Rock Hard Festival

Gelsenkirchen, Amphitheater, 07.06.2014

( English translation by Google Translation by Google )

Vorbericht

Reviewdatum: 21.02.2014
Jahr: 2014
Stil: Heavy Metal

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Rock Hard Festival Homepage



Redakteur(e):

Jörg Litges (* 1965, ✝ 2015)


RockHard-Festival
Gelsenkirchen, Amphitheater, 17.05.2013 - 19.05.2013

Endlich! Endlich ist es wieder soweit! Das alljährliche Metalspektakel am Pfingstwochenende im schönen Amphitheater in Gelsenkirchen mit einer tollen Auswahl an Bands jeglichen Spektrums öffnet wieder seine Pforten und bietet 3 Tage lang schön was auf die Ohren für jeden Metalhead. Nun geht dieses feine Festival schon in die elfte Runde und ist auch dieses Jahr wieder sehr gut besucht, wenn nicht sogar ausverkauft! Das Wetter spielt auch wieder halbwegs mit und somit steht einem langen Wochenende mit viel Bier und Rock’n’Roll nichts mehr im Wege! Auf geht es also in das metallische Vergnügen!

Tag 1, Freitag, 17.05.2013

Los geht es mit den süddeutschen Jungs von HELLISH CROSSFIRE, die mit ihrem schnellen und rumpeligen Thrash direkt ordentlich zur Sache gehen und die gerade eingetroffenen Metaller als Einstieg in drei harte Tage perfekt beschallen. Fetzig, heavy und auf den Punkt – so muss das sein! Überhaupt ist Thrash als Einstieg immer gut!

Auch die anschliessenden FLESHCRAWL machen keine Gefangenen und holzen mit ihrem brutalen Death Metal alles in Grund und Boden! Damned In Fire, Written In Blood: Der Name ist hier Programm. Zudem kreisen schwedische Flaggen über das Amphitheater und das Publikum ist aus dem Häuschen - was will man mehr?

Bei den folgenden DENIAL OF GOD hat man dann den Eindruck, dass sie den Tag zur Nacht machen wollen. Ihr kultiger Düster Metal mit Horror-Anleihen will jedoch an diesem Start-Freitag um diese Uhrzeit doch nicht so ganz reinpassen und das hätte man sich daher auch sparen können. Ist aber auch Geschmacksache. Immerhin sind die Dänen ja dankenswerterweise für die ausgefallenen NACHTMYSTIUM eingesprungen.

Schon besser sind da die netten Norweger von AUDREY HORNE, die sich in den letzten paar Jahren einen beachtlichen Status erpielen konnten und mittlerweile eine ordentliche Fanbase aufgebaut haben. Ihr origineller, moderner und doch traditioneller Hardrock geht einfach gut ins Ohr und macht saugute Laune. Zudem haben sie eine starke Bühnenpräsenz und packen die Meute einfach. Das aktuelle Album „Youngblood“ ist das beste Beispiel dafür, wie moderner Rock/Metal heutzutage zu klingen hat. Eine tolle Vorstellung!

Tja, und dann seien wir ehrlich: mit ASHES OF ARES folgt eine handfeste Enttäuschung. Wer bei Namen wie Matt Barlow (ICED EARTH), Van Williams (NEVERMORE) oder Freddie Vidales (auch ICED EARTH) sofort an Top-Qualität denkt, wird hier eindeutig eines besseren belehrt. Dermassen langweilig und herzlos werden die Songs hier runtergenudelt und es bleibt auch kaum was im Ohr hängen. Gut, die Truppe ist auch gerade erst aus dem Nichts entstanden, doch etwas mehr konnte man dann schon erwarten. War nix.

Aber zum Glück gibt es da ja noch U.D.O.! Obwohl die letzten Alben allesamt auch nicht mehr das Gelbe vom Ei waren, sind U.D.O. live immer noch der Über-Hammer! Passend dazu wurde gerade das neue Album „Steelhammer“ veröffentlicht, das endlich auch wieder in die richtige Richtung geht. Dazu gibt es ein runderneuertes Gitarrenduo, da Igor Gianola und Stefan Kaufmann gerade ausgestiegen sind. Doch auch die beiden neuen, jungen Gitarristen machen einen Top-Job und bringen frisches Blut in den „alten Haufen“. Und Udo Dirkschneider ist eh unkaputtbar. Die Setlist brauche ich hier nicht weiter aufzureihen, einfach jeder Knaller ist dabei! Yes, Old School As Fuck! Das geht einfach immer! So kann der Freitag in Würde beendet werden und der erste Tag ist überstanden!

