Fiddleworms

Volkswagen Catfish

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 16.09.2008
Jahr: 2008

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Redakteur(e):

Steve Braun


Volkswagen Catfish, Heart Of Gold Records, 2008
Rusell MeffordGuitar, Vocals
Rob MaloneGuitar, Vocals
Clint BaileyKeyboards, Vocals
David MacKayBass
Daniel LedfordDrums
Gäste:
Jimmi Nutt, Jimmy WoodsPercussions
Mitch Mann, Kelvin Holly, Zion Godchaux, B. FarrisGuitars
S. KennedyDrums
D.J. MacKay, D. Drinkard, E. ErdmannBacking Vocals
Produziert von: Jimmy Nutt Länge: 62 Min 56 Sek Medium: CD
01. 42808. Volkswagen Catfish
02. Easy Girl09. Blackness
03. Heartbreak Escapade10. September
04. Crows11. Rag Man
05. I'm Not The One12. Sympathize
06. When The Axe Fell13. Strutting Duck
07. The Noble Lie

Eine grell-bunte CD-Hülle fällt mir aus dem Post-Kuvert entgegen und produziert erst einmal einen Lachflash: Die FIDDLEWORMS sind bei mir angekommen! Offensichtlich aus der flippigen, GRATEFUL DEAD-inspirierten US-Jamscene, die hierzulande so wenig verstanden wird. Bands, die in den US tausende von Besuchern ziehen, würden hier in Europa vor einer handvoll Leute spielen. Erlebt hatte ich das bei Derek Trucks im vergangenen Jahr, als er bei seinem einzigen D-Konzert in Saarbrücken gerade einmal 200 zahlende Zuhörer locken konnte. Davon waren allerdings mehr als die Hälfte, wie unschwer zu hören war, aus Frankreich und Belgien angereist. Kein Wunder, dass es da nur die ganz Großen der Szene wie WIDESPREAD PANIC oder die DAVE MATTHEWS BAND gelegentlich nach Europa zieht. Die machen aber dann einen ganz großen Bogen um Deutschland herum: die UK werden gespielt und dazu bestenfalls noch die Niederlande, Frankreich, Italien, Spanien und weg ist man wieder.

Zu Beginn dieses Reviews stellt sich mir vor allem die Aufgabe, auf dem Teppich zu bleiben, denn das "Volkswagen Catfish"-Album ist für jedes Superlativ gut. Ein schwieriges Unterfangen, bei dieser genialen Musik nicht loszufliegen. Alles, der Bandname, das Cover, die Klangteppiche, die langen Jams - wirklich alles, scheint unter dem Einfluss halluzinogener Genußmittel entstanden zu sein. Die "Fidel-Würmer" .... auf so eine Idee mußt Du erstmal kommen, geneigter Leser, und genauso abgefahren ist auch die Musik. Hier wird alles verwurstet: Country und Jazz, Folk und Psychedelic, Southern-Rock und Reggae. "Americana-Jamaicana" könnte man diese neue Musikrichtung benennen ;-)) Wie gesagt: Völlig normal für amerikanische Ohren - für die deutschen Pendants unverdauliche Grütze. Sage noch einer etwas von stink-konservativen Amerikanern!
Flippig-fröhlich sind sie, die neuen Hippies in den USA, zumeist motorisiert mit dem namensgebenden "Volkswagen Bulli". Weltoffen und tolerant wie ihre 67-er Vorbilder im "Summer of Love". Wer einmal beim "Bonnaroo-Festival", jährlich im dunkelsten Teil des "Bibel-Gürtels" in Tennessee stattfindend, war oder wenigstens die "Konserven" auf DVD gesehen hat, weiß wovon ich rede. Ich rede von positiv Verrückten wie COL. HAMPTONs AQUARIUM RESCUE UNIT oder LES CLAYPOOLs FROG BRIGADE und COL. CLAYPOOLs BUCKET OF BERNIE BRAINS .... oder eben FIDELWÜRMER, wobei nicht ganz klar wird, ob sie nun die Würmer in Fidel Castros marodem Staat oder der wurmstichigen Musikindustrie sind ;-))

