muss, um ein gl?cklicher Musiker zu sein. Man kann es nicht erzwingen. Und gerade in dieser Zeit verkauft man sowieso keine Platten, deswegen muss man sich umorientieren.

HoM: EMIRSIAN war sicherlich auch eine ganz neue Erfahrung in Betreff auf das Songwriting...
Aren: Auf jeden Fall. Es ist eine ganz andere Art des Songwritings, weil man wirklich alles mit sich selber vereinbaren muss und nur aus sich heraus die Songs schreibt. Nat?rlich habe ich mit dem Olli (R?ger) jemanden gehabt, der mir objektive Meinung gegeben hat, auch Guido Lucas war oft dabei. Es war eine wundersch?ne Erfahrung, auch anstrengend, aber fast schon spirituell, teilweise. Das merkt man glaube ich, auch an der Platte. Wenn man die mit einer gewissen Ruhe anh?rt und nicht, wie viele, einfach mal reinh?rt, was ist das und dann weg. Man muss sie wirklich zwei-, dreimal anh?ren, dann kommt sie. Und das habe ich auch vielen Leuten gesagt, die gerade auch erpicht darauf sind, neue Sachen zu entdecken und EMIRSIAN aufgelegt haben und gedacht haben, das ist die n?chste Johnny Cash-Platte und dann gesagt haben, das kommt aber nicht an die Legenden ran. das ist Bl?dsinn, weil EMIRSIAN will da auch gar nicht rankommen, sondern ist ein eigenes Ding. Aber viele Magazine brauchen diesen Vergleich zu den Songwritern. Nat?rlich gibt es keinen besseren Elliott Smith, es gibt auch keinen besseren Nick Drake, aber es gibt auch keinen besseren EMIRSIAN. Das ist das, was sie verstehen sollen. Ich will gar nicht in diese Fu?stapfen treten, besonders nicht k?rperlich, denn die sind ja alle schon tot. (Gel?chter)
HoM: Ein sch?nes St?ck ist auch Satisfied, das k?nnte man sich auch als Noise-Song vorstellen.
Aren: Das h?tte man eigentlich auch auf eine HARMFUL-Platte bringen k?nnen. Ich habe das auf der Akustikgitarre geschrieben gehabt und habe gemerkt, dass ich auf dieser Platte gerne etwas h?tte, was fernab von der Akustikgitarre ist und ich finde gerade in der Mitte bringt es viel Abwechslung in die Platte herein. Und Aydo (Abay von BLACKMAIL) hat auch dazu gesungen. endlich mal eine Kooperation. Wir wollten das schon jahrelang machen, aber es hat nie geklappt und jetzt haben wir das endlich mal bewerkstelligt.

HoM: Wird EMIRSIAN auch weiterhin bestehen, neben HARMFUL quasi nebenherlaufen?
Aren: Das muss man mal abwarten. Ich werde auf jeden Fall wieder EMIRSIAN-Sachen machen, denn mir macht es unheimlich Spa? und ich merke auch, dass die Ideen rauskommen, ich habe immer mehr Ideen auf dieser Ebene. Aber ich freue mich jetzt auch sehr auf die Zeit mit HARMFUL, denn man lernt das jetzt erst richtig zu sch?tzen, was HARMFUL f?r eine energetische Band ist und was es mir auch in all den Jahren gebracht hat, dort ein Ventil zu haben. Und HARMFUL ist wie ein Bruder. EMIRSIAN und HARMFUL sind Geschwister, deswegen darf man auch nicht fragen, was man lieber hat.
HoM: Das w?re ja auch ?pfel mit Birnen vergleichen.
Aren: So ist es.

HoM: Heute abend mit Spookey Ruben, wie wird es werden?
Aren: Ich habe keine Ahnung, es ist das erste Konzert, dazu auch noch in Berlin. Ich hoffe, dass ein paar Leute kommen und das wenigstens eine intime Stimmung herrscht. Und dann denke ich mir, wird es ein sch?ner Abend. Man muss gucken, wie wir mit dem Set umgehen k?nnen, weil wir konnten nicht so viel proben wie wir wollten, aber es wird schon schief gehen.
HoM: Wie wird die Umsetzung live werden?
Aren: Wir versuchen schon, uns an die Platte zu halten. Stellenweise ist es nat?rlich nicht m?glich, aber wir wollen vor allem einfach Emotionen r?ber bringen. Weil was auf der Platte nicht m?glich ist, ist ja live m?glich, dass man das Gesicht von den Menschen sieht und das hat ja auch eine gewisse Spannung.

HoM: Vielen Dank, dann w?nsche ich Dir weiter viel Gl?ck und viel Spa? mit EMIRSIAN.
Aren: Danke f?r das Interview.

Vielen Dank an dieser Stelle auch an den (leider an diesem Abend abwesenden) Arne von Nois-O-lution, der sich wie immer f?r die Realisierung des Interviews ins Zeug gelegt hat.

Ralf Stierlen, 04.11.2006

 

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