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'Bei Space Station #5 musste ich meinen Wagen anhalten'

( English translation by Google Translation by Google )

Interview

Reviewdatum: 02.12.2009
Stil: Hard Rock

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Europe - Joey Tempest
Bei Space Station #5 musste ich meinen Wagen anhalten ..., Interview

Am Nachmittag vor dem Konzert von GOTTHARD und EUROPE in den Würzburger Posthallen, steht EUROPE-Sänger Joey Tempest zum Interview zur Verfügung. Das lässt man (ich) sich natürlich nicht entgehen. Vor zwei Jahrzehnten hätten sich da sicherlich noch Heerscharen von Journalisten darum gerissen, aber nach dem Split Mitte der 90er krähten nur noch wenige Hähne nach der Band, wiewohl Welthits wie The Final Countdown und die Ballade Carrie stets präsent blieben. Vor wenigen Wochen veröffentlichte die Band mit "Last Look At Eden" ein beeindruckendes Album, das allen Hardrock-Freunden bedenkenlos ans Herz gelegt werden kann.
Es ist für einen Sänger durchaus nicht üblich wenige Stunden vor dem Konzert Interviews zu geben, zumal die Tour schon ein paar Wochen dauert und heute das letzte Konzert ansteht, aber Joey hat damit keine Probleme, kommt freundlich in den Catering-Raum geschlendert und nach kurzer Begrüßung und etwas Small Talk sitzen wir uns bei einem Kaffee gegen über.

Hooked On Music: Hallo Joey, schön euch zurück zu sehen. Zurück auf der Bühne und zurück mit einem wirklich tollen neuen Album. Glückwunsch. Ihr habt sehr gute Kritiken dafür bekommen und manche sprechen sogar von eurem besten Album.

Joey Tempest: Dankeschön. Ja, das fühlt sich richtig gut an. Es ist tatsächlich, jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt, mein Lieblings EUROPE-Album. Ich hör es mir ständig im Auto an. Wir waren im März fertig mit der Produktion des Albums und ich hör es mir immer noch im Auto an. Das ist ein gutes Zeichen

HoM: Und es klingt toll und bringt viele verschiedene Sounds zusammen, die perfekt miteinander harmonieren. Richtig schwere Gitarrren-Sounds, fast Metal-mäßig, gleich zu Beginn, aber auch diese gigantischen Keyboard-Wände. Sehr modern, aber wenn man sich das ganze Album anhört, dann klingt das doch sehr 70's-mäßig. War das gleich von Beginn an so gedacht oder war es mehr eine natürlich Entwicklung?

J. T.: Was eigentlich so verrückt mit diesem Album ist, alles kam so spontan zustande. Bei "Start From The Dark" und "Secret Society" (Anm.: Die Alben von 2004 und 2006) haben wir viel mehr geplant und so richtig versucht "wieder zu lernen" hochklassige Alben zu machen. Aber bei "Last Look At Eden" gingen wir viel relaxtrer an die Sache heran und ließen alle möglichen Einflüsse zu. Ließen einfach heraus, was in unseren Köpfen und Herzen war. Sehr spontan. Es ist viel mehr eine Rock'n'Roll-Scheibe.
Wir begannen während der "Secret Society"-Tour mit dem Schreiben für dieses Album und trafen uns dann in Stockholm zum jammen und proben.

HoM: Wann habt ihr mit dem Album begonnen?

J. T.: Während der "Secret Society"-Tour ...das war so 2006 ...

HoM: Nein, ich meinte, wie lange die Aufnahmen dauerten.

J. T.: Oh.. also von den Proben bis zum Mastering hat es drei Monate gedauert. Ungefähr sechs Monate für das Schreiben.

HoM: Nun, das ist, gerade bei heutigen Maßstäben, nicht sehr lange.

J. T.: Ja, wir haben auch wirklich hart gearbeitet. Non-Stop. Tag und Nacht!

HoM: Das ist vielleicht mit ein Grund, warum es so frisch und powervoll klingt.

J. T.: Ja, sicher. Man muss die Entscheidungen schnell treffen. Das macht ein gutes Rock-Album aus. Wenn man zu viel Zeit für diese Entscheidungen hat und verwendet, verliert man den Drive, fängt an hier und dort was auszubügeln. Wie ich sagte, es lief sehr spontan ab.

HoM: Wurden alle Songs für dieses Album geschrieben, oder sind da auch Sachen dabei, die schon ein paar Jahre herumgeisterten?

J. T.: Ein paar alte Ideen gab es sicherlich. Die schon ein paar Jahre herumschwirrten, hauptsächlich in meinem Kopf. Wie zum Beispiel Catch That Train, welches irgendwie schon lange existiert, wir aber komplett neu arrangiert haben. Der Rest dürfte neu sein. Oh, New Love In Town. Das haben ich und Mic in San Franciso geschrieben, so ca. 1991. Es hatte eine andere Melodie und einen anderen Text. Es ist also nicht mehr derselbe Song, aber die Idee dazu entstand damals. Aber der Rest ist wirklich neu und frisch.

