Gillan

Mutually Assured Destruction Glasgow 1982

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 03.09.2005
Jahr: 2005

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Gillan
Mutually Assured Destruction Glasgow 1982, Angel Air Records, 2005
Ian Gillan Vocals
Colin Towns Keyboards, Backing Vocals
John McCoy Bass, Levitation
Mick Underwood Drums, Percussion
Janick Gers Guitar
Länge: 64 Min 09 Sek Medium: CD
1. What's The Matter7. Hadely Bop Bop
2. Bluesy Blue Sea8. No Laughing In Heaven
3. Black Night9. Smoke On The Water
4. TroubleBonus Tracks:
5. Born To Kill10. No Easy Way
6. M.A.D.11. If You Believe Me

Das britische Label Angel Air lässt, was Vergangenheitsbewältigung angeht, nichts auf sich kommen und wenn sie sich erst mal einen Künstler vorgenommen haben, dann bleiben sie auch am Ball. So wurde für die vorliegende, mittlerweile achte Scheibe mit Rarem und Unveröffentlichtem, ein Radiomitschnitt von der letzten GILLAN Tour ausgegraben. Womöglich gibt's in Schottland ein paar Leute die die Übertragung von 'Radio Clyde' von damals noch auf Kassette haben, aber den meisten dürften diese Aufnahme noch nicht zu Ohren gekommen sein.
Gut, ob man's braucht, muss jeder angesichts eines nicht astreinen Live-Mitschnittes für sich selbst entscheiden. Das hat halt mehr historischen Charakter. Doch andererseits: Trifft das nicht auf jede Livekonserve zu? Die Atmosphäre die bei dem Konzert geherrscht hat, bekommt man hier wahrscheinlich besser mit, als bei aufwändig nachgebesserten Konzertaufnahmen. Obwohl also recht unspektakulär in What's The Matter reingeblendet wird und Ian Gillans Stimme zunächst noch eher undeutlich zu hören ist, fühlt man sich doch bald wie bei einem echten Konzert. Die Stimmung in der Halle trägt viel dazu bei, denn hier ist man nicht nur in Schottland (eine der Fan-Hochburgen der Band) sondern im 'Apollo' in Glasgow. STATUS QUO (1976) und RUSH (1980) wussten schon, warum sie ihre Live-Klassiker hier aufgenommen haben.
So erlebt man hier auch eine Band in Hochform. Jannick Gers hatte ja im Jahr zuvor Bernie Tormé an der Gitarre abgelöst und nicht nur IRON MAIDEN Fans können sich hier an dem perfekten, virtuosen und druckvollen Spiel von Jannick erfreuen. Manche seiner späteren Trademarks tauchen hier schon auf.

Es war natürlich 1982 und somit ist zum einen ein deutlicher Heavy Metal Einfluss zu spüren, als auch, leider, ein paar Keyboard-Sounds, an die man ungern erinnert wird. Da wird zwar eine mitreißende Version von Black Night geliefert, mit einem inspirierten Solo-Einstieg von Jannick Gers, aber wenn die Keyboards (mit all ihren Tonhöhenverschiebungen) übernehmen, verziehts einem doch etwas die Gesichtsmuskulatur.
Na ja, beim alten Leiber/Stoller Elvis-Klassiker Trouble vergisst man das schnell wieder. Eine furios rockende Version geht hier ab und u.a. wird einem bewusst, welch herausragender Sänger Ian Gillan war. Bei solcher Stimme hat man ihn wahrscheinlich seit der Zeit kaum noch mal gehört.
Zu der gewollt theatralischen Show damals passt das klassisch-pompöse Born to Kill natürlich bestens. Die Orgeleskapaden sorgen wieder ab und zu für ein schiefes Grinsen im Gesicht, aber erneut eine überzeugende Leistung von Ian Gillan sorgt trotzdem über neun Minuten für gespanntes Zuhören.
Zum vom Publikum begeistert aufgenommenen M.A.D. leitet das Keyboard/Piano gefühlvoll und passend über. Der Colin Towns kann also schon was - die Sounds waren halt damals so. Da sagen wir jetzt einfach nichts mehr drüber. Der Song wogt zwischen ruhigeren Passagen und Powerattacken auf und ab (wahrscheinlich wie das Publikum) und als Jannick Gers in der zweiten Hälfte von der Leine gelassen wird, fleht man nahezu darum ihm mehr Spielzeit zu geben. Mehr als 1 ½ Minuten lässt man ihm leider nicht. War wohl doch noch nicht etabliert genug in der Band.
Hadely Bop Bop rauscht in hohem Tempo dahin und dürfte das 'Apollo' zum wackeln gebracht haben. Vom Erfolgsalbum "Future Shock" stammt das folgende No Laughing In Heaven (Hoppla, Herr Towns, da zittert ihre Stimme aber teilweise bedenklich im Background herum), das auch deutlich modernere Sounds transportiert, mit seinen Rap-Vocals einen Trend vorweg nahm, und eigentlich nur von Herrn Gers Gitarrensolo gerettet wird. Das aber richtig gut. Würde man gerne länger zuhören.
Was im Saal beim Eröffnungsriff von Smoke On The Water los war, kann man nur erahnen. Irgendwie stürmen auch alle so euphorisch los, dass die Koordination fast verloren geht, aber die Band kriegt diese sehr schnelle Version doch in den Griff und dem Gesang-Gitarre Intermezzo lässt Jannick ein fulminantes Highspeed-Solo folgen. Klasse.
Ein etwas unorthodoxes, lärmendes Finale beendet die Übertragung aus Glasgow.

Zwei Bonus Tracks sind für uns deutsche Hörer evtl. interessant, wurden diese doch am 29. Juni 1981 im Münchner 'Schwabinger Bräu' aufgenommen [und ein gewisser Herr F.S. aus M. hat dieses Konzert livehaftig gesehen; Red.]. No Easy Way und If You Believe Me stammen beide vom Album "Glory Road" und der Sound ist sogar eine Spur besser als beim Schottland-Mitschnitt. Natürlich gibt's auch hier lustige Keyboard-Soli (hat man sich schon fast dran gewöhnt) und feine Gitarrenarbeit, sowie einen leicht kratzigen Gillan. Leider wird das erste Stück ausgeblendet (Radioübertragung?).
Bei If You Believe Me kann Ian Gillan seine Blues-Leidenschaft voll ausleben. Zu diesen Zeiten konnte selbst eine leicht schwächelnde Stimme den Frontmann nicht aus der Bahn werfen - immer noch Oberklasse.

Wie gesagt, man darf hier nicht mit Top-Sound Erwartungen rangehen und zweifellos muss man die Zeit miterlebt haben. Dann hat man allerdings ein feines Dokument von der letzten GILLAN-Tour, denn im folgenden Jahr übernahm der ja den Job als Sänger bei BLACK SABBATH. Mick Underwood reaktivierte seine Band QUARTERMASS, John McCoy gründete seine eigene Band McCOY, bzw. MAMMOTH, Jannick Gers landete bekanntlich bei IRON MAIDEN und Colin Towns verdingte sich als Film- und Fernsehmusikschreiber/-musiker (war vielleicht auch besser so...).

Epi Schmidt, 03.09.2005

 

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