Die FIDDLEWORMS stammen aus einem kleinen Nest im äußersten Nord-Westen Alabamas mit einem in der Musikszene wohlbekannten Namen: Muscle Shoals. Den beiden Studios, dem Fame und dem Muscle Shoals Sound, entsprangen Künstler wie Aretha Franklin, Bob Dylan, die ALLMAN BROTHERS BAND und Eric Clapton. LYNYRD SKYNYRD widmeten diesem Ort samt Studio in ihrem Song Sweet Home Alabama: eine gesamte Strophe:

"Muscle Shoals has got the Swampers
And they've been known to pick a song or two.
Lord, they get me off so much
They pick me up when I'm feelin' blue
And how about you"
.

Die "Muscle Shoals Sound Rhythm Section", bestehend aus Pete Carr (Guitar), Jimmy Johnson (Guitar), Roger Hawkins (Drums), David Hood (Bass) und Barry Beckett (Keys), bildete die musikalische Basis für so manche Plattenproduktion im Southern-Rock-Genre. Weltkarrieren und Produzenten-Legenden wurden hier "geboren" und fraglos ist etwas von dieser Genialität den FIDDLEWORMS quasi in die Wiege gelegt worden.

Gleich 428 legt los wie die Feuerwerk - das nenne ich Alternative Country, so ein Song setzt Maßstäbe. Easy Girl mixt munter Country und Reggae mit fast poppigen Hooklines. Danach ein lupenreiner Reggae mit angezogener Handbremse und einer gurgelnden Hammond B3: Heartbreak Escapade. Auf einem traditionellen Rock'n'Roll-Riff basiert Crows, die quietschende Slide sorgt für jammige Fills und Soli. Ein erstes kleines Meisterwerk ist I'm Not The One - geradezu majestätisch monumental rockt dieser Song daher, mit unvermittelt-überraschenden Reggae-Breaks und einem genialen B3-Solo .... eine reichlich abgefahrende Nummer.
Bei When The Axe Fell wird's ziemlich schräg und flippig - hier standen Col. Hampton und Les Claypool offensichtlich Pate. Ein zehnminütiges Jam-Feuerwerk wartet dann mit Volkswagen Carfish: fasten seat belts, please! Swampig und schwerblütig, Double-Leads - Blackness verströmt den Spirit von Muscle Shoals gleich eimerweise. September eröffnet mit einem minutenlangen jazzig angehauchten Piano-Intro und geht dann in einen druckvoll-treibenden Tempo-Rocker über. Das Outro gehört dann Clint Baileys flirrender Hammond, die leise entschwebt. Rag Man ist ein jammiger Pop-Rocker, wie sie früher von PHISH oft zu hören waren. Besinnliche Stimmung kommt bei Sympatize auf - still, andächtig und semi-akustisch arrangiert. Ein verrückt-schräger, instrumentaler Jazz-Rocker, Strutting Duck, beendet diesen Ausflug mit unserem "Volkswagen Catfish" auf angemessene Weise.

Gänzlich unbekannt waren mir die FIDDLEWORMS nicht, hatte ich mir doch wenigstens ein Album, das 2005er "Year Of The Cock", genußvoll genehmigen können. Trotzdem hat mich "Volkswagen Catfish" schlichtweg vom Hocker gehauen. Es ist, als würde man einer brasilianischen Mannschaft beim Fußballspielen zuschauen. Mit spielerischer Leichtigkeit spielt man sich die musikalischen Bälle um die Ohren, flippig, zappa-esk und dies alles mit filigraner Perfektion und purer Spielfreude.
Die Ausstattung mit einem optisch ansprechenden 6-Panel-DigiPack plus einem Mini-Poster stimmt - satte 62 Minuten Spieldauer ebenfalls. Die Fidelwürmer sind ein echter Pflichtkauf für den Freund jammiger Klänge!

Steve Braun, 16.09.2008

 

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