Titel |
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01. Wonderful Music |
02. Morning Song |
03. Drummers Dream |
04. Traum und Wirklichkeit |
05. Vater Schmidt's Wandertag |
06. Anywhere |
07. Snowflakes |
08. Merry-Go-Round |
09. Silent Movie |
10. Raintime |
11. Wir wollen leben |
12. Könige der Welt |
13. Der Weg nach Haus |
Musiker | Instrument |
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Lupo | Acoustic Lead Guitar |
Nuki | Acoustic Guitar, Percussion Effects, Vocals |
Wildschwein | Vocals, Acoustic Guitar, Stomp Box |
Eigentlich sollte auf dem Cover dieses Albums noch ein “Live“ prangen, denn als 2019 die Jubiläumstour zu bald 50 Jahren GROBSCHNITT startete, hatte man vor, ein paar Auftritte mitzuschneiden und daraus eben das “Acoustic Live Album“ zu machen. Auch hier machte Fräulein Corona einen Strich durch die Rechnung, sodass die entsprechende Tour unterbrochen werden musste. Aus der Not eine Tugend zu machen, war den Grobschnittlern nichts Neues und so ging man im Frühjahr/Sommer 2021 ins Oma Helga Studio in Boelerheide und ins OneVision Studio in Hagen-Hehnlimburg und spielte die Tracks eben ohne Publikum ein.
Wobei es für meine Ohren absolut “live“ klingt. Oft hab ich das Gefühl, man hätte den Applaus nach den Stücken herausgeschnitten. Oder die zugehörigen Ansagen, die es im Konzert zweifellos gegeben hat, bzw. hätte und die nahezu unverzichtbarer Bestandteil eines GROBSCHNITT-Auftritts sind. Nun, dies ist ohnehin eine andere Reise, denn die beiden Urmitglieder Lupo und Wildschwein haben sich es Unvorstellbaren angenommen und die interpretieren ihre Songs rein akustisch. Zur Hand geht ihnen dabei Willi Wildschweins Sohn Nuki. Das mit drei Akustikgitarren ein Opus wie Solar Music nicht möglich ist, dürfte klar sein. Andererseits hat gerade dieser Bandklassiker über die Jahre seine Variationen erlebt. Also warum die Songs nicht einmal anders erleben?
Dem Jubiläum angemessen hat man es tatsächlich geschafft, aus jedem Studio-Album mindestens einen Song unterzubringen und so legt das Trio gleich mit dem munteren Wonderful Music vom 1972er Debütalbum los. In jenen Tagen natürlich noch englischsprachig und folkigem Charakter, der ebenso an JETHRO TULL erinnert wie auch an Zeitgenossen von OUGENWEIDE. Wird in diesem Gewand natürlich noch deutlicher. Den Drummer's Dream hat man natürlich ganz anderes im Ohr. Umso interessanter, in welchem Arrangement die einst so feurige Nummer hier kommt. Hat fast was von THE WHO zu “Tommy“-Zeiten. Was äußerst positiv auffällt, wie gut der Gesang hier ist. Anscheinend waren die Auftritte ein wahrer Jungbrunnen für die Herren, denn das klingt, wie einst im Mai.
Ohnehin der Wandermonat und darf Vater Schmidt's Wandertag natürlich fehlen. Singt da nicht doch ein Publikum mit? Man kann es sich jedenfalls ganz leicht vorstellen. Die Texte sind ja ohnehin so bedeutungsschwanger, wie lustig, wie vor Jahrzehnten und im Booklet sind sie zum Mitlesen und -singen auch abgedruckt. Ich behaupte, bei Anywhere hat der/die eine oder andere eine Träne der Ergriffenheit verdrückt, den “Rockpommel's Land“ gehört natürlich zu den Sternstunden von GROBSCHNITT. Fals jemand an ihren musikalischen Fähigkeiten gezweifelt hat, lässt er sich hier sicher eines besseren belehren.
Sowohl der Titelsong von “Merry-Go-Round“, als auch Silent Movie und Raintime, von “Illegal“, wissen ihren Akustikfassungen zu überzeugen, ja, zumindest im Falle des Instrumentals Silent Movie, nahezu neu zu verzaubern. Das Drama um den Hambacher Forst war 1981 noch weit weg, aber auch zu der Zeit ging es schon um nichts anderes: Wir wollen leben thematisierte das mit Textzeilen, wie “5.000 Bäume, die heut' sterben sollen, ein Blatt Papier erklärt warum, 10.000 Menschen, die das nicht mehr woll'n, wir bleiben nicht mehr länger stumm“. Berührt heute, wie damals.
Wie das letzte Studioalbum, “Fantasten“ (1987), so endet auch dieses Album mit Der Weg nach Haus. Wie immer bei GROBSCHNITT, zum Nach- und Mitdenken und sich einfach mit auf diese Reise zu begeben. Die man übrigens nicht abbrechen sollte, wenn nach 5 ½ Minuten die Musik vorerst verklingt. Da kommt noch was nach. Wie auch die unterbrochene Tour inzwischen fortgesetzt wurde und für die diese Album - gibt’s auch als LP – die beste Einladung ist.