Erja Lyytinen Live In London, Tuohi Records, 2015 |
Erja Lyytinen | Vocals, Guitars | |||
Davide Floreno | Guitar, Backing Vocals | |||
RogerInniss | Bass, Backing Vocals | |||
Miri Miettinen | Drums, Backing Vocals | |||
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01. It's A Blessing | 07. Everything's Fine | |||
02. Let It Shine | 08. Hold On Together | |||
03. Person To Person | 09. The Sky Is Crying | |||
04. Hand In Hand | 10. It Hurts Me Too | |||
05. Grip Of The Blues | 11. Dust My Broom | |||
06. Change Of Season | ||||
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Immer noch bin ich beeindruckt von der Entwicklung Erja_Lyytinens. Das liegt sicher auch daran, dass ich noch gut das Bild im Kopf habe, als sie, wie ein kleines Küken, zwischen Aynsley Lister und Ian_Parker auf dem Sofa des Aschaffenburger Colos-Saal saß, um kurz darauf die Bühne des Clubs, als Teilnehmerin des 2005er BLUES CARAVANs zu entern.
Und jetzt (vielmehr im Oktober letzten Jahres) steht sie auf der Bühne des legendären “100 Club“ in London und strahlt nur so vor Selbstvertrauen. Ohne Begleitung, nur mit bluesigem Gesang, eröffnet sie den Set mit Mississippi Fred McDowells It’s A Blessing, welches recht bald, mit dem Einstieg der Band, an frühe LED ZEPPELIN erinnert. Geht schon gleich gut los und weil dieses Album als CD/DVD kommt, gibt’s auch fürs Auge was mit. Die Kameraeinstellung wechselt leider im Prinzip zwischen zwei Positionen hin und her, was jetzt nicht so viel Spannung birgt, aber als Zuschauer wechselt man beim Konzert ja auch eher selten die Plätze.
So kann man sich als schon fast als Gast bei Erjas zweitem – nach ”Songs From The Road” - Live-Album fühlen.
Wie schon auf ”Grip Of The Blues” pulsiert Let It Shine in wundervollem Swamp-Gewand, hat hier allerdings deutlich an Energie und Spannung zugelegt. Zum einen hat sich Erjas Gesang prächtig entwickelt, hat weit mehr Volumen, und auf der Slide-Gitarre ist sie eh schon eine richtige Meisterin, die auch mal die Zügel schießen lässt und abfegt.
Natürlich gibt’s einen ganzen Schwung aus ihrem Elmore James Tribute-Album ”The Sky Is Crying” wovon Person To Person den Anfang macht und mit seinem lockeren Boogie den Abend ordentlich anschiebt.
Gleicher Stil nur noch etwas mehr “down home“ folgt Hand In Hand. Was sich bei Erja Lyytinen besonders gut macht, ist, dass sie mit Davide Floreno einen Rhyhmus-Gitarristen (auf den viele Blueser auf der Bühne ja gern verzichten) in ihrer Band hat und dieser neben einem großen Fundus an Rhythmus-Licks auch in der Lage ist, seiner Chefin bei diversen Solo-Gefechten Paroli zu bieten. Das artet selten aus, sprüht aber immer vor Feuer.
Der Titelsong aus bereits erwähntem “Grip Of The Blues“ Album bringt jazzigere und leicht funkige Anteile in die Show und lässt den Zuhörer, zusammen mit der Band, gut grooven. Auch hier dickes Plus für Erjas Gesang. Zu einem wahren Ohrwurm hat sich Change Of Season (aus dem Album “Forbidden Fruit“) entwickelt. Ebenfalls leicht jazzig, aber auch mit Soul und einfühlsamen Gitarren-Linien und fein dynamisch aufgebaut. Gefällt mir richtig gut.
Gröber, derber, wird’s bei Everything’s Fine, wenn zum einen mehr gepowert wird, und zum anderen sich die Band zurücknimmt und der Gitarristin “Spielraum“ gibt, den diese mit ein paar Improvisionen gut zu nutzen weiß.
Lediglich mit dem Slow-Blues-Klassiker The Sky Is Crying wird nochmal Tempo rausgenommen, ansonsten geht’s gut zur Sache und besonders das Finale aus It Hurts Me Too und einem fast viertelstündigen Dust My Broom. Da fliegen denn auch zwischen Erja und ihrem langjährigem Gitarren-Partner Davide Floreno die Funken gehörig hin und her und die Freunde des Boogie kommen auf ihre Kosten. Effektiv werden auch mal ein paar “zahmere Töne“ eingefügt und auch Drummer Miri Miettinen und Bassist Roger Innis bekommen ihr (Solo-) Recht, aber ansonsten hat das schon gut Druck und Power.
Ein absolut überzeugendes Live-Album der finnischen Slide-Künstlerin, welches allen Blues-Freunden, mit rockiger Vorliebe, empfohlen werden darf.