Gamma Ray Land Of The Free (Anniversary Edition), earMusic, 2017 |
Kai Hansen | Gesang & Gitarre | |||
Dirk Schlächter | Gitarre & Keyboards | |||
Jan Rubach | Bass | |||
Thomas Nack | Schlagzeug | |||
Gastmusiker | ||||
Hansi Kürsch | Gesang | |||
Michael Kiske | Gesang | |||
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Disc 1 (56:33) | ||||
01. Rebellion In Dreamland | 08. Salvation's Calling | |||
02. Man On A Mission | 09. Land Of The Free | |||
03. Fairytale | 10. The Saviour | |||
04. All Of The Damned | 11. Abyss Of The Void | |||
05. Rising Of The Damned | 12. Time To Break Free | |||
06. Gods Of Deliverance | 13. Afterlife | |||
07. Farewell | ||||
Disc 2 (38:03) | ||||
01. Heavy Metal Mania | 05. Tribute To The Past (Instrumental - Live At The Chameleon Studio 2016) | |||
02. As Time Goes By (Pre-Production Version) | 06. Heaven Can Wait (Instrumental - Live At The Chameleon Studio 2016) | |||
03. The Silence '95 | 07. Valley Of The Kings (Instrumental - Live At The Chameleon Studio 2016) | |||
04. Dream Healer (Instrumental - Live At The Chameleon Studio 2016) | ||||
1994 war ein wegweisendes Jahr in der Geschichte von GAMMA RAY, denn die Band trennte sich nach drei erfolgreichen Alben von ihrem Frontmann Ralf Scheepers (der dann später mit PRIMAL FEAR wieder für deutsche Metal-Geschichte sorgen sollte). Und so übernahm Band-Chef Kai Hansen wieder die Doppel-Belastung von Gitarre und Gesang, wie er sie schon eine Zeit lang bei HELLOWEEN innehatte, bevor damals Michael Kiske als fester Sänger einstieg. In der Quartett-Besetzung mit Dirk Schlächter an der zweiten Gitarre und den Keyboards, Bassist Jan Rubach und Schlagzeuger Thomas Nack ging es an die Arbeit am vierten Album, dem vorliegenden “Land Of The Free“.
Musikalisch hatte sich natürlich nichts geändert, denn schon in der Vergangenheit war es ja Hansen gewesen, der die Richtung der Band vorgab. Allerdings schien die Veränderung in der Personal-Konstellation Hansen einen gehörigen Motivations- und Kreativitäts-Schub versetzt zu haben, denn die Lieder auf dem vierten Studio-Album gehören durch die Bank weg zum Besten, was die Band in ihrer an Highlights nicht gerade armen Karriere bisher vorgelegt hat – und so gehört “Land Of The Free“ zu den am besten verkauften Alben von GAMMA RAY – und die Stücke nach wie vor zum Grundgerüst einer jeden Live-Show.
Mit “Land Of The Free“ setzten GAMMA RAY die Reihe der starken Veröffentlichung fort, die mit “Heading For Tomorrow” begonnen hatte. Dabei wurden jedoch die theatralischen Momente noch ein Stück weiter zurückgefahren, ohne jedoch ganz darauf zu verzichten. So kommen bei Man On A Mission fast schon QUEEN-artige Gesangsharmonien zum Einsatz, Für das Solo in All Of The Damned hat Hansen Teile der Soli aus Hotel California auf Metal getrimmt. Und auch die etwas aus der Reihe fallende Klavier-getragene Power-Ballade Farewell, die sicherlich auch Musical-tauglich wäre, ist trotz ihrer Massentauglichkeit ist sie auch für Metaller ergreifend, zumal hier mit Hansi Kürsch (BLIND GUARDIAN) auch ein sehr prominenter Gast-Sänger zum Einsatz kommt. Neben Kürsch gibt sich zudem Kiske hier auf dem Titeltrack und bei Time To Break Free die Ehre (etwas, das die beiden Ex-HELLOWEEN-Musiker später ja mit UNISONIC noch zu einer weiteren „Spielwiese“ ausbauen sollten).
Am beeindruckensten ist jedoch wohl die Gesangs-Leistung von Hansen, der hier ja nicht nur seine Rückkehr las Vollzeit-Sänger nach fast einem Jahrzehnt feiert, sondern auch noch in die Schuhe eines wirklich hervorragenden Vorgängers schlüpft, diese jedoch erstaunlich souverän ausfüllt. Insofern stellte sich die Entscheidung, keinen Nachfolger für Scheepers zu suchen, als einzig richtige heraus, auch wenn sie dafür sorgte, dass GAMMA RAY nun noch deutlich als zuvor als reines Hansen-Projekt gesehen wurden (was sie ja angesichts der Verteilung beim Songwriting ohnehin immer waren). An mancher Stelle muss man sich sogar fragen, ob das da wirklich Hansen sein kann, der dort in solch schwindelerregenden Höhen und so kraftvoll die Texte intoniert. So überzeugend ist die Leistung.
Als Bonus gibt es hier auf der zweiten CD sieben Songs, von denen vier jedoch reine Instrumental-Versionen von den bekannten Tracks Dream Healer, Tribute To The Past, Heaven Can Wait und Valley Of The Kings sind. Daneben bietet der „kleine“ Silberling aber noch das HOLOCAUST-Cover Heavy Metal Mania, eine raue Vor-Produktions-Version von As Time Goes By und The Silence ‘95 zu hören. Gerade bei letzterem Song ist die Gesangs-Performance von Hansen einmal mehr herausragend und zeigt, wie weit er sich seit den Anfangstagen von HELLOWEEN als Sänger (und das ja vornehmlich im Hintergrund) entwickelt hatte.
“Land Of The Free“ gehört – insbesondere auch in dieser “Anniversary Edition“ – in den Plattenschrank eines jeden Metal-Fans (so das Original dort noch nicht seinen angestammten Platz eingenommen hat). Die Band erfindet sich hier nicht unbedingt neu, aber dass der Umbruch ohne neuen Sänger so problemlos klappen würde, das hätte man auch nicht unbedingt erwarten können. Das Album ist randvoll mit klasse Songs, die wohl zum stärksten gehören, was Hansen in seiner Karriere (auch inklusive der Stationen HELLOWEEN, IRON SAVIOR und UNISONIC) geschaffen hat. Dafür gibt es eine unbedingte Kauf-Empfehlung.