Titel |
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CD: |
01. Cold As Ice |
02. Head Games |
03. Waiting For A Girl Like You |
04. Headknocker |
05. The Flame Still Burns |
06. Urgent |
07. Juke Box Hero |
08. Feels Like The First Time |
09. Double Vision |
10. Blue Morning, Blue Day |
11. Long, Long Way From Home |
12. Dirty White Boy |
13. I Want To Know What Love Is |
14. Hot Blooded |
DVD: |
01. Cold As Ice |
02. Head Games |
03. Waiting For A Girl Like You |
04. Headknocker |
05. Say You Will |
06. Urgent |
07. Starrider |
08. Juke Box Hero |
09. Feels Like The First Time |
10. Double Vision |
11. Blue Morning, Blue Day |
12. Long, Long Way From Home |
13. Dirty White Boy |
14. I Want To Know What Love Is |
15. Hot Blooded |
Bonus Tracks: |
16. The Flame Still Burns |
17. Fool For You Anyway |
Musiker | Instrument |
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Mick Jones | Guitar, Keys, Backing Vocals |
Lou Gramm | Vocals, Percussion |
Rick Wills | Bass, Backing Vocals |
Al Greenwood | Keyboards, Backing Vocals |
Ian McDonald | Guitars, Keyboards, Sax, Backing Vocals |
Dennis Elliott | Drums, Percussion |
Kelly Hanson | Vocals |
Tom Gimbel | Guitars, Sax, Flute, Backing Vocals |
Jeff Pilson | Bass, Backing Vocals |
Michael Bluestein | Keyboards, Backing Vocals |
Bruce Watson | Guitar, Backing Vocals |
Chris Frazier | Drums, Percussion |
Im Frühjahr erfreute uns FOREIGNER mit dem Release des 1978er Konzertes aus dem Londoner Rainbow Theatre, welches uns die Urbesetzung der Band wieder bestens in Erinnerung brachte. Die Songs stammten naturgemäß vom Debütalbum, plus einem Vorausblick auf das kommende Album. Wie hieß es noch? Ah ja: “Double Vision“.
Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 40jährigen Bestehen der Band gibt‘s jetzt aber nicht, wie Titel der neuesten Veröffentlichung vielleicht suggeriert, ein Konzert mit dem kompletten Album von damals, sondern “Double Vision“ bezieht sich viel mehr darauf, dass hier zwei Versionen – respektive “Visionen“ - von FOREIGNER geboten werden. Damals und heute. “Then And Now“. Ein “Live Reloaded“ gibt‘s auch noch als Untertitel.
Und so fand man sich zu diesem Anlass in Mt. Pleasent, Michigan im Soaring Eagle Casino & Resort dein. Am Venue-Namen merkt man schon: Hier geht‘s nicht um die schmuddelige Konzerthalle an der Einfallstraße. Da will man schon mehr Glanz und Glitzer haben. Es ging schließlich darum, die beiden Bandbesetzungen, mit der einzig Konstanten, Mick Jones, auf die Bühne zu bringen.
Wie man das heutzutage so macht, wird da natürlich eine CD + DVD daraus und das ist gut so. Na ja, man muss ja nicht bei jedem Beteiligten so genau hinschauen.
Wenig Songs eignen sich besser ein Konzert in Fahrt zu bringen, als Cold As Ice. Allein die Pianoakkorde zu Beginn, erwecken müde Unterarmhaare zum Leben. Wahrscheinlich wollte man kein Risiko eingehen und so steht zunächst die aktuelle Truppe auf der Bühne und man muss Kelly Hanson ein weiteres Mal attestieren, dass er wohl der bestmögliche Lou Gramm-Nachfolger ist. Noch dazu ist er ein durch und durch sympathischer Kerl, der nicht nur bei der Damenwelt hervorragend ankommt. Heutzutage hat man bei der Band ja nicht mehr die Langhaar-Rocker beim Nackenmuskel-Dauertest in der ersten Reihe, sondern die Damen mit gepflegtem Hüftschwung, die irgendwo ihr Sektglas abgestellt haben. Aber so ist das. Die können sich wenigstens das Eintrittsgeld leisten.
Dass man es nötig hat, das Riff von DEEP PURPLEs Black Night in das Solo von Cold As Ice zu integrieren, find ich ein bisschen arg einfallslos. Da sollte man nach 40 Jahren mehr Selbstbewusstsein haben.
Genug der Nörgelei. Wie toll Hanson Head Games singt, ist schon beeindruckend, aber sein gesanglicher Einstieg in Waiting For A Girl Like You nahezu magisch. Der Mann ist jedes Geld wert. Als dritten Song gleich eine Schmuse-Ballade, ist Geschmackssache . Dem Publikum schmeckt‘s.
