Vor mehr als zehn Jahren begannen GRETCHENS PUDEL damit, deutsche Volkslieder. Gedichte und auch Kinderlieder einer musikalischen und textlichen Frischzellen-Kur zu unterziehen. Im Zuge dieses Projektes arrangierten die Musiker die Stücke neu und verpassten ihnen überwiegend Jazzgewänder. Dabei legten sie großen Wert darauf, dass alles möglichst zugänglich und leicht hörbar beim Konsumenten ankommt. Die traditionellen Wortlaute wurden teilweise zwar unverändert übernommen, aber ebenso mit eigenen Ideen ergänzt oder neu verfasst beziehungsweise abgewandelt. 

Als 2011 ihr erstes Studioalbum “Liedgut Recycling“ erschien, sicherte es der fünfköpfigen Band sofort einen gewissen Bekanntheitsgrad. Also erschien es nur logisch, darauf aufzubauen und nachzulegen. Diesem Plan ließ der Fünfer jetzt, nachdem seit dem Debüt bereits so einige Jährchen ins Land gezogen sind, endlich Taten folgen. Der zweite Longplayer “Kein schöner Land“ kam nämlich erst vor wenigen Tagen über Sturm & Klang heraus.

Zuvor wurden bereits die beiden Lieder Wunderliches Wort (Konstantin Wecker trägt das gleichnamige Gedicht von Rainer Maria Rilke vor, der Bild-Künstler Daniel Scherer gestaltete einen Trickfilm dazu) und Fuchs ausgekoppelt.      

Für die Aufnahmen stellte sich eine Riege hochkarätiger Gäste im Atlas Tonstudio, Oberotterbach, Rheinland-Pfalz, ein. Unter anderem war der Bassposaunist Hans Heiner dabei, der schon auf dem 1989er Welthit Mambo No. 5 von Lou Bega mitwirkte. Zusammen mit dieser exzellenten Unterstützung spielten Ralf Eßwein (Gesang), Adrian Rinck (Klavier, Keyboards), Jan Kamp (Posaune, war in Guildo Horns Begleitband DIE ORTHOPÄDISCHEN STRÜMPFE aktiv), Jan Kappes (Kontrabass) und Julian Losigkeit (Schlagzeug, Perkussion) die zwölf auf der Titelliste stehenden Tracks ein.           

GRETCHENS PUDEL verleihen überliefertem Volkslied- und Kinderliedgut und obendrein dem 3. Satz der 3. Sinfonie von Johannes Brahms einen vollkommen anderen Klang oder komponieren einfach selber Eingängiges und vertonen Gedichte anderer Verfasser.

Sie jazzen, swingen akustisch sowie elektronisch und streuen Boogie Woogie, Pop und Reggae ein. Den Wörtern solch bedeutender, auch heute noch bekannter Autoren wie beispielsweise Johann Wolfgang von Goethe und August Heinrich Hoffmann von Fallersleben geben sie, dort, wo es ihnen angebracht erscheint, mittels Veränderungen, Ergänzungen und Aktualisierungen zeitgemäße Bedeutungen und Inhalte, die sich sozial- und gesellschaftskritisch, überspitzt, ironisch, bitterböse, frivol und sogar bedrohlich anhören.

Die musikalische Seite von “Kein schöner Land“ ist, trotz der einen oder anderen Länge, topp. Die, im Großen und Ganzen, gelungenen, eigenen Wortschöpfungen, können sprachlich nicht immer überzeugen.