Grobschnitt

The History Of Solar Music

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 05.05.2002
Jahr: 2007

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Redakteur(e):

Martin Schneider


Grobschnitt
The History Of Solar Music Vol. 1 & 2, Wolkenreise Productions, 2001 - 2003
Eroc Schlagzeug
Lupo Gitarre
Mist Keyboards
'Popo' Hunter Bass
Der Baer Bass ('74)
Wildschwein Gitarre, Gesang
Toni Gesang ('79)
Jürgen Kramer Keyboards ('82)
Milla Kapolke Bass ('82)
Remastert von: Eroc Länge: 139 Min 30 Sek & 149 Min 09 Sek Medium: Do-CD
CD 1:
1. Banana Boat Song4. Zugabe
2. I Walk The Line5. Solar Music 'Powerplay' Münster '79 & Merry Go Round
3. Solar Music Warburg '786. Solar Music Studio '74
CD 2:
1. Solar Music 'Mysteria'3. Solar Music 'Powerplay' Köln '79
2. The J.R. Connection '824. Solar Music Osterholz '73

GROBSCHNITT spielten in ihrer 19-jährigen Karriere 1.356 Konzerte und veröffentlichten 14 Alben.
Gesehen habe ich keine einzige Show und gehört keine einzige LP. Ich hatte aber auch nie das Gefühl, groß etwas versäumt zu haben.
GROBSCHNITT: Krautrock eben. Kann man mögen, muss man aber nicht.

Wer die wilden Pionierjahre der deutschen Rockmusik am eigenen Leibe miterlebt hat, wird sich nun fragen, ob es mir dann überhaupt zusteht "The History Of Solar Music Vol. 1 & 2" zu besprechen.
Aber warum eigentlich nicht? Frei von irgendwelchen nostalgischen Gefühlen, die die Wahrnehmung beeinflussen, taste ich mich nun also an das Mysterium Solar music heran.

Solar music war das Herzstück eines jeden GROBSCHNITT-Auftritts, doch jede Version war anders. Es war die Spielwiese der Band, auf der sie sich in mitunter bis zu sechzig Minuten lang austobte. Dabei orientierte man sich zwar an den Grundmustern des Stückes, in erster Linie aber war Solar music ein unberechenbarer Improvisationsmoloch, quasi GROBSCHNITTs Antwort auf GRATEFUL DEADs Dark star.
Der damalige Schlagzeuger Eroc, heute bekannt als Remastering-Koryphäe, hat nun seine Archive, die über hundertfünfzig Versionen von Solar music enthalten, geöffnet und bringt einige Versionen davon - natürlich remastered - unter das Volk.

Auf die einzelnen Versionen von Solar music im Detail einzugehen würde den vorhandenen Rahmen sprengen. Nur soviel: Nach einem zumeist recht rockigen Auftakt, driftet das Stück immer mehr in ruhigere Gefilde ab, ohne jedoch zu verwässern oder zu langweilen. Mich erinnert Solar music, neben den Verweisen auf die Siebziger-Progressiv-Saurier, vor allem an die Kompositions-Schule deutscher Elektroniktüftler wie Klaus Schulze oder Eberhard Schöner, mit dem gravierenden Unterschied, dass GROBSCHNITT dieses Stück eben nicht überwiegend elektronisch erzeugt, sondern ganz traditionell mit Gitarre, Bass, Keyboards und Schlagzeug. Heute würde man das sicher Chill-Out-Music nennen, Anfang der Siebziger war das schlichtweg Sphären- oder Kiffer-Musik.

Jede Version hat ihre Eigenheiten und bietet dem Hörer viel Interessantes zu entdecken. An die Münster '79-Version schließt sich das selten live gespielte Merry-go-round an, Warburg '78 enthält eine äußerst amüsante Warnung vor dem Bühnennebel und die 74er-Studioversion präsentiert Solar music in der Form, in der es Eroc schon damals gerne aufgenommen und veröffentlicht hätte.
Mysteria - keiner weiß mehr, wo und wann die Aufnahme entstand, doch diese Version ist eine der detailverliebtesten Varianten von Solar music, die GROBSCHNITT jemals zelebrierten.
Der krasse Gegensatz: Osterholz '73. GROBSCHNITT ohne Bassisten, aber voller roher, ungebändigter Energie.

Neben viel Solar music und dem schon erwähnten Merry-go-round gibt es noch den einen oder anderen Titel zu entdecken.
Harry Belafontes Banana boat song soll wohl ein Gag sein, nur kapiere ich die Pointe daran nicht. Die Nummer ist genau so grausam und überflüssig, wie das sich anschließende I walk the line.
Weitaus sinnvoller und interessanter ist The J.R. connection, der Mitschnitt einer Übungsraumimprovisation, die neben Passagen aus Merry-go-round und Kinder und Narren auch Elemente der 83-Version von Solar music enthält, von der keinerlei Liveaufnahmen existieren.

Alles in allem ist "The history of Solar Music I & II" ein wahres Schatzkästchen für Freunde der Band und für einen bisherigen Kostverächter wie mich ein netter Appetitanreger um sich eingehender mit GROBSCHNITT zu befassen.

Beide Doppel-CDs kommen dazu mit einem aufwändigen Booklet inklusive ausführlicher Linernotes von Eroc mit Erinnerungen und Anmerkungen zu den einzelnen Aufnahmen.

Mit einer Passage schießt der gute, ehrenwerte Herr Joachim Heinz Ehrig allerdings weit über das Ziel hinaus: "Betrachtet man die zeitgenössische Trivialmusik heute, wird eins klar: Hüpfschinken in Sparverpackung und gestikulierende Stotterneger beherrschen mit rechnerkonstruierter Versatzstückware das Feld."

Es ist ja schön, dass uns Freund Eroc seine unwesentliche Meinung über das aktuelle Musikgeschehen aufnötigt, und der eine oder andere wird sicher bei dieser Ausführung geschmunzelt oder zustimmend genickt haben. Die Wortwahl und Ausdrucksweise ist aber für mein Dafürhalten allerunterste Schublade. Sie zeugt von einer gewaltigen Arroganz, einem Standesdünkel und nicht zuletzt von einem gehörig ausgeprägten Alltagsrassismus. Wer zudem noch auf seiner Homepage konsequent das Wort 'Link' durch 'Verbindung' ersetzt, der muss sich dann wirklich nicht wundern, wenn ihm von nun an ein 'Geschmäckle' anhaftet.
Das trübt leider mein Verhältnis zum Schaffen dieses Künstlers.

Martin Schneider, 05.05.2002

 

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