Mir mundet ein Headknocker weitaus mehr und ich muss der aktuellen Besetzung da die nötige Kompetenz durchaus aussprechen. Mick Jones hängt sich mittlerweile lieber eine leichtere Gibson Les Paul Standard über die Schulter, als sein Markenzeichen, die deutlich schwerere Custom-Variante, die manchem Orthopäden Kundschaft zutrieb, aber sein Beitrag beschränkt sich eh auf die prägnanten Momente.
Gerade, als man denkt, jetzt geht die Show richtig los und alle sind auf den Beinen, kommen die Barhocker raus und alle hocken sich, denn es ist “Akustik-Time“. Ja, das hat was heimeliges und zur aktuellen Weihnachtssaison passendes, wenn Say You Will mit Querflöte eingeläutet wird. Es ist dem engagierten Vortrag Hansons zu verdanken, dass man doch noch einigermaßen aufmerksam lauscht. Danach Urgent, wieder mit voller E-Power. Hätte man auch gleich haben können. Interessanter Tonartwechsel im Saxofon-Solo übrigens.
Die “Live At The Rainbow“-Rückschau hat mir wieder in Erinnerung gebracht, welch toller Song Starrider ist. Hier auch optisch noch toll in Szene gesetzt. Warum man das Intro von Juke Box Hero mit Keyboard-Streichern so verwässern muss, erschließt sich mir nicht und auch der restliche Teil wird der Original-Vorlage nicht gerecht. Zu überladen, brachial, verzerrt. Gut, nichts fühlt sich an, wie beim ersten Mal.
Oder vielleicht manchmal doch? Zumindest für die, die FOREIGNER in den späten 70ern/frühen 80ern nicht gesehen haben, ist Feels Like The First Time wohl ein echte Erlebnis. Schön, da stehen plötzlich unübersehbar ältere Herren auf der Bühne, die mit der Vitalität er vorherigen Typen nicht konkurrieren können, aber Lou Gramm, Rick Wills, Al Greenwood, Ian McDonald und Dennis Elliott zusammen mit Mick Jones brauchen sich musikalisch nicht zu verstecken. Das klingt richtig klasse. Jeder Gesangston kann nicht bis zum bitteren Ende gehalten werden, aber es klingt dennoch richtig geil. Ich schwör‘s, ich hätte Tränen der Ergriffenheit geheult!
Und auch Double Vision kommt richtig klasse. Rick Willis pumpt den Bass wie zu besten Tagen und Dennis Elliott scheint sich gerade in einen neuen Frühling zu trommeln. Und auch Lou Gramm – gut, der sieht nicht mehr aus, wie der Rock-Gott von einst – singt unglaublich gut. Das alles hätte man sich vor wenigen Jahren kaum vorstellen können. Also spätestens hier hat sich dieses Album gelohnt.
Schön auch, dass man mit Blue Morning, Blue Day einen weiteren Titel vom “Double Vision“-Album präsentiert, der etliche im Publikum erkennbar irritiert. Tja, es gab eben auch ein FOREIGNER vor FOREIGNER.
“I was inside, looking outside...“, Long, Long Way From Home jagt mir einen weiteren Schauer über Rücken und Arme und bei Dirty White Boy geht‘s mir nicht viel anders. Auch wenn Lou die ganz höhen Töne wohlweislich vermeidet. Ich weiß nicht, ob die noch einen kompletten Abend durchstehen, aber wenn die nochmal mit dieser Leistung auf Tour kämen, ich wär dabei!
Rick Willis kündigt dann SUPER-FOREIGNER an, als die aktuelle Bandbesetzung sich zur einstigen gesellt. Kelly Hanson übernimmt das Ruder, aber es sind die ersten gesungenen Worte durch Lou Gramm, die I Want To Know What Love Is das Flair verleiten, die auch für mich diese Ballade legitimieren. Letztlich wird ein Gemeinschaftsprodukt – auch das Publikum hat seinen Part – daraus und viel Beschaulichkeit ist im Spiel. Ach komm: Es geht auf Weihnachten zu.
Und zum Schluss darf man ja Hot Blooded noch etwas heißblütig werden. Die 12 Musiker auf der Bühne haben Spaß und das überträgt sich auf jeden Zusehenden. Merkt ihr, wie euer Fuß nicht mehr aufhört, im Takt zu stampfen?
Die DVD wartet mit den Boni The Flame Still Burns und Fool For You Anyway auf. Beides Akustik-Stücke, wovon besonders The Flame Still Burns Gänshaut erzeugt. Vor allem, wenn man, wie ich, den Titel aus dem Film “Still Crazy“ kennt, der Geschichte um die fiktive Rockband STRANGE FRUIT. Ich wusste immer, dass der Song ein Mega-Hit werden könnte. Schön, dass ihn FOREIGNER wieder ausgegraben haben.
Damit ist dieses Album für mich endgültig legitimier und wird sowohl als DVD, wie als CD, seinen Weg ins jeweilige Abspielgerät öfter finden. Trotz genannter Abstriche immer noch eine Empfehlung.