HoM: Wie kam es denn zu dem Titel? "Last Look At Eden", "The Final Countdown", du scheinst mir ein Faible für diese apokalyptischen Titel zu haben?

J. T.: Nun ja, ich mag so dramatische Titel, das ist schon richtig. Aber bei diesem speziellen Titel ging es eigentlich um eine Reflektierung der Wahl in Amerika. Ich arbeitetet an dem Song und die Wahl in Amerika stand bevor und ich spielt so herum mit den Titeln: "Der letzte Blick auf den Garten Eden", so auf die Art, der letzte Blick auf die Zivilisation und so weiter. Aber die Wahl ging dann, nach meiner Meinung, sehr gut aus und so entwickelte sich die Nummer in einen positiven Rock-Song. So war das.

HoM: Um ehrlich zu sein, ich glaube man könnte manchen Leuten euer Album sehr leicht als die neue DEEP PURPLE verkaufen. Bei manchen Songs klingst du so Gillan-mäßig! Auf der anderen Seite sind Stücke wie In My Time nicht so weit von dem entfernt, was David Coverdale und WHITESNAKTE in den 70ern gemacht haben.

J. T.: Das ist sehr interessant. Niemand hat bisher etwas von Ian Gillan im Zusammenhang mit dem Album gesagt. Du bist der Erste. Sehr interessant.

HoM: Würdest du sagen, er hat deinen Stil beeinflusst?

J. T.: Also, ich meine, "Made In Japan" hatte natürlich einen sehr großen Einfluss auf mich. Aber ich weiß nicht. Auf unserem neuen Album hab ich den Blues etwas mehr für mich entdeckt. Ich hab einfach losgelassen, nicht zu viel nachgedacht. Einfach das Gefühl heraus gelassen. Aber nicht in der Art von Pop, sondern eben mehr in einer Blues-Rock Richtung und in gewisser Weise denke ich, dass es der beste Gesang ist, den ich bisher aufgenommen habe. Auch deswegen, weil ich das ohne die Erfahrung der ganzen Jahre gar nicht gekonnt hätte. Es ist so eine kleine Verbeugung Richtung Paul Rodgers, vielleicht sogar noch mehr Richtung des frühen Sammy Hagar, als er mit ...

HoM: MONTROSE

J. T.: Genau, MONTROSE sang. Das erste Album von denen hat mich regelrecht umgehauen. Als ich das erste Mal Space Station #5 gehört habe, musst ich meinen Wagen anhalten, weil es so ein fantastischer Rock-Gesang ist.

HoM: Man könnte Ähnliches über deinen Gesang auf dem neuen Album sagen.

J. T.: Danke. Wir haben bei der Produktion sehr darauf geachtet, diese intime Atmosphäre zu schaffen.

HoM: In einigen Songs, wie etwa Mojito Girl, habt ihr sehr unterschiedliche Stile und Sounds verwendet. In dem Song z.B. sehr Heavy-Gitarren kombiniert mit Country-mäßigen Licks. War das ein Ansatz so kleine, überraschende Wendungen einzubringen?

J. T.: Mojito Girl ja, das hat verschiedene Sachen in sich. Ich hab den Song geschrieben, oder kam mit der Idee auf, als wir mit WHITESNAKE spielten. Das war, äh, so 2006, denke ich. Als ich sie spielen sah, kamen plötzlich die 70er zu mir zurück. Wir gingen früher immer um die frühen WHITESNAKE zu sehen, mit Bernie Marsden und Micky Moody. Das war richtig klasse.

HoM: Um die Wahrheit zu sagen, das ist meine favorisierte Besetzung der Band.

J. T.: Ja, meine auch. Meine auch. Wie auch immer, jedenfalls inspirierte mich das zu dem Song. Sehr spontan "on the road" geschrieben.

HoM: Ihr seit ja nun, mit einer kleinen Pause, schon über 30 Jahre im Geschäft. Wie sehr hat das Internet und all die digitalen Medien eueren Job verändert? Eher zum Guten, oder ... ?

J. T.: Nun, das Internet an sich, ist gut für uns als Band, denke ich. Wir arbeiten sehr viel an unserem Tour Blog auf unserer Homepage und halten sehr engen Kontakt zu unsern Fans. Lesen was sie im Forum schreiben und so pflegen das sehr. Wir sind auch in der glücklichen Position, dass wir, auch dadurch, noch recht viele Alben verkaufen und die Leute noch an Alben interessiert sind, eine CD in ihren Händen halten wollen.
Aber natürlich ist all die Piraterie und das Downloading ein Problem. Die Plattenfirmen sind da zu spät aufgewacht. Aber das hat sich nun mal geändert für immer. Die 80er, 90er, waren die goldenen Zeiten, die 70er wohl auch, denke ich. In den 80ern, als die CD aufkam, wurde so viel Geld verdient bei den Firmen..

