Titel |
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01. Space Cowboy |
02. Hourglass |
03. Fireworker |
04. Antique |
05. Sapien |
Musiker | Instrument |
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Jan-Henrik Ohme | Gesang |
Jon-Arne Vibo | Gitarre |
Mikael Krømer | Gitarre & Geige |
Kristian “Fido” Torp | Bass |
Thomas Andersen | Keyboards & Programming |
Robert R Johansen | Schlagzeug |
Das norwegische Sextett GAZPACHO gehört nun schon seit einigen Jahren zu meinen absoluten Favoriten, wenn es um Art Rock geht. Kaum einer anderen Band gelingt es so konstant, atmosphärisch dichte und kunstvolle Rock-Musik mit spannenden Konzepten und Geschichten zu kombinieren. Dabei sind in den letzten Jahren etliche, stimmungsvolle Meisterwerke wie etwa “Missa Atropos“, “Demon“, “Molok“ oder “Soyuz“ entstanden. Natürlich befürchtet man als Fan immer auch mal, dass das nächste Werk die hochgesteckten Erwartungen nicht wird erfüllen können. Und jedes Mal stellt man nach den ersten Durchgängen erleichtert fest, dass es erneut nicht passiert ist. Ganz im Gegenteil sogar.
Denn auf “Fireworker“ ist es den Skandinaviern gelungen, ihr klangliches Spektrum um neue Facetten zu erweitern. Das beginnt schon beim Opener Space Cowboy. Denn nach einem sehr GAZPACHO-typischen Beginn mit verhaltenen Klängen und sehr viel intensiv-gefühlvollen Momenten sowie jeder Menge Atmosphäre brechen auf Bombast sowie eine ungeahnte Härte aus der Nummer hervor, die man am Anfang kaum darin vermutet hätte. Diese steigern sich mit verzerrten Gitarren, perlendem Klavierklängen und dem Einsatz von Chören zu einer ungewohnten klanglichen Opulenz, die man so von der Band nicht gewohnt ist. Dagegen wirkt dann die Stimme von Frontmann Jan-Henrik Ohme manchmal besonders verletzlich. Etwas ähnliches findet dann am Ende auch im abschließenden Sapien statt. Wobei mich das Ende der Nummer von seiner Stimmung und den verwobenen Melodien her ein wenig an MARILLION (etwa zu Zeiten von “Marbles“) erinnert. Aber mit diesen beiden, spektakulären Epen schaffen GAZPACHO den perfekten, stimmungsvollen Rahmen für “Fireworker“.
Dabei besteht der „Rest“ des Albums aus gerade einmal drei Songs, die zusammengenommen gerade einmal so lange sind, wie Sapien alleine. Da wäre zum einen das sehr liebliche Klavier-getragene Hourglass, das von Mikael Krømer mit einer feinen Geigen-Passage und dem erneuten Chor-Einsatz zu einer wirklichen Gänsehaut-Nummer veredelt wird. Der Titel-Song ist hingegen der straighteste und rockigste Track der Scheibe und transportiert einen gewissen MUSE-Vibe. Antique hat hingegen eine etwas mysteriöse oder gespenstische Atmosphäre.
Die jeweilige Stimmung der Musik schlägt sich auch in den Lyrics nieder, die mich wie immer bei GAZPACHO erneut begeistern, weil man das Gefühl hat, dass die texte erneut genauso „wertvoll“ sind wie die Musik. Es ist nicht so, dass sie „ihre Bedeutung“ immer offenbaren, vielmehr lassen sie Raum für Interpretationen und eigene Betrachtungsweisen. Dabei hat auch “Fireworker“ erneut ein übergreifendes Thema. Dahinter steht die Idee, dass die Menschheit seit jeher von einem zeitlosen, unfehlbaren und allwissenden Wesen kontrolliert wird, das entschlossen ist, sich um jeden Preis zu verbreiten und für den das jeweilige Individuum nur eine Hülle ist, die bei Gehorsam belohnt oder aber bei Widerstand bestraft und aufgegeben wird. Ein sehr interessantes Konzept.
Insgesamt betrachtet – und nur so kann man an GAZPACHO-Alben wirklich angehen – ist auch “Fireworker“ wieder ein durch und durch fabelhaftes Album geworden, an dem ich auch nach zahlreichen Durchläufen keine einzige Schwäche entdecken kann. Vielmehr weiß es durch neue klangliche Eindrücke zu begeistern und ist eben nicht nur ein „weiteres“ sondern ein sehr eigenständiges Werk im damit weiter anwachsenden musikalischen Kanon der Norweger, die damit erneut ihre Ausnahmestellung im Bereich des Art Rock sehr eindrucksvoll unter Beweis stellen. Ein Album, das am besten am Stück gehört und erkundet werden will. Hier besteht erneut sehr hohes Suchtpotenzial.