Kamelot

Tellus Requiem
ReVamp

Frankfurt, Batschkapp, 18.11.2013

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 23.11.2013
Stil: Melodic Power Metal

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Redakteur(e):

Marc Langels


Kamelot, ReVamp, Tellus Requiem,
Frankfurt, Batschkapp, 18.11.2013

Ein kühler Montagabend im November ist nicht zwingend die beste Zeit für ein Konzert. Aber das hielt an diesem 18. November 2013 kaum einen Fan des Melodic Power Metal davon ab, der altehrwürdigen Frankfurter Batschkapp einen Besuch abzustatten. Denn an diesem Abend würden sie voll und ganz auf ihre Kosten kommen. Schließlich hatten sich die amerikanisch-deutsch-schwedische Kombination KAMELOT angesagt, die bereits zum zweiten Mal mit ihrem aktuellen Album nach dem Motto “Silverthorn Over Europe“ Deutschland betouren. Mitgebracht haben sich gleich zwei Vorgruppen, die die Zuschauer in die richtige Stimmung bringen sollten.

Den Auftakt machen dann überpünktlich um 19:59 Uhr die Norweger TELLUS REQUIEM. Die fünf jungen Männer machen ihre Sachen denn auch wirklich gut und wärmen mit ihrem leicht vertrackten – sprich progressiv angehauchten - Power Metal mit Parallelen zu STRATOVARIUS die zu diesem Zeitpunkt etwa halb gefüllte (jaja, der Nichtraucherschutz war wohl Schuld) Batschkapp gut an. Dabei fällt sofort der sehr gute Sound ins Ohr, den man so nicht bei jedem Support serviert bekommt.

Zudem sind die Skandinavier wirklich allesamt sehr versiert an ihren Instrumenten und bieten schon die ein oder andere instrumentelle Abfahrt – insbesondere von Gitarrist Stig Nergard -, die mächtig Spaß macht. Den haben auch die Musiker, so dass die beeindruckenden Matten von Bassist Ivar Hagen Boe und Keyboarder Anders Berg Sundbo (mit einer gefühlten Haarlänge von circa einem Meter) schnell anfangen, die ersten Reihen mit einer Menge zugefächerter Luft zu versorgen. Die Band nutzt die ihnen zur Verfügung stehenden 30 Minuten sehr effektiv, um für sich zu werben und die Zuschauer danken es ihnen mit ordentlich Applaus. Solche passende, engagierte und überaus talentierte Vorgruppen würde man sich häufiger wünschen. TELLUS REQUIEM sollte man wirklich im Auge behalten.

Danach wird es eng in der Halle, denn nun warten alle auf REVAMP, die Band um die neue offizielle NIGHTWISH-Frontfrau Floor Jansen. Und vor allen Dingen die Männer nutzen die Möglichkeit, noch ein wenig näher an die Bühne heranzupirschen (so wie es im Anschluss die stark vertretenen Frauen bei KAMELOT machen werden). Und kaum erlischt die Beleuchtung, steigen die Niederländer mit dem Opener-Doppel ihrer aktuellen “Wild Card“-CD The Anatomy Of A Nervous Breakdown: On The Sideline und The Limbic System in den Set ein. Sobald zudem Jansen die Bühne betritt ist klar, wer heute die „Chefin im Ring“ ist. Mit ihrer Stimme, ihrer Ausstrahlung und natürlich auch ihrem Aussehen zieht sie sofort die Anwesenden in ihren Bann. Dabei mag ihr Gesang in den ersten Minuten des Auftritts ein wenig zu dominant im Sound-Mix sein, aber das wird schnell korrigiert.

Besonders beeindruckend ist dabei, dass Jansen neben dem klaren und dem klassisch angehauchten Gesang auch die ab und an eingestreuten Growls gerade mit übernimmt. REVAMP stellen schnell klar, dass sie nicht einfach nur die Zweit-Band von Floor Jansen sind, sondern für sich alleine stehen und eine ganz eigene Art des symphonischen Metal bieten wollen. Die Stücke sind sehr vertrackt und progressiv gehalten. Dabei merkt man der Sängerin bei ihrem Auftritt an, wie viel Spaß es ihr macht, hier das eigene Material vorzutragen. Und spätestens nach dem vierten Song könnte man meinen, dass das bereits der Headliner des Abends ist. So sehr werden REVAMP an diesem Abend von dem Publikum in der Batschkapp abgefeiert, was auch die Band sichtlich erstaunt, aber auch dazu motiviert, wirklich alles zu geben.

Nur eines stört Jansen dann zwischendurch doch erheblich und das ist die zugegeben nervige Angewohnheit vieler Zuschauer, Konzerte nur noch über das Handy-Display wahrzunehmen. So fordert sie die Betroffenen dazu auf, ihre Geräte einfach mal wegzulegen und das Konzert wirklich mitzuerleben und zu genießen, statt es sich dann bei Video-Plattformen im Internet oder dem heimischen Rechner nur anzuschauen. Außerdem störe es die Künstler auf der Bühne. Von diesen Unannehmlichkeiten lassen sich REVAMP aber zum Glück während des Rests ihrer Show nicht weiter beeindrucken und schließen nach knapp 45 Minuten Auftritt mit dem starken Wolf And Dog. Zum Abschied werden die Niederländer frenetisch gefeiert und freuen sich augenscheinlich über diese positive Resonanz. Somit ist klar: REVAMP dürfen gerne wiederkommen – und zwar als Headliner! Die Band hat einen nahezu perfekten Gig hingelegt, der die Messlatte für KAMELOT sehr hoch schraubt.