HoM: Ihr seit nun auf Tour mit GOTTHARD, einer Band, die viel später als ihr angefangen hat. Wie ist das so, nun für die als Vorband zu spielen?

J. T.: Na ja, zunächst einmal sind das wirklich sehr nette Typen. Die Tour macht uns sehr viel Spaß. Wir spielen immer besser und es war tolle drei Wochen. Wir haben diese Gelegenheit genutzt, um uns dem deutschen Publikum wieder nahe und ins Bewusstsein zu bringen. Die Tour war also wirklich sehr gut für uns als Band. Das ist der Grund. Wir sind vielleicht schon länger im Geschäft, aber ich denke die Kombination passt schon. Dadurch konnten wir ein größeres Publikum erreichen und beim nächsten Mal können wir vielleicht wieder als Headliner spielen.

HoM: Ja, ich meine, ich habe nichts gegen GOTTHARD, aber solche Welthits wie ihr hatten sie nicht.

J. T.: Nun, ich glaube nicht. Aber ich weiß nicht so viel über sie. Wir kannten sie vorher eigentlich kaum und lernen sie erst jetzt etwas mehr kennen. Ich kannte den Namen und ein paar Songs. Aber, wie gesagt, das passt schon und ich hoffe, wir können vielleicht nächstes Jahr ein paar Festivals hier spielen und dann mal unsere eigene Tour starten.

HoM: Du hast vorhin "Made In Japan" erwähnt. Macht ihr Live-Mitschnitte auf dieser Tour? Möglicherweise für ein Live-Album

J. T.: Wir haben einen Auftritt mitgeschnitten und wir nehmen hier und da etwas auf. Wie die Aufnahmen dann verwendet werden, kann ich noch nicht sagen.

HoM: Letztes Jahr habt ihr ein Album mit Cover-Songs aufgenommen. Spielt daraus was auf dieser Tour?

J. T.: Nein, keine Cover-Songs auf dieser Tour, denn wir haben nur eine Stunde und zehn Minuten Zeit, eine Stunde und fünfzehn Minuten manchmal, also nicht allzu viel Zeit und wir wollen unsere neuen Songs präsentieren und natürlich unsere Hits. (Blickt auf mein UFO T-Shirt) Wir haben aber in London einen UFO-Song, Only You Can Rock Me, gespielt.

HoM: Du bist ja das einzige Bandmitglied das nicht in Schweden lebt, eben in London. Du warst unlängst dort bei den "Classic Rock Awards". Wie war das? Wurde da gejammt? Hast du irgendwo mitgesungen?

J. T.: Nein, ich war nur als Gast mit meiner Frau da, hatte ein tolles Abendessen und genoss den Abend. Danny Bowes von THUNDER führte durch den Abend, machte die Ansagen, lud die Leute auf die Bühne ein. Es war eine fantastische Nacht. Mit die besten Gitarristen der Welt waren anwesend. Ich sah Jimmy Page, Joe Perry .. , und noch so viele. Es war toll. Wunderbar.

HoM: Okay, kommen wir langsam zum Ende. Was würdest du sagen: Final Countdown - Fluch oder Segen?

J. T.: Heutzutage mag ich es wirklich. Es gehört zu uns und es gehört zu den Fans. Wir mögen es den Song live zu spielen. Wir hören uns das nicht zuhause an, wir müssen den nicht proben, aber live, die Energie, die Explosion ... er wurde für die Show geschrieben und da gehört er hin. Und es bringt auch Leute dazu, andere Songs von uns anzuhören. So muss man das sehen.

HoM: Wie sieht es aus mit Fußball? Interessierst du dich dafür?

J. T.: Nun, ich verfolge etwas die Premier League in England, aber habe eigentlich kein Lieblingsteam. In Schweden war ich früher Fan von AFK Göteburg - meine Familie kommt aus Göteburg. Das Nationalteam ist momentan ja nicht sonderlich gut.

HoM: Hast du einen Tipp, wer nächstes Jahr die Weltmeisterschaft gewinnt?

J. T.: Nächstes Jahr? Hmm.. England! (Lacht) Vielleicht schaffen sie es ja mal.

HoM: Gut. Letzte Frage: Welcher Song soll eines Tages auf deinem Begräbnis gespielt werden?

J. T.: Hmm ... Space Station #5 (Lacht)

HoM: Okay, hoffen wir, dass das noch in weiter Ferne liegt. Danke für das Interview, viel Spaß und Erfolg beim Konzert heute Abend und morgen eine gute Heimreise nach Schweden.

J. T.: Danke. Vielen Dank.

 

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