Bochum, Zeche, 20.10.2008

Nach letzten Donnerstag, wo wir durch BULLET und die BACKYARD BABIES schon vollbedient wurden, steht nun ein ähnlich geniales Package auf dem Programm der Zeche Bochum: GIRLSCHOOL, BENEDICTUM und die V8 WANKERS.

Wir sind sehr zeitig an der Zeche (18 Uhr), das Interview ist für 18:30 angesetzt, und uns erwartet gähnende Leere. 3-4 Leute schauen sich um, die Türen sind noch zu. Schnell macht die News die Runde, das Konzert sei abgesagt worden, was mir später auch von Lutz Vegas, Fronter der V8 WANKERS, bestätigt wurde. Er war eigentlich abends zum Pizza Essen verabredet, und wurde mittags von der Couch geholt, um in Paderborn die Backline zu holen. Dadurch verschob sich natürlich alles nach hinten, aber so kann's gehen im Musikgeschäft. Insgesamt sollten sich -geschätzt- 100 Leute einfinden, um einen richtig geilen Abend zu erleben. Für so ein Package natürlich eine miese Hausnummer, aber Montage sind im Pott eher ungünstig für Veranstaltungen dieser Art.

Den Opener machen die WANKERS, die auch gefühlt am längsten spielten (O-Ton: "Wir haben nicht auf die Uhr geguckt!") und mich zu begeistern wissen. Das ist geiler Rock'n'Roll im Stil von ROSE TATTOO, die sicherlich auch optisch Pate standen, denn alle Jungs sind reichlich mit kunstvollen "Körper-Comics" gesegnet, die sie anscheinend auch gerne zur Schau stellen. Wie so oft bei Veranstaltungen mit wenigen Besuchern, traut sich bis auf die Fotografen niemand nah an die Bühne. Im Innenraum der Zeche stehen sogar Stehtische, um den Raum ein wenig zu füllen. Darunter leidet natürlich die Stimmung. Die WANKERS lassen sich nichts anmerken, sie ziehen ihr Ding durch, und haben Spaß in den Backen. Geiler Auftritt. Werde die Band bei meinem Konzertkalender definitiv im Auge behalten! Im November kommt übrigens das erste deutschsprachige Album der Jungs auf den Markt. Man darf gespannt sein. Eine Kostprobe gab es heute schon zu hören.

Danach kurzer Umbau und BENEDICTUM entern die Bühne. Ich hatte mich sehr auf die Band gefreut, doch der Funke scheint nicht überzuspringen. Front-Tier Veronica Freeman geizt nicht mit Reizen, auch die Band macht einen guten Job, besonders Pete Wells an den sechs Saiten weiß zu überzeugen, aber irgendwie wirkt die Performance blutleer und aufgesetzt. Na ja, nicht jeder kann mit leeren Hallen umgehen, obwohl sich nun schon mehr Leute an die Bühne trauen. Zu allem Überfluß wird der letzte Song, den die Band spielen möchte auch noch gekappt. Irgendwie ist die Zeit wohl zu weit fortgeschritten, und GIRLSCHOOL müssen ja auch noch ran.

Wieder folgt eine kurze Umbaupause, ein Bierchen getrunken und ein bisschen gequatscht, und C'mon Lets's Go. GIRLSCHOOL legen los und zeigen wie man Rock'n'Roll spielt. Nur 12 Songs passen heute auf die Setlist. Dass man sich da auf die alten Gassenhauer verlässt ist klar. Emergency fehlt genauso wenig wie Screaming Blue Murder oder Demolition. Vom neuen Album gibt's From The Other Side, dem verstorbenen Bandmitglied Kelly Johnson gewidmet, I Spy, Live erstaunlicherweise GIRLSCHOOL kompatibler wie auf CD, Spend, Spend, Spend und Everything's The Same.

Der Sound ist gut, und wenn man sich dran erinnert, dass die Mädels definitiv keine Gitarrenvirtuosen oder Sangeswunder sind, dafür aber wissen wie man eine Menge, egal wie groß, zu begeistern hat, hat man auch tierisch Spaß an dem Gig. Jax Chambers, mit gekürzter Blondmähne, zieht natürlich wieder die Blicke der Männer auf sich, sie lässt es sich aber auch nicht nehmen so manchen Herrn der Schöpfung ausgiebig anzumachen.

Mit Denise Duffort (die hinter dem Schlagzeug förmlich verschwindet) und Enid Williams ist die Rhythmusmaschine solide besetzt. Kim McAulife übernimmt wieder mal fast alle Gesangsparts und liefert sich mit Kollegin Chambers einige Gitarrenduelle. Überhaupt scheinen die Mädels 'ne Menge Fun auf der Bühne zu haben. Leider ist der Abend viel zu kurz. Aber es hat tierischen Spaß gemacht!

Die Fotostrecken zum Konzert gibt's Hier, Hier und Hier!

Jörg Litges, 20.10.2008

 

© 2008 - 2024 by Hooked on Music