Radioactive Creampieces, Abandon, 2009 | ||||
Fin Sterny | Vocals & Guitar | |||
Ronbo | Bass & Backing Vocals | |||
Jymme Luzz | Guitar | |||
Mitch Holliver | Drums | |||
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01. Bassman's Gallery | 07. Radioactive Creampieces | |||
02. Groovy Groovy | 08. Go | |||
03. Kisses And Greetings | 09. Dancing In The Brine | |||
04. Smiling Is The Language | 10. How Long Must We Go There | |||
05. Seven Dayz | 11. Eyes Wide Open | |||
06. In The Park | 12. Some Drunken Words | |||
Vor kurzem ging die Meldung durch die Medien, dass in Leipzig ein nahezu unberührtes Zimmer aus der Zeit kurz vor dem Mauerfall gefunden wurde. Auf dem Tisch standen noch Hit-Cola-Flaschen und im Brotfach gammelten die berüchtigten Gummibrötchen als kümmerliche Überbleibsel real-sozialistischen Alltagslebens vor sich hin. Die Bewohner der kleinen Wohnung im Stadtteil Reudnitz hatten offenbar 1988 das Weite gesucht.
Wenn man den Gedanken weiterspinnt und noch einmal zwei Jahrzehnte zurückgeht und ein unberührtes Zimmer aus den mittleren Sechzigern entdecken würde, wobei dieses nicht unbedingt in Leipzig stehen sollte, sondern vielleicht irgendwo auf der Insel des Vereinigten Königreichs und man in einer Schublade dieses Zimmers Noten finden würde, käme vermutlich etwas ganz ähnliches wie die Musik von GLOWING ELEPHANT zum Vorschein. Denn die vier Jungspunde aus Köln frönen einem psychedelischen Pop, der mehr als deutlich nach Schlaghosen und Paisleymuster verlangt.
Eingängig und bunt schillernd scheinen die Stücke auf "Radioactive Creampieces" die ganze Welt umarmen zu wollen (Bassman's Gallery; Kisses And Greetings). Gelegentlich klingt das zwar ein wenig zu volltönende fett für retrograde Psychedelia, aber ansonsten hat man mit viel Liebe zum Detail an dem Banddebüt gebastelt. Immer wieder wirken kleine Gimmicks mit Geräuschen oder Stimmen als leicht schräge Intros auf den Hörer ein, eine schwebende, akustische Einführung reißt ein bisschen aus dem Trott (Smiling Is The Language), zwischendurch gibt es sogar leicht melancholische Töne (Dancing In The Brine) und einmal hebt eine ausladende Space-Gitarre zu einem epischen Solo an (Eyes Wide Open).
Insgesamt ist mir das Songmaterial jedoch bei allem Bemühen um Authentizität etwas zu einförmig geraten, zu uniform brettern die fröhlich kreiselnden Midtempo-Nummern auf dem Mittelstreifen entlang, zu selten sind richtige Überraschungen oder Ausbrüche. Aber die Band hat das Leben ja noch vor sich, schließlich sind die Protagonisten mit knapp zwanzig Jahren nicht einmal halb so alt wie ihre Musik, da darf man noch etwas großzügiger über manche Schwäche hinwegsehen. Das Grundkonzept ist immerhin nicht uninteressant - bleibt abzuwarten was GLOWING ELEPHANT in Zukunft noch daraus machen wird.