Flying Colors

Flying Colors

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 15.03.2012
Jahr: 2012
Stil: Progressive Rock

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Redakteur(e):

Marc Langels


Flying Colors
Flying Colors, Mascot Label Group, 2012
Casey McPhersonGesang & Gitarre
Neal MorseGesang, Gitarre & Keyboards
Steve MorseGitarre
Dave LaRueBass
Mike PortnoySchlagzeug & Gesang
Produziert von: Peter Collins Länge: 59 Min 54 Sek Medium: CD
01. Blue Ocean07. Everything Changes
02. Should Coulda Woulda08. Better Than Walking Away
03. Kayla09. All Falls Down
04. The Storm10. Fool In My Heart
05. Forever In A Daze11. Infinite Fire
06. Love Is What I'm Waiting For

Wir erleben gerade eine wahre Ära der so genannten Supergruppen. Immer mehr Musiker, die sich bei anderen Bands bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad erworben haben, schließen sich zu neuen Bands zusammen: CHICKENFOOT, BLACK COUNTRY COMMUNION, SUPERHEAVY, THEM CROOKED VULTURES, ADREANLINE MOB sind nur einige Beispiele dafür. Ja und eben auch die FLYING COLORS. Hier spielen schließlich so Könner wie Neal Morse (Gesang, Keyboards & Gitarre, Ex-SPOCK’S BEARD, TRANSATLANTIC), Steve Morse (Gitarre, DEEP PURPLE, DIXIE DREGS), Mike Portnoy (Schlagzeug, Ex-DREAM THEATER, TRANSATLANTIC, ADRENALINE MOB), Dave LaRue (Bass, DIXIE DREGS, Joe Satriani, Steve Vai) und Casey McPherson (Gesang & Gitarre, ALPHA REV) zusammen. Wem das noch nicht genügend Star-Power ist, der kann auch noch Produzent Peter Collins (unter anderem RUSH und QUEENSRYCHE) hinzunehmen. Da kann doch nichts mehr schief gehen, oder?

Klar es KÖNNTE einiges schief gehen, Ego-Probleme, keine gemeinsame Grundlage, Vision oder auch nur grobe Vorstellung über die musikalische Ausrichtung. Aber in diesem Fall ging es eben nicht schief, sondern es geschah das exakte Gegenteil: die fünf Musiker kamen für neun Tage zusammen und schrieben und produzierten in dieser kurzen Zeit ein komplettes Album. Manche Bands schaffen in dieser Zeit kaum einen Song, geschweige denn eine ganze CD voller Musik. Aber diese Band ist eben etwas Besonderes.

Wahrlich kann man die beteiligten Musiker fast schon problemlos auf dem Album erkennen. Das liegt bei den Stimmen nahe, denn McPherson und Morse haben zwei prägnante Stimmen, Steve Morse spielt wiederum diese ultra-smoothen und eingängigen Melodie-Linien, die schon sein erstes Album mit DEEP PURPLE (“Purpendicular“ von 1996) zu einem wirklich großartigen Hard-Rock-Album gemacht haben. Neal Morse tritt hier eher als zweiter Sänger und bei den Backing-Vocals in Erscheinung und kümmert sich hier eben um die Keyboard-Spuren. Dabei lässt er auch immer wieder leichte Reminiszenzen an TRANSATLANTIC und SPOCK’S BEARD durchscheinen. Aber sie dominieren nicht, sondern ergeben mit den Eigenschaften der anderen Musiker eine neue, ganz abenteuerliche Mischung, die man so noch nicht gehört hat. Nach der man aber schon nach dem ersten Durchgang fast schon körperlich (schließlich gehört das Ohr auch zum Körper) süchtig wird.

Dazu tragen aber auch die stilistisch vollkommen unterschiedlichen und dennoch äußerst kompatiblen Kompositionen bei. Dabei verwenden die FLYING COLORS eine musikalische Klammer, indem sie die beiden Stücke an den Anfang und das Ende des Albums platzieren, die man am ehesten von ihnen erwarten durfte. Blue Ocean und Infinite Fire sind noch am ehesten die Art Prog-Rock mit 70er-Jahre-Einflüssen, die man bei beteiligten Musikern erwartet hatte. Dabei gibt es dort alles zu entdecken: große Melodien, musikalische Feinheiten, Spielfreude und ausufernde Arrangements. Musik zum drin versinken und davon weggetragen werden eben. Diese Klammer sitzt.

