Frontier Ruckus

Eternity Of Dimming

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 08.03.2013
Jahr: 2013
Stil: Folk Rock

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Redakteur(e):

Steffen Frahm


Frontier Ruckus
Eternity Of Dimming, Loose Music, 2013
Matthew MiliaSongs, Lead & Harmony Vocals, Acoustic Guitars, Electric Guitars, Pedal Steel Guitar, Harmonica, Piano, Wurlitzer Electric Piano, Lowrey Organ, Magnus Chord Organ, Bass Guitar
David W. JonesBanjo, Harmony Vocals, Dobro, Bass Guitar, Lowrey Organ Bass, Tubular Bells
Zachary NicholsTrumpet, Alto Horn, Melodica, Musical Saw, Many Casio keyboards into old amplifiers, Magnus Chord Organ, Clarinet, Lowrey Organ, Tubular Bells, Hammond B-2/B-3, Piano, Wurlitzer Electric Piano, Stylophone, Eb Concert Horn, Camera Flash, Motor Magnets, Remote Control, Tape Recorder, Bass Guitar, 1985 Sony CCD-V8AF, Camcorder Microphone, Harmony Vocals
Ryan "Smalls" EtzcornDrum Kit, Bells, Tambourine, Timpani, All Percussion, Harmony Vocals
John HansonBass Guitar
Brian BarnesBass Guitar
Anna BurchHarmony Vocals
Michael NauBacking Vocals & Counter Melodies
Jim RollBass Guitar
Brennan AndesDouble Bass, Bass Guitar
Aaron ApseyViola
Produziert von: Frontier Ruckus Länge: 86 Min 03 Sek Medium: CD
CD1
01.Eyelashes06.The Black-Ice World
02.Black Holes07.I Buried You So Deep
03.Thermostat08.Granduncles Of St. Lawrence County
04.Birthday Girl09.Bike Trail
05.Junk-Drawer Sorrow10.I Met Rebecca
CD2
01.Eternity Of Dimming06.In Protection Of Sylvan Manor
02.If The Suns Collapse07.Dealerships
03.Nightmares Of Space08.Funeral Family Flowers
04.Surgery09.Open It Up
05.If The Summer10.Careening Catalog Immemorial

FRONTIER RUCKUS aus Detroit könnten, nachdem "Eternity Of Dimming" ihr erster regulärer Release in Europa ist, der heisseste Folk-Rock-Indie-Scheiß der Saison werden. Ihre Musik ist ein Sprudeln, ein ungefiltertes Alles-Rauslassen und dadurch -Verarbeiten, ein Überflutetsein (und ein Überflutetwerden natürlich auch). Manchem ist das vielleicht zuviel: Ein Doppelalbum mit knapp anderthalb Stunden Spieldauer und ein eng mit Schreibmaschinentypo vollgeklatschtes Textblatt ohne Satzzeichen und Absätze aber mit über 5500 Worten drauf (habe ich natürlich nicht selber ausgezählt, steht so im Presse-Info. Aber ich glaube es sofort!). Unwillkürlich muß man angesichts dieses überwältigenden Outputs an so epochale Riemen denken wie "Double Nickels On The Dime" (MINUTEMEN, 1984) - Platten, die das Versprechen in sich tragen, genug Stoff und Beschäftigung für ein ganzes Leben (oder, na, wenigstens für die nächsten 6 Wochen) mitzubringen.
Also kein leicht und schnell konsumierbares Nebenher-Produkt, sondern ein WERK, verflucht nochmal, und allein das verdient Respekt!

Matthew Milia ist der Songwriter der Band, und sein Wortschatz dürfte insgesamt im oberen Bereich der US-amerikanischen Normalverteilung liegen. Sein Gesang oszilliert zwischen etwas Flehentlichem, Melancholie und der Trunkenheit des Verlorengehens im Strom der eigenen Worte - nur daß er einem dabei eben überhaupt nicht auf den Sack geht. Weil sein Gesang und seine Attitüde, mithin der ganze Riesenhaufen Musik auf diesem Album einfach mal so gar nicht kalkuliert klingen (und auch nicht rührselig), sondern eine Realness ausstrahlen, auf die man in diesen 100fach ironisch gebrochenen und auf alles Mögliche schlau verweisenden Zeiten selten stößt.

"My oh my, you're so far away", (Ich habe ein bißchen Interpunktion dazu gemacht.) singt Milian z.B. im sehnsuchtsvollen, uptempo-tänzelnden "If The Suns Collapse". Nachvollziehbar. Unendlich viele Meilen, die uns Liebende voneinander trennen. Was kann man tun? "By the time I see you the sky may look so evil and gray / Or perhaps we'll take naps in the sun / If the suns collapse we'll make laps on the run and run forever 'neath their punishment / But punishment is not what you deserve / You were meant for something they reserve for early mornings when your heaven is blurred / Blurred and vague / Each word does age so fast like a plague it's not allowed to last for very long / But how fantastic and strong while it does, while it buzzes free..." undsoweiter, undsofort. Versteht Ihr, was ich meine? Milian macht sich von irgendwo auf den Weg (was ja erstmal eine Notwendigkeit ist, diese Rezi hat ja auch irgendwo angefangen und gerät zunehmend ins Ringen mit dieser Platte...), und dann lesen sich seine Texte mehr und mehr wie assoziative Ströme, wie Super-8-falschfarbige Erinnerungsfragmente, die einfach kommen, sich quasi selbst in Worte kleiden und vorbeiziehen, um dem nächsten aus der Reserve gelockten Engramm Platz zu machen. So, naja: so ungefähr vielleicht funktioniert die menschliche Psyche, wenn man sie mal richtig laufen läßt, und insofern ist auch dieses FRONTIER RUCKUS-Album eine Reise through the mind of Matthew Milia. Und mal nebenbei gefragt: Wann wurde intensiv gefühltes Leben und totales Fasziniertsein vom Gegenüber zum letzten Mal so schön zum Ausdruck gebracht wie in den weiter oben zitierten Zeilen?

Das Thema "Realness" hatten wir ja schon, und so ist auch die Musik zu diesen frei flottierenden, anrührenden Wortungetümen: Dieses Album klingt aufgenommen, produziert klingt es nicht. Irgendwo auf der ersten CD kommt Millians Gesang mal durch einen dieser Telefon-Effekt, Ihr wißt schon...Und das klingt dann fast schon abenteuerlich. Ansonsten geht es um den reinen Klang der Instrumente, ob es sich dabei nun um Ryan Etzcorns die Songs mit vielen Breaks aufwühlendes Drumming handelt oder um David W. Jones' allzeit präsentes Banjo. Aber wir haben es hier ja auch mit einem Folk-Rock-Album zu tun. Die letzte Folkplatte, die ich hier besprach war Rick Redbeards introspektiv-ländliches Meisterstück "No Selfish Heart" - FRONTIER RUCKUS sind juveniler, drängender, meinethalben auch hektischer. Sie sind eine BAND. Sie haben Songs mit vielen Akkorden. Songs, die sich, wenn es sein muß, zuspitzen, verdichten, explodieren, sich wieder fangen und in ihren ausufernden Codas dann doch noch so viel mitzuteilen haben. FRONTIER RUCKUS haben einen Güterzug voller Pulver zum Verschießen dabei. Beeindruckendes Album mit Stoff für...ja,...6 Wochen reichen vielleicht nicht.

Steffen Frahm, 05.03.2013

 

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