Tag 2, Samstag, 18.05.2013

Gleich dreimal Skandinavien folgt dann am Samstagmorgen, eröffnet durch SLINGBLADE, um die ersten aus den Zelten gekrochenen Gestalten wieder wachzurocken. SLINGBLADE kommen bei den einen sehr gut, bei den anderen etwas weniger gut an; mir persönlich geht deren recht traditionelle Metal-Mucke jedoch ganz gut ins Ohr, der Sound ist auch sauber, also kann man zufrieden sein. Da hole ich mir doch glatt die CD am Merchstand!

Die jungen HORISONT aus Schweden gehören dann zu den eindeutig besseren Bands des Festivals. Unglaublich, wieviele Truppen, die dem guten, alten Siebziger-Rock frönen, derzeit wie Pilze aus dem Boden schiessen. Ein wenig alte Black Sabbath, etwas Led Zeppelin, und schon hat man diesen Sound kreiert. Nicht wirklich sonderlich originell, und ja, die Originale sind immer noch besser, aber doch top in Szene gesetzt und daher wirklich ergreifend. Wer auf Bands wie GRAVEYARD steht, wird auch HORISONT lieben! Egal, ob live oder auf Platte, hier wird noch authentisch und mit Liebe gerockt – inklusive Siebziger-Outfit. Cool!

MUSTASCH sind ja schon der Knaller. Originell und spassig geht die schwedische Truppe um Frontsau Ralf Gyllenhammar hier zu Werke und serviert den zahlreichen Fans einmal mehr eine perfekte Schweinerock-Vorstellung. Viel mehr gibt es hier eigentlich auch nicht zu sagen. Rund und gut!

Und weiter geht es mit den deutschen DESASTER, die ihren dunklen Black/Thrash-Metal gewohnt gekonnt und undergroundig runterholzen. Die kultige Truppe aus Koblenz legt mit Nekropolis Karthago furios los, doch der Sound (etwas zu laut und matschig) könnte sicherlich besser sein. Das tut der Stimmung aber keinen Abbruch und ihr Höllenritt fräst sich in die Gehörgänge der Zuschauer. Dann noch die eine oder andere Covernummer von unter anderem KREATOR und der Trip in die guten alten 80er bleibt gut in Erinnerung. Jungs, weiter so!

NAGLFAR aus Schweden sorgen dann für eine Portion dunkelsten Black Metals, der musikalisch zudem sehr professionell und fast schon filigran daherkommt. Es wird ein Querschnitt aus allen Alben geboten, so dass die Fans von der rund 45 Minuten langen Vorstellung nicht enttäuscht werden. Wenn schon Black Metal, dann bitte genauso!

ENSIFERUM ist danach nun wirklich nicht meine Baustelle: Folk/Pagan-Metal mit nervigem Keyboard-Gequieke wird heutzutage einfach (immer) noch zu oft vom Stapel gelassen und nervt zumindest in meinen Ohren doch gewaltig. Aber nun gut, dem einen oder anderen gefällt es durchaus und zumindest sind ENSIFERUM (so habe ich mir sagen lassen) wohl die Besseren ihrer Gattung. Sei es drum, jedem das Seine.

Viel besser sind da schon die originellen Dänen von D-A-D. Ganz klar, bereits zum zweiten Mal in Gelsenkirchen, überzeugen die witzigen Jungs nach wie vor vor allem durch Sympathie, gekonnte musikalische Abwechslung und lustige Outfits bzw. Instrumente. Ich kenne die Band ja schon von ihren ersten Anfängen an, als sie noch AC/DC-beinflussten Country-Rock spielten und sich dann im Laufe der Jahre nach und nach ihre eigene Identität erarbeitet haben. Einfach ganz grosses Unterhaltungskino, was hier dargeboten wird: Jacob und Jesper Binzer sind eh arschcool, Basser Stig Pedersen hat eine einzigartige Bass-Kollektion, die immer wieder erstaunen lässt und der optisch eher an Rockabilly erinnernde Laust Sonne wartet sogar mit einem Drumsolo auf, bei dem sich das fette Schlagzeug-Set dreht! Das gab es zuletzt, glaube ich, bei MOETLEY CRUE in den 80ern…Na ja, zumindest noch nie auf dem RockHard-Festival! Einfach der Hammer! Bei dem musikalischen Zirkus hat wirklich jeder seinen Spass und D-A-D räumen einmal mehr ab! Ein Highlight dieses Festivals!

