Frost*

Experiments In Mass Appeal

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 03.12.2008
Jahr: 2008

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Redakteur(e):

Christian Gerecht


Experiments In Mass Appeal, Inside Out/SPV, 2008
Jem GodfreyKeyboards
John JowittBass
Andy EdwardsDrums
Declan BurkeVocals, Guitar
John MitchellGuitar
Produziert von: Jem Godfrey Länge: 56 Min 51 Sek Medium: CD
01. Experiments In Mass Appeal06. Falling Down
02. Welcome To Nowhere07. You/I
03. Pocket Sun08. Toys
04. Saline09. Wonderland
05. Dear Dead Days

Lasst uns mal über FROST sprechen. Nicht den Rotze-Kacke-Frost vor meinen Fenstern, sondern über dieses etwas hin und her gerissene (Neo-)Prog-Rock-Projekt, bestehend aus KINO, ARENA und IQ Bandmitgliedern unter dem Hitproduzenten (ich sach nur: Atomic Kitten...) Jem Godfrey. Sicherlich wird es schon einige Leser geben, die das FROST-Debüt "Milliontown" im Player hatten und sich ob dessen Mittelmaß nun erschreckt abwenden. Ihr braucht im Grunde genommen gar nicht weiter lesen. Auch wenn man den angeproggt-kitschigen Stadion-Rock von "Milliontown" gegenüber FROSTs neuer Scheibe "Experiments In Mass Appeal" nicht wirklich vergleichen kann.
FROST (oder Godfrey) haben sich auf die Fahnen geschrieben: "Neues Album - neuer Sound! Alles andere ist regressiv!" Dass sind natürlich ziemlich große Sprüche. Lasst uns also mal sehen, was hinten raus kommt...
Was an "Experiments In Mass Appeal" sofort, und ohne den Waschzettel gelesen zu haben, auffällt, ist die neue Stimme der Band. Declan Burke heißt der neue Vokalist, der die Band zugleich um eine zweite Gitarre erweitert. Burke's Stimme variiert zwischen elfengleichen und markigen Tonlagen und gibt FROST dadurch ein anderes, neues Erscheinungsbild.

