Gina Villalobos Miles Away, Laughing Outlaw Records, 2006 |
Gina Villalobos | Vocals, Acoustic Guitars | |||
Kevin Haaland | Electric Guitars | |||
Ben Pringle | Organ, Wurlitzer | |||
Ian Walker | Bass | |||
Anthony Zimmitti | Drums | |||
J'Anna Jacoby | Violin | |||
Sean Caffey, Joshua Grange | Pedal Steel | |||
Anne McCue | Backing Vocals | |||
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1. Miles Away | 6. Let's Fall Apart | |||
2. Hard Enough | 7. Don't Defeat Me | |||
3. Don't Let Go | 8. Somewhere To Lay Down | |||
4. If I Can't Have You | 9. Tied To My Side | |||
5. Face On The Sheets | 10. Somebody Save Me | |||
Gina Villalobos besaß vor gut einem Jahr noch Geheimtippstatus, reiste dann durch halb Europa, tourte quasi wie eine Besessene und promotete ihr vorzügliches Album "Rock'N'Roll Pony".
Gina fuhr verdientermaßen reihenweise gute Kritiken ein, sammelte reichlich Erfahrung und machte sich unter dem Eindruck der zurückliegenden Tourstrapazen auf, ihren dritten Longplayer einzuspielen, nachdem sie den Großteil ihrer neuen Titel in den stets gleichbleibend tristen Hotelzimmern entworfen hatte. Gina selbst attestiert ihrem neuen Wurf, der folgerichtig "Miles Away" betitelt ist, einen dunkleren und einsameren Ton. Das mag stimmen, schaut man auf die Texte, die vornehmlich von Sehnsucht und Zerissenheit handeln. Doch die Musik, die zwar mitunter auch einen melancholischen Ton transportiert (Paradebeispiel: Somewhere to lay down), gleicht diese gedankenschwere Last immer wieder aus. Gina versteht es glücklicherweise, nach wie vor zu rocken. "Miles Away" präsentiert sich, ähnlich wie sein Vorgänger, als gitarrenlastiges Album und legt einmal mehr Wert auf Villalobos große Stärke: das Schreiben toller und eingängiger Songs, vorgetragen mit einnehmender und offenbar noch rauer gewordener Stimme und Melodien, die trotz aller Pop-Sensibilität genügend Tiefe plus Ecken und Kanten besitzen, um den Roots-Rock-Fan zu begeistern. Gina formuliert das folgendermaßen: "In terms of production instinctively I'm always striving for a pop song but even more than that I try to stay close to how a song wants to organically form itself."
Unter die 10 frischen Ohrwürmer mischt sich, genau wie bei "Rock'N'Roll Pony" (Put the message in the box), ein Fremdtitel. Erstaunlicherweise eine von den BEE GEES komponierte Nummer (If I can't have you), die einst Yvonne Elliman sang und nun von Gina völlig vereinnahmt wird und zu einem absolut integren Villalobos-Song wird. Glanzleistung. Das erinnert aber auch mal wieder daran, was die Gibb-Brüder für feine Pop-Melodien schreiben konnten.
Einmal vergreift sich Gina allerdings zu offensichtlich an einem alten WHISKEYTOWN-Titel. Tied to my side klingt verdächtig stark nach Don't wanna know why vom "Pneumonia"-Album. Sei's drum, ein feines Lied bleibt es dennoch.
Ansonsten bleiben die musikalischen Koordinaten die gleichen wie auf dem Vorgängeralbum. Man fühlt sich angenehm an die besten Momente von Sheryl Crow erinnert, spürt oftmals die typische Leichtigkeit eines Gary Louris-Songs (JAYHAWKS), denkt manchmal an Lucinda Williams und Kathleen Edwards, weiß aber doch die ganze Zeit, dass hier offenbar eine großartige neue Roots-Rock-Künstlerin mit doch schon ziemlich eigener Note zu Werke geht und hofft insgeheim, dass Mrs. Villalobos noch mehr Gehör zuteil wird, als es bislang der Fall war. Denn "Miles Away" ist zweifellos ein Album ohne einen einzigen Ausfall und sollte mit seinem Gespür für packende Melodien gleich mehrere Tausend Kopien verkaufen. Nachzuhören auf Ginas Website.
Villalobos tritt übrigens am kommenden Pfingstwochenende, zu Ehren des 10-jährigen Bestehens des holländischen 'Real Roots Café' in Ottersum auf und versucht neben gestandenen Acts wie David Munyon, Wendy McNeill, Ad Vanderveen & The O'Neils, David Childers, MOFRO und HYACINTH HOUSE für ausgelassene Stimmung zu sorgen.