Welch ungleiches Duell. Während BON JOVI die Massen in die Kloschüssel - auch bekannt als Gottlieb Daimler Stadion - ziehen muss sich Joe Satriani in einem kleinen Örtchen am Rande von Stuttgart mit dem Rest begnügen. Wobei 'der Rest' ist relativ. In der Filharmonie haben sich gut 2.000 Besucher eingefunden um dem wohl bekanntesten Gitarrelehrer der Welt zu lauschen.
Vor der Kür gilt es aber die Pflicht zu
absolvieren, und die heißt Steve Fister, verstärkt durch Barend Courbois am Bass und Hans in't Zandt
am Schlagzeug von den niederländischen Hard Rockern VENGEANCE.
Bei Steve Fister stellt sich mir ein wenig die Frage, ob der gute Jung eigentlich weiß was er will. Der Set besteht etwa zu einem Drittel aus mittelscheußlichen Blues- und Boogie-Nummern, zwar solide gespielt aber irgendwo strunzlangweilig. Ansonsten jagt das Trio durch bluesbeeinflußte Heavyrock-Instrumentals, die etwas spannender und treffender auf die Zielgruppe der Satriani-Jünger ausgerichtet sind.
Als Anheizer passt Steve Fister ganz gut auf diese
Tournee, wenngleich natürlich Paul Gilbert, der Joe Satriani auf der UK-Tour supporten durfte, ein ganz
anderes Kaliber gewesen wäre. Ein Großteil des Publikums kann sich trotzdem mit der Darbietung der
Band anfreunden und spendet eifrig Applaus, der über bloße Höflichkeit doch deutlich hinaus
geht.
Nach knapp vierzig Minuten verlassen die drei die Bühne um nur wenige Augenblicke später ungeduscht und verschwitzt am Merchandisestand einzulaufen um für Smalltalk und Autogrammwünsche zur Verfügung zu stehen. Vorbildlich hinsichtlich der Fannähe, künstlerisch allerdings eher im hinteren Mittelfeld anzusiedeln lautet mein Fazit der Steve Fister-Darbietung.
Kurz nach 21 Uhr eröffnet Joe Satriani die
Show programmatisch mit einer furiosen Version seiner aktuellen Single I just wanna rock und kollektiv
klappen die Kinnladen im Publikum herunter. Wenn schon nicht aufgrund der technischen Brillanz, die man ja
voraussetzen konnte, so doch zumindest wegen der unerwartet aufwändigen Bühnenproduktion. Neben der
normalen Lichtanlage befindet sich im Hintergrund der Bühne ein dichtes LED-Netz, dass für
zusätzliche Showeffekte genutzt wird.
Wie vielseitig dieses Showelement tatsächlich
ist zeigt sich erst im weiteren Verlauf des Konzerts aber allein schon die zusätzlichen Lauflichter
während der Eröffnungsnummer sind eine echte visuelle Bereicherung. Wieder einmal zeigt sich, dass es
durchaus möglich ist auch in kleineren und mittleren Locations einiges auf die Beine zu stellen, wenn man
denn nur ein bisschen guten Willens ist.
Es macht einfach irre Spaß die Show anzusehen,
aber auch anzuhören. Hochklassige Musiker, wobei neben Meister Satriani in erster Linie Ausnahmebassist Stu
Hamm hervorzuheben ist, sorgen für einen akustischen Hochgenuss und ermöglichen ein Eintauchen in die
unterschiedlichsten Stimmungswelten. Natürlich wird Joes aktuelles Album "Professor Satchafunkilus and the
musterion of rock" ausführlich präsentiert, aber daneben hat Satch natürlich auch jede Menge
Klassiker wie Flying in a blue dream, Summer song, One big rush, oder das gefühlvolle Crying
am Start. Schaut man ins Rund so sieht man viele strahlende, verzückte Gesichter. Keine Frage, Joe Satriani
gelingt es sein Publikum emotional zu berühren und zu fesseln, zu faszinieren und zu unterhalten.
.zumindest eine gute Stunde lang. Ich muss
gestehen, irgendwann schleicht sich bei mir das Gefühl ein, dass Joe Satriani musikalisch alles gesagt und
ausgedrückt hat, wozu er in der Lage ist. Mit fortschreitender Dauer lässt die Faszination merklich
nach, da es ohnehin wichtiger erscheint, wie er spielt, anstatt was er spielt. Die restliche Stunde bis zum
endgültigen Finale harre ich auf Big bad moon wartend aus, eine Hoffnung die sich leider nicht
erfüllt. Dabei hätte gerade das Einstreuen der einen oder anderen Vocalnummer - auch über
Believe hätte ich mich nicht beschwert - den Gig doch erheblich auflockern können.
Am Ende bestätigt sich dann meine bereits vor
dem Auftritt gehegte Vermutung. Satriani sollte man einmal gesehen haben, aber dann reicht es auch wieder
für ein paar Jährchen an rein instrumentaler Gitarrenmusik. Man muss allerdings dem Konzert eine
nachhaltige Wirkung attestieren, denn mit dem Abstand einiger Stunden fällt das Urteil schon wieder weitaus
enthusiastischer aus, wir direkt im Anschluß an die Show.