Flying Colors Second Nature, Mascot Label Group, 2014 |
Casey McPherson | Gesang & Gitarre | |||
Steve Morse | Gitarre | |||
Dave LaRue | Bass | |||
Neal Morse | Keyboards & Gesang | |||
Mike Portnoy | Schlagzeug & Gesang | |||
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01. Open Your Eyes | 06. Lost Without You | |||
02. Mask Machine | 07. One Love Forever | |||
03. Bombs Away | 08. Peaceful Harbor | |||
04. The Fury Of My Love | 09. Cosmic Symphony | |||
05. A Place In YOur World | (I. Still Life Of The World II. Searching For The Air III. Pound For Pound) | |||
Sie haben sich nicht wirklich viel Zeit gelassen. Gerade einmal zwei Jahren nach dem sensationellen "Debüt-Album" steht nun das Zweit-Werk der Supergroup FLYING COLORS in den Regalen. Noch einmal eine kurze Rekapitulation, hinter dem Namen stecken Neal Morse (TRANSATLANTIC), Mike Portnoy (THE WINERY DOGS), Steve Morse (DEEP PURPLE), Dave LaRue (DIXIE DREGS) und Casey McPherson (ALPHA REV), also allesamt respektierte und hoch dekorierte Veteranen der Rock-Szene (bis auf McPherson bislang). Und obwohl sie allesamt auch bei anderen Bands ordentlich eingespannt sind, haben sie sich die nötige Zeit freigehalten, um auch diese Gruppe am Leben zu erhalten und weiter zu entwickeln.
Denn das haben sie zweifelsohne auf “Second Nature“ getan. Auch wenn der Aufbau des Albums ein wenig an das Debüt erinnert (verspielter erster Song, dann ein straighter Rock-Song, zum Schluss wieder ein epischer Track) und sich auch an dem Sound der Band nicht wirklich etwas verändert hat (getragen wird die Musik von den typischen Neal Morse-Sounds, die man so schon von seinen Solo-Alben, TRANSATLANTIC und den frühen SPOCK’S BEARD-Alben kennt und der unverwechselbaren Gitarren-Arbeit von Morse, der so flüssig legato spielt wie im Rock-Bereich sonst wohl nur noch Richie Kotzen), so klingt das Songwriting irgendwie homogener als beim Erstling. Zudem ist der – wie ich finde – etwas übergroße Einfluss der BEATLES in den Songs verschwunden. Stattdessen ist man irgendwie mehr bei sich. Die verschiedenen Einflüsse und Sounds ergänzen sich hier noch besser als beim Debüt.
Wahrlich selten seit den besten Zeiten von YES oder QUEEN fanden harte Rock-Passagen, komplexe rhythmische Abschnitte, sphärische Elemente, eingängige Vokal-Arrangements und individuelle Klasse so erschreckend einfach zusammen wie bei den FLYING COLORS. Man merkt McPherson und Morse an, dass sie sich bei den Gesangs-Parts hier fast noch mehr Mühe gegeben haben (oder vielleicht einfach noch häufiger von der Muse geküsst wurden) als auf dem Debüt. Und auch was die individuellen Parts von Portnoy, LaRue, Morse oder Morse anbelangt, so hört sich das hier nach noch mehr Spaß und kreativer Freiheit an als zuvor.
Anspieltipps sind hier aus meiner Sicht Lieder wie Bombs Away, das die progressiv angehauchte Seite der Band mit den vielen verschiedenen musikalischen Einflüssen in einer relativ kompakten Spielzeit wiederspiegelt sowie A Place In Your World, dem man nur das Prädikat „Hymne“ anheften kann. Aber ich ertappe mich dabei, wie sich das eigentlich auch bei jedem Hören immer wieder hin und her verschiebt. Bei anderen Durchgängen beeindrucken mich dann eher andere Tracks, wie man generell festhalten muss, dass es sich hier um ein echtes Gesamtkunstwerk handelt.
Auch wenn die FLYING COLORS wohl den anderen Bands, an denen die beteiligten Musiker beteiligt sind, nicht den Rang ablaufen werden – insbesondere im Hinblick auf DEEP PURPLE scheint das auch schwer möglich – so sollte man sich aber auch nicht darüber wundern, wenn in zwei bis spätestens drei Jahren wohl das nächste Meisterwerk der „fliegenden Farben“ ansteht. Der Enthusiasmus der Musiker transportiert sich hier wirklich nahezu ungefiltert auf den Hörer, der damit an dem Spaß partizipieren darf.