Europe Original Album Classics, Sony Music, 2015 |
Joey Tempest | Gesang | |||
John Norum | Gitarre ("Europe", "Wings Of Tomorrow" & "The Final Countdown") | |||
Kee Marcello | Gitarre ("Out Of This World" & "Prisoners In Paradise") | |||
John Leven | Bass | |||
Tony Remo | Schlagzeug ("Europe" & "Wings Of Tomorrow") | |||
Ian Haugland | Schlagzeug ("The Final Countdown", "Out Of This World" & "Prisoners In Paradise") | |||
Mic Michaeli | Keyboards ("The Final Countdown", "Out Of This World" & "Prisoners In Paradise") | |||
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Europe (39:45) | ||||
01. In The Future To Come | 06. Children Of This Time | |||
02. Farewell | 07. Words Of Wisdom | |||
03. Seven Doors Hotel | 08. Paradize Bay | |||
04. The King Will Return | 09. Memories | |||
05. Boyazont | ||||
Wings Of Tomorrow (39:04) | ||||
01. Stormwind | 06. Wings Of Tomorrow | |||
02. Scream Of Anger | 07. Wasted Time | |||
03. Open Your Heart | 08. Lyin' Eyes | |||
04. Treated Bad Again | 09. Dreamer | |||
05. Aphasia | 10. Dance The Night Away | |||
The Final Countdown (40:07) | ||||
01. The Final Countdown | 06. Cherokee | |||
02. Rock The Night | 07. Time Has Come | |||
03. Carrie | 08. Heart Of Stone | |||
04. Danger On The Track | 09. On The Loose | |||
05. Ninja | 10. Love Chaser | |||
Out Of This World (47:55) | ||||
01. Superstitious | 07. Sign Of The Times | |||
02. Let The Good Times Rock | 08. Just The Beginning | |||
03. Open Your Heart | 09. Never Say Die | |||
04. More Than Meets The Eye | 10. Tower's Callin' | |||
05. Coast To Coast | 11. Tomorrow | |||
06. Ready Or Not | ||||
Prisoners In Paradise (54:49) | ||||
01. All Or Nothing | 07. Prisoners In Paradise | |||
02. Halfway To Heaven | 08. Bad Blood | |||
03. I'll Cry For You | 09. Homeland | |||
04. Little Bit Of Lovin' | 10. Got Your Mind In The Gutter | |||
05. Talk To Me | 11. 'Til My Heart Beats Down Your Door | |||
06. Seventh Sign | 12. Girl From Lebanon | |||
1979 gründeten in der schwedischen Stadt Upplands Väsby vier Teenager eine Hard Rock-Gruppe, die zunächst unter dem Namen FORCE auftrat, sich nach einigen Jahren aber anlässlich eines Talentwettbewerbs in EUROPE umbenannte (die Band gewann und erhielt dafür ihren ersten Plattenvertrag). Sieben Jahre später war diese Gruppe ganz oben, ihre Single lief im Radio in der so genannten Heavy Rotation und erreichte den ersten Platz in 25 Ländern, darunter Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien. Ihr dazugehöriges Album schaffte weltweit ebenfalls Spitzen-Platzierungen und diesen Erfolgsweg – und wie es anschließend mit der Band weiterging – zeichnen die “Original Album Classics“ nach.
1982 debütierten EUROPE mit ihrem selbstbetitelten Album, das noch eine deutlich andere Handschrift zeigte als die großen Erfolge, die später noch kommen sollten. Hier präsentierte sich die Band noch in einer klassischen Vierer-Besetzung mit Sänger Joey Tempest, Gitarrist John Norum, Bassist John Leven und Schlagzeuger Tony Reno. Gespielt wurde ebenso schnörkelloser wie packender Hard Rock. Sicher, der Sound der Produktion dürfte aus heutiger Sicht gerne besser sein, aber die Qualitäten der Musiker werden schon deutlich. Insbesondere die auch heute noch gerne gehörten In The Future To Come oder Seven Door Hotel zeugen von einem erstaunlich guten Kompositionsverständnis bereits in sehr jungen Jahren. Schließlich waren die beiden Haupt-Protagonisten zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 19 (Tempest) beziehungsweise 18 (Norum) Jahre alt. Ein sehr starkes Debüt, das auch heute noch beeindruckt.
1983 dann schon der erste kleine Quantensprung. Mit “Wings Of Tomorrow“ schafft es die Band, die Qualität des Debüts noch einmal locker zu übertreffen. Stormwind, Scream Of Anger, Open Your Heart, der Titeltrack aber auch eher unbekannte Nummern wie Treated Bad Again, Wasted Time, die Ballade Dreamer oder Dance The Night Away sorgen für Erstaunen und überaus positive Reaktionen. Die Band verzichtet noch weitestgehend auf Keyboard-Sounds und vertraut auf die Stärke von Gitarren-Hexer Norum und Haupt-Ideengeber Tempest, der schon in jungen Jahren andeutet, dass er sich zu einem der charismatischsten Frontmänner und einem der begnadetsten Sänger im Bereich Hard Rock entwickeln wird. Musikalisch orientieren sich EUROPE noch an klassischen Rock-Bands wie UFO oder auch THIN LIZZY (auch ohne zweistimmige Lead-Passagen). Der große Durchbruch scheint nahe – und kommt doch ganz anders als erwartet.