Tja, und dann ist es endlich an der Zeit, die Veteranen von QUEENSRYCHE begrüßen zu dürfen. Nach einem langen Hick-Hack um Sänger Geoff Tate, der sich am Ende von der Band trennte (oder rausgeschmissen wurde?), wurde in Todd LaTorre (CRIMSON GLORY) endlich ein würdiger Ersatz gefunden und ein neues Album ist auch in der Mache. Kann Todd einen Geoff Tate wirklich ersetzen? Und ab der ersten Note wird sofort klar: ja, das kann er verdammt gut! Und nicht nur das: endlich machen die Jungs auch wieder die Musik, die sie am besten können: magischen Power Metal mit unfassbar guten Songs, was man von deren letzten Platten leider nicht mehr behaupten konnte. Doch Todd scheint frischen Wind und Energie in das Bandgefüge reingebracht zu haben, so dass alte Qualitäten endlich wieder ins Licht rücken können. Los geht es mit Queen Of The Reich, über Speak und Walk In The Shadows, bis hin zu The Needle Lies oder Eyes Of A Stranger. Einfach ein Klassiker nach dem anderen, Todd gibt so richtig Gas und überzeugt auf ganzer Linie und die Magie alter Tage ist wieder voll da! Wahnsinn, wie auch die neuen Songs Redemption und Fallout sich problemlos einreihen! Der super Sound lässt auch keine Wünsche übrig und ist glasklar! Klare Sache auch, dass mit der Truppe wieder voll zu rechnen ist!

So geht auch der Samstag zu Ende und hinterlässt durchweg zufriedene Gesichter. QUEENSRYCHE are back!

Tag 3, Sonntag, 19.05.2013

ATTIC aus Gelsenkirchen haben hier ein Heimspiel und dürfen den Sonntag eröffnen. Doch ihr MERCYFUL FATE-beinflusster Metal funktioniert definitiv besser abends in einem kleinen Club als mittags auf einer Festivalbühne bei praller Sonne. Mit The Invocation, The Headless Horseman oder Evil Inheritance werden zwar blitzsaubere Songs gespielt, doch ein unterirdischer Sound macht alles leider wieder kaputt. Schade, denn die Band wird gerade zurecht als einer DER Newcomer gefeiert. Ist aber alles kein Drama, schaut Euch die talentierten Musiker einfach mal in Ruhe in einem lokalen Club an, es lohnt sich!

GOSPEL OF THE HORNS zocken dann mit ihrem coolen Black/Thrash-Metal eine ordentliche Runde musikalischen Krawalls runter, der sofort zum Mitbangen und Grölen animiert und die Meute in den frühen Nachmittagsstunden schön anheizt. Mit dem neuen Minialbum „Ceremonial Conjuration" im Gepäck geraten die runden 40 Minuten zur puren Freude und Kurzweiligkeit, und der eine oder andere neue Fan ist sicherlich auch gewonnen. Sauber!

ORDEN OGAN konnte man schon im Vorprogramm von Luca Turilli‘s RHAPSODY bewundern. Mit Songs wie The Things We Believe In oder Angels War hat der nette Haufen sein Songpotential in den vergangenen Jahren erheblich gesteigert und katapultiert sich langsam, aber sicher in den deutschen Metal-Olymp. Ganz klar, hier haben wir es mit Vollprofis zu tun, die ihren Power Metal auf sehr hohem Niveau zelebrieren. Ok, die Ansagen sind arg albern und nicht jedermanns Sache, aber ORDAN OGAN werden zurecht ordentlich abgefeiert. Sehr gut!

ORCHID werden derzeit abgefeiert wie kaum eine andere Band, hat man mit The Mouths Of Madness gerade auch ein neues Album im Gepäck, das in seiner limitierten Version sogar schon ausverkauft ist und für horrende Preise gehandelt wird. Doch ist dies alles gerechtfertigt? Nun, ihr BLACK SABBATH-beeinfluster Doom-Metal mit starkem 70er-Einschlag trifft schon den aktuellen Zeitgeist und ist definitiv auf hohem Niveau, doch an ähnlich gelagerte Acts wie beispielsweise TROUBLE kommt man nicht ran. Dennoch packender Retro-Rock, der von dem Publikum auch entsprechend abgefeiert wird. Eine super Vorstellung der Band aus San Francisco!