Dann sind da die straighten Rocker. Zum einen das zweite Stück Should Woulda Coulda. Es klingt mit seinem schwerem Gitarren-Riff und den Hammond-Sounds zu Beginn schon fast etwas PURPLE-esque, ehe es auch wegen der Gesangs-Fähigkeit von McPherson in eine MUSE-Richtung kippt. Auf der anderen Seite mit All Falls Down eine Double-Bass-angetriebene Abrissbirne, bei der sich sowohl Mike Portnoy am Schlagzeug als auch Steve Morse an der Gitarre richtig austoben dürfen.

Und dazwischen liefern FLYING COLORS den Beweis dafür, dass sich musikalische Genialität und das feine Gespür für große und eingängige sowie popige Melodien nicht ausschließen müssen. Denn die Supergroup hat gleich drei oder vier potenzielle Hit-Singles im Angebot. Kayla könnte auch Fans von modernen Pop-Rock-Bands à la SUNRISE AVENUE gefallen. Allerdings hat das Lied deutlich mehr Emotionen und musikalische Leidenschaft wie eben auch deutlich mehr Klasse zu bieten. In eine ähnliche Kategorie fällt auch das folgende The Storm und ist dabei sogar noch etwas Massen-kompatibler ausgefallen als der Vorgänger. Vielleicht findet sich ja mal eine Radio-Station, die zumindest einem der Lieder eine Chance gibt. Better Than Walking Away erinnert am Anfang stark an COLDPLAY und bietet sich ebenfalls an, um mal vernünftige Musik im Radio zu spielen.

Ihre musikalischen Einflüsse legt die Band auch offen: Love Is What I’m Waiting For scheint eine kleine Ode an unsterbliche THE BEATLES-Hymnen wie A Day In The Life oder Eleanor Rigby zu sein, mit dem mehrstimmigen Gesang, der sorgfältig abgestimmten Instrumentierung, den Spannungsbögen und der wunderbaren Melodieführung, ein kleines Highlight der CD. Everything Changes rezitiert dann ebenfalls die Größen der Pop- und Rock-Musik der 1970er Jahre inklusive QUEEN und Elton John. Forever In A Daze begeistert zudem mit einem der funkigsten Bass-Licks, das man in einem Rock-Song jemals hören wird und wird konsequenterweise von einem Bass(!)-Solo verziert, bei dem Dave LaRue seine Qualitäten beweist, ein wahrlich feiner Song.

Allerdings hat sich auch ein Ausfall auf die Platte eingeschlichen. Das von Mike Portnoy mit seinem Gesang „beglückte“ Fool In My Heart kann weder vom Songwriting mit dem anderen Material des Albums mithalten noch von der individuellen Leistung. Einmal mehr wird klar, warum Portnoy auch bei DREAM THEATER besser die Backing-Vocals hätte sein lassen sollen. Er ist eben kein Sänger noch nicht einmal ein passabler und das wird besonders deutlich wenn man sich dem Vergleich zu solchen Könnern wie Casey McPherson und Neal Morse aussetzt. Hier hätte man die Band auch mal vom Produzentensessel aus vor sich selber schützen müssen. Denn das hätte wirklich nicht sein müssen.

Unter dem Strich bleibt allerdings ein extrem starkes Debüt-Album einer Supergroup, die ihren eigenen Ansprüchen auf Anhieb gerecht wird. Die Musiker komponieren und spielen sich auf einigen der Stücke in einen wahren Rausch. Dabei schaffen sie süchtig-machende Melodien genauso wie beeindruckende individuelle Instrmental-Leistungen. Die FLYING COLORS lösen all die Versprechen ein und setzen dann noch einen drauf. Sie sind der neue Standard, an dem sich künftige Supergruppen messen lassen müssen.

Marc Langels, 13.03.2012

 

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