1986 steht synonym für The Final Countdown. Es ist der Song, der EUROPE ihren wohlverdienten Durchbruch bringt, aber auch das Lied, auf das die Band seitdem immer wieder gerne reduziert wird. Die fanfarenartigen Keyboards zu Beginn des Songs kennt auch fast 30 Jahre nach dem Erscheinen fast jeder Heranwachsende (und jeder Erwachsene ohnehin). Innerhalb der Band gab es große Vorbehalte gegen das Stück – insbesondere von John Norum. Nun wurde gerade dieser Song mit der Band gleichgesetzt, obwohl es mit Rock The Night, Danger On The Track, Cherokee, Heart Of Stone oder On The Loose genügend Rock-Songs gab, die stilistisch an den Vorgänger anschlossen. Aber ein Fixpunkt wie The Final Countdown zusammen mit der schmachtenden und ebenfalls überaus erfolgreichen Ballade Carrie (Platz 3 in den US-Charts) überstrahlten den Rest des Albums. Zusammen mit der Entscheidung, mit Mic Michaeli einen Keyboarder in den EUROPE-Sound zu integrieren, und der deutlich kommerzielleren Ausrichtung im Klang, fühlte sich Norum immer unwohler in der Band und stieg schließlich auf dem Höhepunkt des kommerziellen Erfolgs aus – eine Entscheidung, die wohl nicht jeder junge Musiker so getroffen hätte.
1988 starteten EUROPE dann mit dem neuen Gitarristen Kee Marcello und dem Album “Out Of This World“ neu durch. Stilistisch schloss die Band zwar an die Vorgabe des Vorgängers an, aber einen weltweiten Mega-Erfolg wie The Final Countdown kann man eben nicht so einfach wiederholen. Und auch wenn sich das Album wirklich gut verkaufte (Deutschland: Top Ten, Großbritannien und USA Top Twenty für weltweit rund zwei Millionen verkaufte Scheiben), so fehlte doch eine Hit-Single als wirkliches Zugpferd, um an den Erfolg von “The Final Countdown“ (rund sieben Million verkaufte Einheiten) anzuknüpfen. Und trotzdem hat “Out Of This World“ mit Tracks wie Superstitious, Let The Good Times Rock, Sign Of The Times, Lights And Shadows und auch die Ballade Coast To Coast genügend starkes Material zu bieten, das von den Fans der Band nach wie vor geschätzt wird. Ein gelungenes Album, das eben nur im Schatten eines Riesen-Erfolges nie richtig gewürdigt wurde.
1991 hatte sich die musikalische Weltkarte ein wenig verändert. Die erfolgreichsten und bedeutendsten Rock-Alben des Jahres waren das “Black Album“ (METALLICA), “Use Your Illusion I + II“ (GUNS’N’ROSES), “For Unlawful Carnal Knowledge“ (VAN HALEN), “Nevermind“ (NIRVANA), “Ten“ (PEARL JAM) oder “Badmotorfinger“ (SOUNDGARDEN). Alleine an dieser Aufzählung kann man erkennen, dass die Welt es nicht gerade gut meinte mit dem, was man gemeinhin unter Hairspray-Bands einordnete. Und auch wenn diese Beschreibung eigentlich nie richtig auf EUROPE passte, so wurde das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Ihr aktuelles Werk “Prisoners In Paradise“ war keinen Deut schlechter (wahrscheinlich sogar besser) als “Out Of This World“, hatte aber realistisch betrachtet wenig Aussicht auf den kommerziellen Erfolg, den sich Band und Plattenfirma erhofft hatten. Ein Jahr später zog die Band die Konsequenz und löste sich auf. Aber wenn man das Album heute hört, dann muss man sich schon fragen, warum es nicht mehr Hörer fand, denn es ist abwechslungsreich und hervorragend komponiert sowie gespielt und verfügt über eine hohe Ohrwurmdichte (All Or Nothing, Halfway To Heaven, I’ll Cry For You, Talk To Me, Prisoners In Paradise, Got Your Mind In The Gutter aber auch mal ein etwas härteres Stück wie Seventh Sign oder Girl From Lebanon). Zumindest verabschiedete sich die Band mit einem starken Album in ihre knapp zwölfjährige Pause.
Seit 2004 ist die Band wieder zusammen unterwegs und hat sich nach zwei noch rechtdüster klingenden Alben (“Start From The Dark“ und “Secret Society“) mittlerweile wieder verstärkt dem klassischen Hard Rock-Sound zugewandt und kann mit den jüngsten Werken “Last Look At Eden“, “Bag Of Bones“ und “War Of Kings“ auch wieder Chart-technisch an alte Erfolge anknüpfen. Nicht so natürlich wie zu Zeiten von “The Final Countdown“, aber zumindest in dem Bereich, den man mit “Out Of This World“ bereits einmal erreicht hatte. Und mit den “Original Album Classics“ kann nun jeder Interessierte auch noch einmal für kleines Geld nachvollziehen, wie es losging mit EUROPE. Eine lohnenswerte Anschaffung, wenn man die Alben nicht ohnehin schon im Schrank stehen hat.