TANK mit ZP Theart (ex-DRAGONFORCE) an den Vocals – kann das funktionieren? Nun ja, um es kurz zu machen: nicht so wirklich. Algy Ward ist und bleibt einfach das TANK-Original und wird auch heute schmerzlich vermisst. Zudem ist auch die Songauswahl nicht so wirklich gelungen, es fehlen leider zu viele Klassiker. Dennoch: Der neue Shouter gibt sich redlich Mühe, die Masse doch etwas zu begeistern und das gelingt ihm durchaus. Genauso wie kurz zuvor Doogie White. Aber der Spirit der alten Tage belibt leider aus. Schade!

Mit THRESHOLD ist dann feinster Prog Metal aus Großbritannien angesagt mit einem wirklich großartig aufgelegten Damien Wilson an den Vocals. Es ist einfach unglaublich, wie einzigartig und gut diese Band ist! Mit fast jedem neuen Album führen sie regelmäßig die Soundcheck-Ranglisten an und begeistern ein ums andere Mal mit feinsten und anspruchsvollen Kompositionen. Viel mehr gibt es auch nicht zu Ihrer Live-Performance zu sagen: Gestartet wird mit Mission Profile und man ist sofort im absoluten Prog-Himmel. Eine absolut perfekte Inszenierung mit Perfektion und Emotion zugleich und wirklich JEDER Song trifft voll ins Schwarze! Karl Groom und Co. wissen einfach wie man es richtig macht und werden damit sehr schnell zu einem Festival –Highlight. Klasse! Und bei jeder Performance spürt man zudem förmlich den Spirit des leider viel zu früh verstorbenen Ex-Sängers Andrew „Mac“ McDermott. R.I.P.!

Für die letzte echte Abrissbirne des RockHard-Festivals sind am heutigen Nachmittag/Abend SEPULTURA zuständig. Zugegebenermassen habe ich die brasilianische Thrash-Legende seit Anfang der 90er etwas aus den Augen verloren und die Besetzungswechsel nicht mehr ganz mitverfolgt bzw. auch die Alben nicht so wahrgenommen. Fakt ist, dass die heutige Performance ein absoluter Knaller ist und den einen oder anderen durchaus überrascht! Derrick Green, Andreas Kisser und Co. holzen alles in Grund und Boden und können voll und ganz überzeugen! Klassiker wie Arise und Roots Bloody Roots dürfen am Ende auch nicht fehlen, und somit hat man den Gig hinterher sehr gut in Erinnerung. Geil!

Nach einem nicht so wirklich grossartigen (Pseudo-) Spass-Intermezzo von MAMBO KURT kommt dann endlich der wahre King, KING DIAMOND! Es hat lange Jahre gedauert, doch nun hat es wirklich geklappt und KING DIAMOND konnte für das RockHard-Festival verpflichtet werden! Schon die sehr lange Umbaupause und die ersten Blicke auf und hinter die Bühne lassen Grossartiges vermuten! Hier wurde mächtig viel Zeit (und bestimmt auch Geld) investiert, um die Show zu einem grossen Erlebnis werden zu lassen: Eine gewaltige Gitterabsperrung vor dem Bühnenrand, zwei gigantische Podeste neben dem grossen Drumkit und „Grandma“ im Rollstuhl sowie eine Tänzerin bei Voodoo - So etwas gab es wirklich noch nie auf dem RockHard-Festival! Der King selbst ist dabei super in Form, trifft jeden noch so hohen Ton und auch der Rest der Band ist perfekt eingespielt und gibt auch showtechnisch eine absolute Topfigur ab. Am Sound kann man auch ganz und gar nicht meckern, super abgemischt! Hinzu kommt eine wahrhaft grandiose Setlist, die neben vielen anderen Knallernummern Songs wie Sleepless Nights, Come To The Sabbath von MERCYFUL FATE oder Eye Of The Witch und jede Menge weitere “Hits” aufweist. Am Ende runden noch The Family Ghost und Black Horsemen die absolute Hammershow ab. Eine wahrhaft traumhafte Inszenierung, wie gut, dass man es endlich miterleben durfte!

Ein wieder mal tolles RockHard-Festival ist schon wieder Geschichte und wir freuen uns schon jetzt auf eine neue Runde im Jahr 2014! Eigentlich egal, welche Bands dann auftreten werden – dieses relativ kleine, aber feine Metalfestival ist einfach immer Pflicht! Punkt.

Mehr Fotos vom Festival findet ihr hier!

Maurice Schreiber, 27.03.2014

 

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