Gianna Nannini

Hitalia

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 02.04.2015
Jahr: 2015
Stil: Italo-Pop/Rock

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Gianna Nannini
Hitalia, Sony Music, 2015
Gianna NanniniVocals
Davide TagliapetraGuitar
Wil MaloneSynthesizer, Programming
Simon PhillipsDrums
Francis HyltonBass
Leandro GaetanoKeyboards
Metro VoicesChoir
Sheema MukherjeeSitar on Dedicato
Produziert von: Wil Malone & Gianna Nannini Länge: 57 Min 07 Sek Medium: CD
01. Dio É Morto10. Mamma
02. L'Immensitá11. Insieme A Te Non Ci Sto Piú
03. Lontano Dagli Occhi12. Caruso
04. Il Cielo in Una Stanza13. Il Mondo
05. Dedicato14. Pugni Chiuso
06. La Canzone Di Marinella15. 'O Sole Mio
07. C'e Chi Dice No16. Un'Avventura
08. Io Che Non Vivo Senza Te17. Volare (Nel Blu Dipinto Di Blu)
09. Io Che Amo Solo Te

Die Frau, für die man den Begriff “Rock-Röhre“ erfunden hat – jedenfalls diesseits des Atlantiks und südlich von Bonnie Tyler – gönnt sich anscheinend keine Pause und liefert bereits ein weiteres Album ab. Für eine noch relativ “junge Mutter“ (der Sprößling dürfte wohl im Kindergartenalter sein) keine schlechte Leistung, zumal sie auch nach wie vor auf der Bühne ständig präsent ist. Unlängst mischte sie hierzulande erst das “Rock meets Classic“-Procedere auf.
Zugegeben, mit dem Schreiben von Lieder hat sie sich für das neue Album nicht groß aufgehalten, denn es sind allesamt Stücke von italienischen Landsleuten, die selbst zu den Großen der italienischen (Pop-) Musik gehören. So kommt auch der Titel des Albums nicht von ungefähr: “Hitalia“. Gianna verbeugt sich vor den Kollegen, die zumeist nicht nur in Bella Italia Legendenstatus haben. In Anlehnung an Roddy, hätte man das Album auch "The Italian Songbook" nennen können, aber Gianna Nannini hat da natürlich eine ganz andere Herangehensweise: Weg mit dem Mief und Staub der Zeit und frischen Wind und Drive in die Geschichte!

Nicht dass man Songs von Paolo Conte oder gar Lucio Dalla “verbessern“ könnte, aber unsere kleine Bäckerstochter hat es – bei aller italienischen Verbundenheit – weder mit Konfessionen noch mit Konzessionen. Das passt Francesco Guccinis Dio É Morto (Gott ist tot) ihr gleich gut in den Kram und nach den ”himmlischen Stimmen“, die zunächst ertönen, darf Gitarrist Davide Tagliapietra ein paar STONES-verdächtige Riffs reinhämmern und Gianna rotzt wie zu besten 80er Zeiten. Der Gegensatz zwischen Refrain und dem im Hintergrund jauchzenden Chor zaubert mir ein breites Grinsen ins Gesicht.
Die Grenzen zwischen Musik und Schauspielerei sind in Italien wohl besonders fließend (siehe Adriano Celentano) und auch Don Backy (aka Aldo Caponi) war in beiden Lagern erfolgreich. Einen seiner Hits, L’immensitá, hat Gianna mit ein paar Hip Hop-Zutaten aufgepeppt, aber den schwermütigen Charakter der Nummer beibehalten.
Auch Sergio Endrigo gehört zu den Sangeslegenden Italiens, die mit Erfolgen in San Remo gestartet sind. Ein typischer Chanson, sein Hit Lontano Dagli Occhi. Es finden sich auch ein paar Gastauftritte auf diesem Album, wobei der Beitrag des über achtzigjährigen Gino Paoli (einst ein Förderer von Lucio Dalla) mit am spektakulärsten sein dürfte. Ich schätze mal, in Bella Italia rollen hier einige Tränen der Ergriffenheit.

Hierzulande rollen eher die Halswirbel, beim Mitnicken zu Dedicato von Ivano Fosseti, der seit 2012 keine Alben und Tourneen mehr unternimmt. Gianna lässt ihn nicht in Vergessenheit geraten.
Ein Großteil der Songs stammt aus den 1960er Jahren, aber es gibt auch ein paar neuere. Wie Vasco Rossis C’e Chi Dice No und bei dieser kraftvollen Nummer ist der Urheber selbst mit im Studio. Da sind zwei der – wenn nicht die – größten Reibeisenstimmen Italiens vereint.
Mal kurz etwas Geschichte? Bitteschön: Dusty Springfield soll beim erstmaligen Hören von Io Che Non Vivo Senza Te (“Ich, der nicht ohne Dich leben kann“), auf dem San Remo Festival 1965, von Gefühlen übermannt in Tränen ausgebrochen sein; obwohl sie den Text gar nicht verstand. Ein Jahr später machte sie daraus den Welthit You Don’t Have To Say You Love Me. Nun, ein Welthit wird aus Giannas Version nicht mehr, aber kommt trotzdem gut.
Noch eine Geschichte? Nee! Wer bin ich? Der Märchenonkel? Aber dass Mamma, in dieser äußerst rockigen Version, weder mit Heintje noch mit Luciano Pavarotti ein Hit geworden wäre, kann man sich ausrechnen. Geschrieben wurde die Nummer natürlich wieder von einem Italiener: Andrea Bixio. So 1940 war’s wohl.
Die bereits erwähnten Lucio Dalla und Paolo Conte sind natürlich vertreten und ihre Songs sind einfach immer gut. Wie eigentlich alles hier! Deswegen sei nur noch ‘O Sole Mio herausgegriffen. Ja, inzwischen weit über 100 Jahre ist der Song alt, aber so gerockt wurde er wohl noch selten. Ordentlich Drive, E-Gitarren und lediglich er neapolitanische Sänger Massimo Ranierei bringt etwas vom ursprünglichen Charakter des Liedes ein.
Ach ja: Und Volare natürlich. Da wird nochmal die Rockkelle geschwungen. Zwar abgefedert durch die Streicher, aber der Gitarrensound ist mit der heftigste im Universum der Sängerin. Die Version erkläre ich ab sofort zu meiner zweitliebsten, nach Alex Chiltons (vom Album “High Priest“).
Und Gianna Nanninis “Hitalia“ kann ich bedenkenlos zu einem der besten und wichtigsten ihrer Alben erklären. Da kann man schonmal anfangen, den Sommer einzuleiten.

Epi Schmidt, 30.03.2015

 

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