Gillan

Live Wembley 17th December 1982

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 28.03.2004
Jahr: 2004

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Gillan
Live Wembley 17th December 1982, Angel Air Records, 2004
Ian Gillan Vocals
Colin Towns Keyboards
John McCoy Bass
Mick Underwood Drums, Percussion
Janick Gers Guitar
Länge: 72 Min 21 Sek Medium: CD
1. Second Sight9. Dead Of Night
2. What's The Matter10. Thunderwood
3. Bluesy Blue Sky11. Bite The Bullet
4. Black Night12. Gers Guitar Medley Volume 11
5. Trouble13. Smoke On The Water
6. Born To Kill14. New Orleans
7. M.A.D.15. Towns Toons
8. Hadely Bop Bop16. Helter Skelter

Nach RAINBOW und WHITESNAKE war die IAN GILLAN BAND, oder später nur noch GILLAN, zweifellos die dritte relevante Band die aus den Trümmern von DEEP PURPLE hervor ging und wahrscheinlich auch die wildeste.
Wie bei den beiden anderen Bands waren auch hier Besetzungswechsel öfter mal angesagt und so fand sich anno 1982 u.a. der spätere IRON MAIDEN Guitarslinger Janick Gers in der Band von Herrn Gillan ein. Die Zeichen standen da schon nicht mehr sonderlich gut für eine längere Zusammenarbeit innerhalb der Band. Zu sehr steuerten verschiedene Elemente auf eine PURPLE-Reunion zu, die sich aber doch noch etwas verzögerte und so Ian Gillans zwischenzeitliches Gastspiel bei BLACK SABBATH ermöglichten.
Noch schreiben wir aber das Jahr 1982 und dank der englischen "Aufbereitungs-Spezialisten" von Angel Air liegt mit dieser CD ein einzigartiges Dokument vor: Das letzte Konzert von GILLAN!
Aufgenommen am 17. Dezember 1982 in der Londoner Wembley Arena. Schon der Veranstaltungsort zeigt, dass die Band auf dem Höhepunkt des Publikumsinteresses war.

Wie bei Angel Air üblich, gibt es im Booklet reichlich Hintergrundinformationen zum damaligen Befinden der Band. Überwiegend in Form der Kommentare von Bassist John McCoy.
Ian Gillan hat sich ja schon immer gern mal mit "Stimmproblemen" rumgequält, was bei seiner exzessiven Art zu singen auch nicht verwundert. So erging es ihm eben auch kurz nach Start dieser letzten Tour. Trotzdem sah er davon ab die Tour zu canceln, seine Fans dankten es ihm.
Offenbar hat ihn die Atmosphäre des Wembley zusätzlich angestachelt, denn er schont sich hier in keinster Weise und seine stimmlichen Probleme fallen kaum auf, bzw. nicht ins Gewicht.

Nach kurzem pompösen Keyboard-Intro, Second Sight vom 79er Album "Mr. Universe", stapft die Band mit What's The Matter vom aktuellen Album "Magic" gleich in die Vollen. Mit einem höllischen Tempo geht's gnadenlos nach vorne und dürfte die Halle schon jetzt zum Überkochen gebracht haben.
Der Sound ist natürlich nicht der allerbeste, aber da hat man bei offiziellen Mitschnitten schon schlimmeres gehört.
Janick Gers demonstriert bereits hier, warum die Wahl der "Eisernen Jungfrauen" später auf ihn fiel. Auch der nächste Titel ist vom nicht so geliebten Album "Magic" und kommt mit schweren Keyboard-Wänden, während Herr Gillan stellenweise an Schreihälse vom Stile eines Udo Dirkschneider erinnert, ansonsten aber durchaus kommende PURPLE-Zeiten ankündigen könnte.

Diese Aufnahmen muss man anhand ihres historischen Wertes beurteilen und sich auch in diese Zeiten versetzen, sonst ist man schnell dabei, sich über Sound des Schlagzeuges und der Keyboards aufzuregen. So war das halt damals...
Die Ansage "This is an old thing called Black Night" löst logischerweise Begeisterung aus. Auch hier klingt der einleitende Trommellauf sowie das Keyboardsolo etwas sehr 80's mäßig. Kleine Verspieler hier und da unterstreichen den Livecharakter und die Euphorie mit der hier zu Werke gegangen wurde. Ian Gillan lässt es sich nicht nehmen, sein altes Spiel, nämlich mit der Sologitarre mitzusingen, zu spielen.
Ein Faible für den Rock'n'Roll der 50er hatte Gillan ja auch schon immer und so folgt der alte Leiber/Stoller Klassiker Trouble, der hier sehr an die Version von Walkin' By Myself, die Gary Moore Jahre später präsentieren wird, erinnert.
Es folgen einige Titel der Alben "Double Trouble" und "Future Shock". Born To Kill könnte dabei durchaus aus dem JETHRO TULL-Fundus stammen, während M.A.D. (Mutually Assured Destruction) schon fast popige Elemente mit einbringt. Jedenfalls bis das Gitarrensolo einsetzt, bei dem Janick Gers alle Register zieht.

Die Zeit der großen Mega-Balladen war, zumindest für GILLAN, noch nicht gekommen. Sehr wohl war die Zeit der Drum-Soli noch nicht vorüber und so ist Thunderwood wie zu erwarten das Solo von Drummer Mick Underwood, das der auch recht ansprechend und kurzweilig erledigt.
Nachdem Bite The Bullet durch die Halle gefetzt wurde, darf dann auch Janick Gers seinen Solospot ausgiebig zelebrieren. Da werden neben beeindruckenden Läufen auch wieder alle möglichen bekannten und (mir) unbekannten Melodien verwurstet. Heutzutage sind solche alleinstehenden Gitarrensoli nicht mehr so mein Ding, aber damals wäre wohl auch ich headbangend vor der Bühne rumgewackelt.
Aus Janicks "Schlussorgasmus" steigt überraschungsarm Smoke On The Water auf. Für die Fans damals war's wahrscheinlich das reinste Nirwana, diesen Titel mit der vertrauten Originalstimme zu hören. Auch hier wieder das Intermezzo mit dem Stimme/Gitarre-Dialog und eine eigenständige Art das Solo zu spielen von Janick. Mancher Gralshüter wird die Augen verdrehen, aber ich finds richtig gut gemacht!
Der alte Rock'n'Roll Song New Orleans macht Mr. Gillan richtig Laune und sein Gesang treibt Band wie Publikum an: "Come on ev'rybody take a trip with me, down to Mississippi, down to New Orleans!" Die Halle muss am Abheben gewesen sein!
Partytime war angesagt und da darf Keyboarder Colin Towns bei Towns Toons ein längeres Solo zwischen Rock'n'Roll, Boogie und etlichen anderen Stilen geben. Selbst Jingle Bells fehlt nicht. Naja, Weihnachten lungerte ja schon vor der Tür rum...
Etwas hakelt es zu Beginn des folgenden BEATLES-Klassikers Helter Skelter, aber das stört zu diesem Zeitpunkt niemand mehr und so steigert sich die Band noch mal richtig in einen Spielrausch.

Diese Aufnahmen waren damals nicht als Live-Dokument geplant und so hört man vom Publikum nicht allzu viel und von Perfektion kann man weder bei der Musik noch beim Sound sprechen, aber sie demonstrieren doch, welches Feuer diese Band live entfachen konnte und bringen, bei entsprechender Lautstärke abgespielt, purste Live-Atmosphäre direkt in jede Bude - in voller Länge, denn die Band spielte damals selten länger als 70 Minuten.

Epi Schmidt, 28.03.2004

 

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