Great White 30 Years - Live From The Sunset Strip, Frontiers Records, 2013 |
Terry Ilous | Gesang | |||
Mark Kendall | Gitarre | |||
Audie Desbrow | Schlagzeug | |||
Michael Lardie | Gitarre & Keyboards | |||
Scott Snyder | Bass | |||
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01. Desert Moon | 07. Big Goodbye | |||
02. Lady Red Light | 08. Back To The Rhythm | |||
03. Face The Day | 09. Rock Me | |||
04. House Of Broken love | 10. Can't Shake It | |||
05. Save Your Love | 11. Once Bitten Twice Shy | |||
06. Mista Bone | ||||
30 Jahre im Geschäft sind eine lange Zeit, insbesondere im Musik-Business mit all seinen Höhen und Tiefen sowie potenziellen Stolperfallen. Und wenn es sich um eine Rock'n'Roll-Band wie GREAT WHITE handelt, dann ist es wirkliche eine Leistung, wenn man es geschafft hat, überhaupt noch am Leben zu sein. Denn viel Glück hatte die Band beileibe nicht in ihrer Karriere.
Zuerst stand der sich verändernde Musikgeschmack auch ihrem Durchbruch massiv im Weg, auch wenn sie ja keine Hair Metal Band sondern klassischer Rock waren und immer noch sind. Und dann die Brandkatastrophe von Rhode Island aus dem Jahr 2003, der nicht nur 99 Fans sondern auch der damalige Gitarrist Ty Longley zum Opfer fielen. Davon hätte sich wohl kaum eine andere Band wieder erholt.
Aber GREAT WHITE sind eben Kämpfer. Leider aber eben auch solche, die untereinander auch austeilen. Und so lieferte die Band die Blaupause, wie ein Split mit dem Sänger katastrophale Ausmaße annehmen kann. Dies ging dann so weit, dass derzeit zwei Versionen existieren. Eine mit Original-Sänger Jack Russell und mehreren früheren Band-Mitgliedern und eben diese hier, um Gitarrist Mark Kendall, Schlagzeuger Audie Desbrow, Gitarrist und Keyboarder Michael Lardie, Bassist Scott Snyder mit dem neuen Sänger Terry Ilous (Ex-XYZ). Nach dem letztjährigen Album "Elation" bringen diese "großen weißen Haie" nun einen livehaftigen Beweis ihrer Qualitäten heraus, der allerdings schon am 22. März vergangenen Jahres mitgeschnitten wurde. Daher darf es nicht verwundern, dass das "aktuelle" Werk nicht berücksichtigt wurde.
Selbstverständlich reihen sich hier die Hits der Band aneinander, die zumeist aus den späten 1980er und frühen 90er Jahren stammen. Desert Moon, Lady Red Light, Face The Day, House Of Broken Love, Save Your Love, Mista Bone, Rock Me, Can't Shake It, Once Bitten Twice Shy - angesichts solcher Hits und Klassiker füllt sich eine Setlist ohnehin fast von alleine und kann höchstens noch ein wenig mit Material angereichert werden. Hier ist das lediglich der Titeltrack des 2007er Albums “Back To The Ryhthm“.
Die spannende Frage war aber schon vorher nicht, was sie spielen würden, sondern wie sie es darbieten würden? Und noch viel spezieller: wie würde er es darbieten? Er, das ist natürlich der neue Mann am Mikrofon, Terry Ilous. Schließlich war sein Vorgänger Jack Russell ein Aushängeschild der Band. Aber Ilous macht seine Sache wirklich sehr gut und überzeugend. Dabei weiß er hier fast besser zu gefallen als auf dem Studio-Album. Ilous präsentiert die Songs mit der nötigen Begeisterung. Zudem verfügt er über die angenehm rauchige, deutlich vom Blues gefärbte Stimmlage, um die Stücke sehr nahe am Vorgänger angelehnt zu intonieren, ohne Russell dabei zu imitieren. Mit dieser Performance dürfte Ilous doch einige Zweifler von sich überzeugen können.
Aber das lässt sich leider anhand dieser Aufnahme kaum belegen, denn die Publikumsreaktionen sind so schlecht wahrnehmbar, dass man sich fragt, ob a) nur so wenige Zuschauer anwesend waren oder b) die Publikumsgeräusche über die Bandmikros mit aufgezeichnet wurden. Ein echtes Live-Feeling mag sich so kaum einstellen. Was angesichts der Performance und der Klasse der Stücke wirklich sehr schade ist.
"30 Years - Live From The Sunset Strip" zeigt, dass diese Band noch lebt und Spaß an der Musik hat. GREAT WHITE bieten hier eine wirklich gute Leistung, die man unter den widrigen Bedingungen der letzten Jahre so nicht unbedingt hatte erwarten können. Wie schon Bertolt Brecht zu berichten wusste: "Und der Haifisch, der hat Zähne" und in diesem Fall zeigt er sie am liebsten auf der Bühne.