Gov't Mule

Peace... Like A River

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 21.06.2023
Jahr: 2023
Stil: Blues Rock
Spiellänge: 76:35
Produzent: Warren Haynes & John Paterno

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Plattenfirma: Fantasy Records


Redakteur(e):

Nachgehakt

Epi Schmidt

Frank Ipach


s. weitere Künstler zum Review:

Billy Gibbons

Ruthie Foster

Led Zeppelin

The Doors

Titel
01. Same As It Ever Was
02. Shake Our Way Out
03. Made My Peace
04. Peace I Need
05. Your Only Friend
06. Dreaming Out Loud
 
07. Head Full Of Thunder
08. The River Only Flows One Way
09. After The Storm
10. Just Across The River
11. Long Time Coming
12. Gone Too Long
Musiker Instrument
Warren Haynes Guitar, Vocals
Matt Abts Drums
Danny Louis Keyboards, Guitar, Backing Vocals, Trumpet, Trombone
Jorgen Carlsson Bass, Percussion
Additional Musicians:
Billy F. Gibbons Vocals 'Shake Our Way Out'
Billy Bob Thornton Vocals on 'The River Only Flows One Way'
Ruthie Foster, Ivan Neville Vocals on 'Dreaming Out Loud'
Celisse Vocals on 'Just Across The River'

Auf den ersten Blick erscheint es ziemlich eigenartig, dass Jorgen Carlsson so kurz vor der Veröffentlichung des neuen Albums von GOV'T MULE die Band verlassen hat, aber tatsächlich ist es natürlich so, dass dieses Album schon zwei Jahre alt ist und zeitgleich mit dem Vorläufer “Heavy Load Blues“ aufgenommen wurde. An Arbeitseinsatz hat es bei dieser Band ja noch nie gemangelt und so nahm man einfach in einem anderen Raum – mit anderem Equipment und Instrumenten – ein zweites Album auf. Da bot es sich auch an, dass John Paterno wieder als Co-Produzent fungierte.

Nachdem man für “Peace... Like A River“ noch ein paar illustere Gäste einlud, sind zeitgleich zwei Alben entstanden, die sich zwar grundsätzlich stark unterscheiden, aber durch die Herren Haynes, Abts, Louis und Carlsson doch wider unverkennbar GOV'T MULE sind. Bei diesem Album sind natürlich die Blues-Einflüsse geringer. Aber gleich von Beginn an, muss man feststellen, wie gut das Album klingt! Das schleicht sich zunächst so ein bisschen folkig, mit einem gewissen Understatement, herein, aber die erste Minute ist noch nicht vorbei, da fährt Danny Louis die Hammond hoch, Haynes wirft ein paar schmissige Riffs ein und vor allem Carlsson beeindruckt mit herrlich knurrigen Bass-Läufen. Über Matt Abts müssen wir ja heutzutage wirklich nicht mehr reden. Der Versuchung, sich, wie zu Zeiten des seligen Allen Woody, in Jam-Orgie zu begeben, widersteht man zwar und schippert dafür stellenweise in Zep-Gewässer, aber dennoch ist das instrumental wieder richtig hohe Klasse. Ja, ein paar der typischen GOV'T MULE-Trademark-Licks werden auch verbraten.

Tür auf, Gast Nummer Eins zur Tür herein: Der ehrwürdige Billy F Gibbons gibt sich die Ehre. Und zwar ganz ohne Gitarre! Trotzdem wäre die Nummer natürlich auf “Deguello“ oder “Tres Hombres“ problemlos untergekommen. Obwohl..., damals hat Billys noch gar nicht so herrlich gereift und Zigarren-Rauch-geschwängert geklungen. Peace I Need erinnert zwar stark, an die frühen MULE-Nummern, aber auch hier hab ich den Eindruck, an dem leicht funkigen Song, hätten sich LED ZEPPELIN auch gern mal versucht. Was die Stücke hier auszeichnet, ist, dass sie immer mal wieder eine interessante Wendung nehmen. So driftet Made My Peace zeitweise stark Richtung PINK FLOYD, und kehrt dann doch wieder zu einem Riff-betonten Jam Rock zurück. Auch hier hört und spürt man die über 15 Jahre gereifte Partnerschaft von Haynes und Carlsson.

Your Only Friend ist eine weitere, von Warren Haynes wundervollen Balladen, die genauso gut auf einem seiner Solo-Alben untergekommen sein könnte. Der Mann hat einfach den Soul in der Stimme und das Händchen solche Songs zu schreiben. Dabei lehnt er sich heutzutage auch mal zurück und verzichtet auf das ausschweifende Solo. Richtig cool wird’s natürlich bei dem funky Dreaming Out Loud, wenn sich sowohl Ivan Neville, als auch Ruthie Foster für die Gesangsparts um das Mikro rangeln. Pulsiert in bestem New Orleans-Stile und sollte mich wundern, wenn da nicht live die Luft brennen würde. Tut sie hier schon. Und ich nicht viel weniger, bei dem folgenden Riff-rockenden Head Full Of Thunder, in bester Mule-Tradition.

Ein weiteres Schmankerl liefert The River Only Flows One Way, in dem Billy Bob Thornton sozusagen als Erzähler fungiert. Zwischendurch, in diesem “Dub-Hörspiel“ präsentiert Danny Louis seine Künste an der Trompete. Wer Celisse Henderson noch nicht kennt, hat zweifellos was verpasst. Eine Blues-Granate in der Tradition einer Sister Rosetta Tharpe, die allerdings hier nur gesanglich vertreten ist. Ein kleines Gitarren-Duell mit Haynes wäre sicher klasse gewesen. Aber die beiden reiben sich auch gesanglich, in Just Across The River, gut aneinander. Ich möchte nicht verpassen, auf die Lyrics auf diesem Album hinzuweisen, denn die sind, wie eigentlich immer bei Warren Haynes, fern jeglicher Banalitäten und durchaus Stoff zum Nachdenken.