Aber als dann um kurz nach 22 Uhr die Lichter wieder ausgehen und die Band mit Torn und Ghost Operain ihren knapp 100-minütigen Set einsteigt, wird schnell klar, dass es an diesem Abend nur einen Sieger geben kann – und das sind ganz klar KAMELOT. Man merkt sofort, dass die Band schon binnen kürzester Zeit gestärkt aus der kleinen Krise nach dem Ausstieg von Roy Khan hervorgegangen ist und zudem in Tommy Karevik einen wahrlich exzellenten neuen Sänger und insbesondere begeisternden Frontmann gefunden hat.

Sicherlich erinnern einige Posen, Gesten sowie die Mimik schon stark an seinen Vorgänger, aber das nimmt man ihm keinesfalls übel, zumal Karevik das alles mit einer ungemein sympathischen Art und Weise und einer Menge Enthusiasmus rüberbringt. Zudem sucht er stärker als sein Vorgänger den direkten und unmittelbaren Kontakt zum Publikum. Und obwohl der Schwede ja gar nicht mehr so neu ist, greift sich gleich nach dem einleitenden Doppel-Pack erst einmal Gitarrist und KAMELOT-Chef Thomas Youngblood das Mikrofon, um neben den Danksagungen für den herzlichen Empfang das „neueste“ Mitglied der Band unter frenetischem Applaus noch einmal vorzustellen.

Danach reihen die Musiker einen Hit der Band-Geschichte an den nächsten und heizen die Stimmung in der mittlerweile zu mindestens 80 Prozent gefüllten Halle weiter an: The Great Pandemonium, Center Of The Universe, The Human Stain, Soul Society werden abgefeiert und bringen die Fans mächtig in Stimmung, die sich zwischen den Liedern in fast schon frenetischem Beifall äußert. Das genießen auch KAMELOT offensichtlich und nutzen die gesamte Fläche der Bühne für ihre Show, bevor es mit dem Song For Jolee zum ersten Mal etwas ruhiger zugeht und Karevik seine ganze gesangstechnisch Bandbreite präsentieren kann. Dabei verwandelt sich die eben noch lautstarke Halle in ein andächtiges Auditorium, das wie eine einzige Person an den Lippen des Sängers hängt. Zugute kommt der Band auch der von Anfang an hervorragende Klang, der unglaublich ausgewogen ist und einzig die Background-Sängerin Alissa White-Gluz (die auch die Death Metal-Growls im March Of Mephisto übernimmt) geht manches Mal etwas unter.

Bei der Setlist machen KAMELOT an diesem Abend alles richtig. Sie mischen Stücke der beiden jüngsten Alben “Poetry For The Poisoned“ und “Silverthorn“ mit den Klassikern aus der mittleren Band-Phase zwischen “Karma“ und “The Black Halo“, dazu kommen einige kürzere Instrumental-Passagen, die die individuelle Klasse der Musiker unter Beweis stellen, aber nie übertrieben daherkommen, sondern knackig und kurz gehalten sind. Ich gestehe, ich bin kein Fan dieser Selbstdarstellung, aber in dieser Form kann man sie ihnen wahrlich nicht verübeln. Und so steigert sich die Begeisterung der Fans im Verlauf des Abends bis sie in dem finalen Hit-Feuerwerk The Haunting (Somewhere In Time), Karma und dem größten „Hit“ der Band March of Mephisto gipfelt. Dabei übernimmt bei The Haunting Floor Jansen die weibliche Rolle, die im Original Simone Simons von EPICA innehatte. Das führt natürlich erneut zu Begeisterungsstürmen, die auch noch anhalten, lange nachdem KAMELOT die Bühne verlassen haben.

Man kann diesen Auftritt nur als totalen Triumph für die Band vermerken. Etwaige – wenn auch unwahrscheinliche und unbegründete – Vorbehalte mancher Fans gegen den neuen Sänger sind nach diesem Abend komplett obsolet geworden und dürften vielmehr einer neuen Begeisterung für KAMELOT und deren Musik gewichen sein. So beeindruckend, so voller Spielfreude hat man die Band schon lange nicht mehr gesehen – auch nicht auf der letzten Tournee mit Roy Khan. Aber auch die beiden Vorgruppen konnten an diesem Abend vollends überzeugen. Wobei REVAMP schon fast an die Klasse des Headliners heranreichten. Nach fast vier Stunden exzellenter Musik verlassen mehrere Hundert mehr als zufriedene Besucher die Batschkapp und freuen sich schon auf die kommenden Konzerte, sowohl von TELLUS REQUIEM als auch REVAMP und natürlich auch von KAMELOT.

An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an Niels Andersen von Oktober Promotion für die freundliche Akkreditierung.

Marc Langels, 18.11.2013

 

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