"Experiments In Mass Appeal" startet gleich mit dem acht minütigen Titeltrack. Einer recht spannend arrangierten Nummer, die, mit etwas vorhersehbaren Breaks, einen Ritt zwischen melodiösen Laut-Leise-Passagen, getragen ruhigen Parts und fast schon gehässigen Gitarren-Attacken bietet. Teilweise scheint das Ganze ein bisschen überambitioniert, aber na gut. Godfrey kommt aus der Pop-Ecke und will mit seinem Prog-Hobby nun mal möglichst glaubwürdig klingen.
Mit Welcome To Nowhere schieben FROST ein anfangs fast schon lieblich anmutendes Song-Perlchen hinterher. Der Song hat wirkliche Qualitäten. Wenngleich auch hier wieder (teilweise fast schon zu) harte Breaks als Stilelemente eingesetzt werden, spielt die Band mit sehr ruhigen und dann wieder wirklich laut fetzenden Mid-Tempo-Passagen, ehe der Song langsam ausklingt und direkt zu Pocket Sun überleitet.
Pocket Sun ist im Grunde genommen genauso überspannt wie der Titeltrack. Allerdings hört man hier eher gefällig-poppige Parts, verquickt mit klassischen Neoprog-Elementen im ARENA und IQ ähnlichen Stil. Das Take ist aber bei weitem nicht uninteressant, hat m.A. nur keinen richtigen Punch.
Ganz anders das getragen-depressive Saline! Dass ist eine Nummer, wie ich sie während der finsteren Zeit geradezu aufsauge. Sehr spannend arrangiert spielt hier vor allem Burke's Stimme eine Hauptrolle, baut sich das Take in wogender Melodie auf um dann wieder ganz gelassen den aufgebauten Druck kontrolliert abzulassen. Der etwas lange Ausklang hätte zwar nicht unbedingt sein müssen, aber jeder wie er will...!
Ein nervös-zuckendes Gitarren Riff leitet das herrlich angeproggte Dear Dead Days ein. Die Nummer hat eine sehr gefällige Hook, brilliert mit schönen Orgelläufen und treibendem Groove. Mechanisch verzerrte Vocal-Parts bringen noch mehr Leben in die Bude und lassen den Song durchaus auch die Grenzen des Neo-Prog überschreiten. Mit leisem Piano-Break und klasse Gitarrensolo klingt der Song aus; nicht ohne direkt in Take 6 Falling Down über zu gehen.
Allerdings muss ich ganz offen gestehen, dass sich mir Falling Down nicht so ganz erschließt. Die Nummer ist in Teilen sicherlich sehr gut (hört mal das fantastische Gitarrensolo), mir aber insgesamt zu süßlich und auch zu verwaschen. Der fast schon funkige Ausklang trägt nur weiter zur Verwirrung bei...
You/I hingegen ist nichts weiter als ein sehr kurzer, getragener Songfetzen. Eine Minimal-Nummer um deren Berechtigung Sorge zu tragen ist. Schnell folgt ihr deshalb das straight nach vorne losgehende Toys. Eine kommerziell-radiotauglich, poppige Nummer, die aber nicht halb so glatt 'rüberkommt, wie sich das im ersten Moment anhört. Das Take ist nichtmal ohne und scheinbar mehr, als nur ein kurzer, vermeintlicher Spannungsbogen zum Longtrack dieses Albums:
Wonderland ist, über seine ganze Länge betrachtet, ein, mit Verlaub, weitgehend seelenloser Prog-Klumpen, den keiner wirklich gebraucht hätte. Ein getragen, ruhiger Beginn mit YES-ähnlichem Pianospiel steigert sich noch in derselben Minute in ein treibendes Songgespinst, dessen Hookline auf- und abwogt wie eine immer wiederkehrende Welle. Ein hartes, viel zu langes Break zerreißt den Song dann geradezu. Das darin eingespielte, sehr leise Sample mag zwar mancher als witzig empfinden; mir geht es aber ganz gewaltig auf den Senkel. Break hin Break her! Wenn's aber so ausufert, dass man den Rest des Songs beinahe schon als Hidden-Track erlebt, dann isses einfach nur langweilig. Zwar zeigt sich Wonderland nach diesem Break wirklich in einem ganz anderem Gewand, aber dazu brauch' ich kein ödes, zwei minütiges "Nichts" innerhalb des Songs! Zudem leisten sich FROST am Ende von Wonderland nochmals knapp zwei Minuten "Nichts". Vollkommen überzogen das Ganze. Dafür habe ich, auch nach dem dritten Bier, nicht viel Verständnis! Schade eigentlich, denn mit etwas Spannung und Dramatik (anstelle der verlorenen vier Minuten) wäre Wonderland ein guter Longtrack geworden...

Zusammenfassend würde ich "Experiments In Mass Appeal" als etwas unausgewogen betrachten. Godfrey wollte, dass kein Song dem anderen gleicht. Das ist ihm, seht es positiv oder nicht, vollkommen gelungen. Insgesamt kann man die Scheibe dem Prog-Fan durchaus nahe legen. Allerdings würde ich die Erwartungen darin nicht zu hoch ansetzen.
Wegen der sehr guten Tracks Welcome To Nowhere, Saline und Dear Dead Days ragt das Album gerade noch so aus dem Mittelmaß heraus. Um in dieser Sparte wirklich punkten zu können, reichen ein fetter Sound und ein neuer Sänger einfach nicht aus. Nur erstklassige Musiker um sich zu scharen mag für einen Kommerz-Gimmick wie Atomic Kitten vielleicht ausreichen; für hoch gesteckte Prog-Rock-Ziele ist das jedoch zu wenig.
Deshalb merkt man FROST in fast jedem Take an, dass die Band nur ein Kunstgebilde ist, das trotz aller Perfektion nicht so wirklich zueinander passt. Um im Prog Rock wahre Begeisterung auszulösen muss einfach mehr als nur guter Wille und gute Musiker vorhanden sein; da muss auch die Chemie stimmen! Ich will nicht anmaßend in Band-Interna herum stochern, aber vielleicht sollte Godfrey seine Mitstreiter, die ja von durchaus hochkarätigen Bands kommen, an Komposition und Songwriting teilhaben lassen.
So oder so wird Jem Godfrey seine Prog-Ader weiter ausleben. Lassen wir uns also mal überraschen was als nächstes kommt...!

Christian "Grisu" Gerecht, 03.12.2008

 

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