Titel |
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01. Candy & Curry |
02. Can’t See Stars |
03. True Love’s Face |
04. Gonna Be Strange |
05. California Belongs To You |
06. Cosmic Sigh |
07. Modern Woman |
08. Drift Away |
09. Enemy |
10. Mind/Heart |
11. Lighten Up & Try |
12. Undone |
Musiker | Instrument |
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Erin Rae | Vocals, Guitars, Drums |
Jake Blanton | Bass |
Drew Erickson | Keyboards, Piano |
Kevin Morby | Harmony Vocals |
Meg Duffy | Harmony Vocals, Guitar |
Ny Oh | Harmony Vocals |
Jonathan Wilson | Drums, Percussion, Guitar, Banjo |
Spencer Cullum | Pedal Steel |
Grant Miliken | Vibraphone |
Gus Seyffert | Bass |
Was Corona wirklich in der Musikwelt angerichtet – oder auch inspiriert – hat, wird man erst in einigen Jahren genau erfassen können. Klar ist nur, dass die unzähligen abgebrochenen oder abgesagten Konzerte vielen Musikern eine Zwangspause vom Tourleben verordnen – und nicht wenige das nutzen, ihr Songwriting zu hinterfragen und Neues zu versuchen. Raus aus der Tretmühle und hinein ins Sich-Selbst-Neu-Finden.
Diesen Prozess hat auch die aus dem amerikanischen Süden stammende Erin Rae McKaskle durchschritten: klassisches Americana-Album zum Debüt, viel Lob und Aufmerksamkeit, viele Auftritte im Gefolge solcher Branchengrößen wie Father John Misty, Hiss Golden Messenger, Jenny Lewis. Und dann der abrupte Corona-Stopp und fürs Album Nummer 2 die Suche nach einem größeren Horizont. Mehr Pop, mehr Psychedelic-Töne, mehr Kalifornien der Siebziger und vor allem: mehr innere Harmonie. „My last record was a lot of
self-assessment and criticism, and trying to kick old habits and ways of relating to
people,” erzählt die Sängerin. “This one is about blossoming, opening up, and living a
little more in the present moment. Accepting what it is to be human.”
Ein Wohlfühl-Album also und entsprechend sanft geht es hier zur Sache. Erin Rae hatte sich zeitweise in eine abgelegene Hütte verzogen, um dort das einfache Leben zu genießen und so harmonisch klingen auch die 12 Songs, inspiriert von Natur und ein bisschen Mystik. Auf der Fahrt zu ihrer Mutter, die ebenso außerhalb der großen Städte lebt, registriert Rae zum ersten Mal seit langer Zeit wieder den klaren Nacht- und Sternenhimmel – und schreibt gleich den schönen Country-Schunkler Can’t See Stars dazu. Zu dem wiederum Kevin Morby ein paar Zeilen brummelt, so dass es tatsächlich ein wenig nach Nancy Sinatra und Lee Hazelwood klingt.
Die meiste Zeit erinnert „Lighten Up“ allerdings an Karen Carpenter und wie sie heute vielleicht geklungen hätte. Rae hat eine ähnlich glockenhelle Stimme und Produzent Jonathan Wilson tut alles, um diese Sanftheit in watteweiche Arrangements zu packen. Selbst der Feminismus von Modern Woman ist zart, empathisch und optimistisch und hat so gar nichts Kämpferisches. Aufgenommen im Topanga Canyon in Kalifornien huschen die Geister von Gram Parsons bis Joni Mitchell, von Jackson Browne bis Linda Ronstadt hie und da durch die Songs, bleiben aber nie lange, um die Songwriterin nicht allzu zu sehr zu stören. Cosmic Sigh hat sogar einen Anflug von Hollywood-Breitleinwand-Sound, als würde sich Erin Rae wünschen, auch einmal in der großen Romanze mitspielen zu dürfen.
Und so vergeht die knappe Dreiviertelstunde mit diesem Album wie eine kleine Zeitreise in eine Welt, in der alles harmonischer und einfacher war. Für die einen werden diese Songs wie das perfekte Anti-Depressivum gegen den Corona-Blues wirken. Aber irgendwie würde man sich am Ende, wenn die letzten Takte von Undone durch die Boxen klingen, doch ein paar Ecken und Kanten mehr wünschen. Gab es da nicht mal einen herrlich rockenden Song gleichen Namens von Robert Earl Keen, der deutlich geerdeter klang? Nach so viel Wohlklang tut ein kräftiger Backbeat wieder richtig gut.