Evergrey

Torn

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 10.09.2008
Jahr: 2008

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Redakteur(e):

Christian Gerecht


Torn, Steamhammer/SPV, 2008
Tom S. EnglundVocals, Guitars
Henrik DanhageGuitars
Jari KainulainenBass
Rikard ZanderKeyboards
Jonas EkdahlDrums
Produziert von: Evergrey Länge: 53 Min 40 Sek Medium: CD
01. Broken Wings07. Numb
02. Soaked08. Torn
03. Fear09. Nothing Is Erased
04. When Kingdoms Fall10. Still Walk Alone
05. In Confidence11. These Scars
06. Fail

Zugegeben: Die neue EVERGREY wanderte erstmal mit gemischten Gefühlen in den Player. Vor allem natürlich wegen ihres, sagen wir mal, eher ungewöhnlichen Vorgänger-Albums "Monday Morning Apocalypse". Ein Album, das sicherlich viele Fans der Schweden etwas ratlos zurück gelassen hat.
Mit der neuen (siebten!) Scheibe "Torn" zäumen EVERGREY das Schlachtross (zum Glück) wieder von hinten auf und liefern genau die Mucke ab, die EVERGREY ausmacht und die sich hier, so über den Daumen gepeilt, zwischen ihren Alben "In Search Of Truth" und "Recreation Day" bewegt.
Düsterer Metal mit leichtem Prog-Anteilen, mächtig nach vorne stampfend, dabei immer melodiös, mit klasse Hooks und (meist) eingängigen Refrains versehen.
Ein Blick auf's Line Up zeigt ebenfalls eine Veränderung. Basser Fredrik Larsson stieg aus und machte Platz für den Ex-Stratovarius Musiker Jari Kainulainen.

"Torn" eröffnet mit dem eingängigen Broken Wings, das mich so ein klein wenig an die Frühzeit von PAIN OF SALVATION erinnert. Die Nummer, hat man sofort den Eindruck, bereitet den Acker, auf dem die späteren, teils sehr mächtig daher kommenden Takes fruchtbaren Boden finden.
Wuchtig treibend brechen Soaked und vor allem das rasende Fear über den Hörer herein. Beides sind klasse Nummern, wobei Fear in Teilen wirklich ein wenig furchteinflößend wirkt, gleichzeitig den Hörer mit einem sehr schönen Refrain in "Sicherheit" wiegt. Mit solchen, absolut glaubwürdig eingebauten Gegensätzen zu spielen, zeichnet gute (Metal-) Bands von jeher aus.
Mit der düsteren Up-Tempo-Nummer When Kingdoms Fall nehmen EVERGREY dann erstmal (und nur scheinbar) den Speed raus. Die Nummer überzeugt durch die gewaltige Instrumentierung ebenso wie durch intelligente Tempiwechsel und Breaks.
In Confidence kann der genial umgesetzten, vorherigen Nummer nicht ganz folgen. Das Take ist sicherlich nicht das schlechteste, hat es, nach dem großen When Kingdoms Fall, allenfalls etwas schwer, aus dessen Schatten zu treten.
Ganz anders wieder Fail! Die Nummer geht ab wie der Spitz von meiner Nachbarin. Erst verhaltend knurrend, dann die Ohren anlegend und dann rasend schnell zubeißend, ohne auch nur einmal zu bellen...! Auf die Musik bezogen heißt das: Klasse Komposition, überzeugende, ungemein druckvolle Instrumentierung, leidende Vocals, ohne jemals, in irgendeiner Form, aufdringlich zu wirken. (Für den Hund heißt das, dass er irgendwann mal 'ne Spur Koks unter die Nase ...zensiert!... um Frauchen mal 'n bisschen bei Laune zu halten.)
Kommen wir wieder zurück zur CD. Mit dem riffigen Numb halten EVERGREY das vorgelegte Niveau spielend. Die Nummer lebt vor allem von klasse eingebauten Breaks, manchmal verhaltenen, manchmal giftig zu packenden Gitarrensoli und Tom S. Englunds intensiven Vocals.
Für den Titeltrack "Torn" gilt das Gleiche. Eine unbändig intensiv zupackende, mit Riffs, Breaks und Tempiwechseln spielende Nummer, die all das in 4:43 Minuten packt, wofür andere Bands zwölf Minuten brauchen. Schlicht und einfach genial!
Mit Nothing Is Erased und vor allem Still Walk Alone folgen zwei weitere, mächtig vorwärts stampfende Nummern, die beide wieder von wunderschönen Soli und Breaks durchzogen werden und ein überaus kurzweiliges Hörvergnügen bieten.
Mit dem letzten Take These Scars schließt sich der Kreis. Es ist, wie Broken Wings, insgesamt wieder etwas eingängiger bzw. "freundlicher" aufgebaut und punktet durch klasse Riffs und Soli genauso wie durch seinen "Zweigesang" (wer den weiblichen Part übernahm geht aus dem Waschzettel leider nicht hervor). Der Ausklang mit sehr unaufdringlichen Streichern ist passend arrangiert und überaus glaubwürdig eingebaut. 1a!

Fazit: Mit "Torn" knüpfen EVERGREY wieder an frühere Erfolgsalben an; legen in einzelnen Songs sogar noch ein paar Schaufeln (sei es mehr von der Melodic-Metal-, sei es von der Prog-Seite) zu. "Torn" ist ein Album von unbändiger Spielfreude, von dunkler, teils furchterregender Schönheit, von mal optimistischen, mal harten und mal gefühlvollen Nummern. Alle Songs wirken wie auf einen roten Faden gereiht, ohne aus "Torn" ein Konzeptalbum zu machen. Es passt einfach. Alles ist dort, wo es hingehört!
Insgesamt brauche ich hier nicht weiter um den heißen Brei herum schreiben. Wer intelligenten, leicht angeproggten Metal mag, wird an "Torn" nicht vorbei kommen! Ganz große Klasse!

P.S: Durch einen, wohl unglücklichen Zufall taucht das Mädchen mit dem etwas zornigen Augenaufschlag, das dieses Jahr schon etwas plakativer das Cover der AOR-Band DARK SKY zierte, auch in der Cover-Art von "Torn" auf. Gut, hier wird's uns als Engel mit gebrochenem Flügel verkauft, dennoch ist es nicht von der Hand zu weisen (und traurig genug), dass es in letzter Zeit nicht nur solche Dubletten, sondern vor allem auch überaus einfachst gehaltene Cover hagelt.
Nun spielen EVERGREY aber in einer Liga, von der man durchaus eine eigenständige und individuelle Artwork (siehe in dem Fall gerade "Monday Morning Apocalypse") erwarten dürfte. Macht das doch bitte bei der nächsten Scheibe wieder besser!

Christian "Grisu" Gerecht, 10.09.2008

 

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