Und das nicht nur, in solch einer wunderschönen Southern-Hymne, wie Gone Too Long. Ich prophezeie, dass der Song in den nächsten Jahren ein Highlight in den Shows von GOV'T MULE werden wird. Wie auch dieses Album mit vermehrtem Hören noch gewinnen wird.

Epi Schmidt


Wie viele Lobeshymnen sind in den letzten gut 30 Jahren schon auf Warren Haynes und auf seine Band GOV'T MULE gesungen worden? Reichlich. Und man wird auch angesichts dieses neuen Albums namens "Peace... Like A River" nicht müde, nach Superlativen zu suchen.

Seit Mr. Haynes 1988 erstmalig ins Blickfeld eines größeren Publikums trat, als er die musikalische Palette auf Dickey Betts Soloalbum "Pattern Disruptive" erhellte und 1990 gar die "Seven Turns" Scheibe der ALLMAN BROTHERS BAND mit seinen Beiträgen veredelte, ist jede Menge Wasser den Mississippi hinuntergeflossen. Und der Saitenmagier aus Asheville, North Carolina, lässt es sich auch mit 63 Jahren nicht nehmen, ein weiteres Meisterwerk ins Rennen zu schicken.

GOV'T MULE, Warrens seit Jahren treue Band, muss sich zwar seit der Beendigung der Plattenaufnahmen mit dem Verlust ihres skandinavischen Bassisten Jorgen Carlsson abfinden, doch für den kurz bevorstehenden Tourstart steht schon der renommierte Bassmann Kevin Scott in den Startlöchern. Auf "Peace... Like A River" liefert der gute, alte Carlsson noch einmal seine unverwechselbare, gewohnte Klasse ab und man bekommt beim wiederholten Anhören dieser wunderbaren Scheibe sogar das Gefühl, als legte sich der gebürtige Schwede besonders energisch ins Zeug.

Energie geladener Einfallsreichtum, lustvolle Spielfreude und sprudelnde Kreativität sind generell die markanten Eckpunkte, die man mit einem MULE Album verbindet. Auf der neuen Scheibe scheinen diese Attribute nochmals einen Schub nach oben erhalten zu haben. Nimmt man allein den fulminaten Opener Same As It Ever Was, der mit seinen knapp 7 Minuten soviel interessante Wendungen anbietet, dass andere Bands daraus glatt ein komplettes Album schmieden könnten, wird der brutal gute Qualitätsstandard dieser Truppe mehr als präsent. Einfach nur beeindruckend und für den Hörer ein musikalisches Fest, dass man so nicht alle Tage erlebt.

Das Aufregende an dieser Platte sind neben aller kompositorischen und spielerischen Qualität auch die wunderbar gelungenen Gastauftritte solcher Koryphäen wie Billy Gibbons (ZZ TOP), der das donnernde Shake Our Way Out zu einer Riff getränkten Bluesrock-Feierstunde anschwellen lässt. Das anschließende Peace I Need weckt mit seiner an LED ZEPPELIN geschulten Dringlichkeit wohlige Erinnerungen an "Physical Graffiti", nicht zuletzt weil der hervorragende Drummer Matt Abts ein paar gepfefferte John Bonham Gedenkminuten einlegt. Diese Nummer sollte man unbedingt laut hören. Doch Vorsicht, es droht Sturmgefahr!

Das 9-minütige Made My Peace entpuppt sich als definitives Opus Magnum dieses Albums. Eine spannungsgeladene Reise ins Ungewisse, die an jeder Ecke mit neuen Überraschungen aufwartet. Das passt nun wahrlich nicht mehr in eine der viel zitierten Bluesrock-Schubladen, sondern steht als brillantes Musterbeispiel für die vielfältigen Einflüsse, die Warren Haynes im Laufe der Jahrzehnte inhaliert hat und nun mit heißem Atem ausstößt. Das ist GOV'T MULE pur.

Das quirlige, Bläser gesäumte Dreaming Out Loud, das mit Gastauftritten von Ruthie Foster und Ivan Neville zu überzeugen weiß, erinnert mit seiner funky Soul-Atmosphäre an Warrens feines 2011er Soloalbum "Man In Motion".

The River Only Flows One Way wabert durch den psychedelischen Rauch einstiger "Dub Side Of The Mule" Zeiten und beschert uns eine finstere Begegnung mit Schauspieler und Teilzeitsänger Billy Bob Thornton. Das ein wenig beklemmend daherkommende After The Storm klingt als habe Haynes eine Spätsechziger DOORS Nummer aufpoliert und in die Jetztzeit katapultiert.  Auf dem sämig dahin fließenden Just Across The River stellt uns Warren die ausgezeichnete und momentan viel beachtete Soul-Sängerin Celisse Henderson vor (Brandi Carlile, Joni Mitchell), die im Anschluss auch dem fabelhaft groovenden Long Time Coming ein paar scharfe Gitarren-Licks schenkt.

"Peace... Like A River" verzaubert den Hörer mit etlichen Höhepunkten, lässt niemals Langeweile aufkommen und steigert sich mit zunehmender Dauer zu einer qualitativ hochwertigen Platte, die einmal mehr unter Beweis stellt, dass GOV'T MULE mit ihrer stilistischen Einzigartigkeit, vorbildlichen Kreativität und leidenschaftlichen Spielfreude Maßstäbe setzen, die an Niveau kaum zu überbieten sind. 

Frank Ipach

 

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