Guns'N'Roses

Chinese Democracy

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 01.01.2000
Jahr: 2008

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Redakteur(e):

Marc Langels


Chinese Democracy, Geffen Records, 2008
Axl RoseGesang, Gitarre (Tracks 6 & 12), Klavier, Synthesizer Orchester (Track 12), Synthesizer French Horn (Track 12), Samples (Track 12), Orchester und Bläser-Arrangements (Tracks, 6, 12 und 13), Schlagzeug-Arrangement (Track 6)
Robin FinckGitarre (alle Tracks), Keyboards (Tracks 3 und 5), Akustik-Gitarre (Track 10)
Ron "Bumblefoot" ThalGitarre (alle Tracks)
BucketheadGitarre (alle Tracks außer 7)
Paul TobiasGitarre (Tracks 1, 3, 4, 5, 6, 7, 9, 11, 12 und 14), Piano (Track 6)
Richard FotusGitarre (Tracks 1, 3, 4, 5 und 14)
Tommy StinsonBass (alle Tracks außer 5), Backing Vocals (Tracks 1, 3, 4 und 6)
Chris PitmanSub-Bass (alle Tracks außer 7), Keyboards (alle Tracks außer 9, 11 und 14) und Backing Vocals (Tracks 3 und 6), Bass (Tracks 5, 6 und 12), 12-seitige Gitarre (Track 5), Mellotron (Track 6), Schlagzeug- und Orchester-Arrangements (Tracks 6 und 12), Schlagzeug-Programmierung (Tracks 5, 6 und 12)
Bryan "Brain" MantiaSchlagzeug (alle Tracks außer 1), Schlagzeug-Programmierung (TRack 11)
Frank FerrerSchlagzeug (Tracks 1, 3, 5, 6 und 11)
Dizzy ReedKeyboards (Tracks 1, 2, 3, 4, 6, 7, 8, 9, 11 und 14), Backing Vocals (Tracks 1, 3, 4, 6 und 9), Piano (Tracks 4 und 5), Synthesizer-Orchester (Tracks 4, 6, 13 und 14), Orchester-Arrangements (Tracks 4, 6, 12 und 14)
Josh FreeseSchlagzeug-Arrangements (Tracks 4, 6, 9 und 14
Pete ScaturroKeyboards (Track 10)
Sebastian BachBacking Vocals (Track 10)
Patti HoodHarfe (Track 13)
Produziert von: Axl Rose & Caram Costanzo Länge: 71 Min 24 Sek Medium: CD
01. Chinese Democracy08. Scraped
02. Shackler's Revenge09. Riad N' The Bedouins
03. Better10. Sorry
04. Street Of Dreams11. I.R.S.
05. If The World12. Madagascar
06. There Was A Time13. This I Love
07. Catcher In The Rye14. Prostitute

Auf welches Album hat die Musik-Welt wohl sehnsüchtiger gewartet? War es die neue AC/DC, die mit wuchtigerem Sound aber alter musikalischer Idee nach acht Jahren Pause zurück kam? Oder doch die neue METALLICA, mit der die Band nach drei (in den Augen der Fans misslungenen) Studio-Alben unter dem öffentlichen Druck wieder zu ihren epischen Ursprüngen im Thrash-Metal zurückgekehrt ist? Oder ist es etwa doch das Album, das mehr als 14 Jahre in der Mache war, zahllose Mal "ganz sicher noch in diesem Jahr" erscheinen sollte und zu einem Runnig-Gag in den Jahresvorschauen der einschlägigen Rock-Zeitschriften wurde? Ich würde sagen, es ist letzteres: "Chinese Democracy" von GUNS'N'ROSES.

Viele der letztlich 14 neuen Stücke des Albums waren vorher schon als Demo-Versionen durch das Internet gegeistert und hatten dort schon für ziemlichen Wirbel unter den Gunners-Fans gesorgt. Zahlreiche Anhänger der alten Band wollten den Wandel nicht wahrhaben und werden nun sicherlich bitterlichst enttäuscht sein. Denn das sind - natürlich - nicht mehr die GUNS'N'ROSES, die anno 1991 mit "Use Your Illusion" zu weltweiten Megastars wurden und schon gar nicht die wilden Burschen, die 1988 mit "Appetite For Destruction" die Rock-Szene aufmischten. Aber ganz ehrlich, das wäre nach 20 beziehungsweise 17 Jahren auch mehr als enttäuschend. GUNS'N'ROSES sind heute die Privat-Spielwiese von Axl Rose, der einzig und alleine noch Keyboarder Dizzy Reed an Bord behalten hat. Das wiederum bedeutet, keine Sleaze-Riffs à la Izzy Stradlin mehr und auch keine Soli wie sie eben nur Slash spielen konnte.

Aber wer ernsthaft gedacht hatte, dass GUNS'N'ROSES heute noch genau so klingen wie vor fast 20 Jahren, der muss sich sowieso fragen lassen, ob diese Erwartungshaltung jemals realistisch war. Aber natürlich scheint immer wieder etwas von dem durch, was die Band damals groß machte. Zudem gehört die Stimme von Axl immer noch zu den markantesten im gesamten Business. Und jetzt kann er auch musikalische Ideen umsetzen, die bei den alten Gunners so nicht umsetzbar gewesen wären. Mit einer wahren Armada von Musikern und nahezu endlos viel Zeit bannte Axl Rose seine Vision der modernen GUNS'N'ROSES auf Band. Natürlich hat sich Axl Rose dabei mit sehr fähigen neuen Musikern umgeben, die vom Stil her technisch versierter und sauberer (vielleicht aber auch mit weniger Gefühl) spielen als Slash.

"Chinese Democracy" hat einige Überraschungen und nicht zuletzt etliche hervorragende Songs zu bieten, die es zu einem rundum gelungenen Album werden lassen. Schon direkt der Titeltrack macht klar, dass eine neue Zeitrechnung bei den Gunners begonnen hat. Nach einem Intro mit chinesischen Sprachfetzen und einer kurzen gezupften Gitarrensequenz setzt die verzerrte Gitarre mit einem brachialen Riff ein. Das Lied ist der perfekte Opener, straight treibend, eingängig und mit einem sehr gelungenen Gitarren-Solo. Der Sound ist insgesamt sehr modern gehalten. So meldet sich eine große Rockband nach 14 Jahren Pause zurück. Und dass sich Axl Rose sofort mit der chinesischen Regierung überwirft, indem er die in China verbotene Falun-Gong zitiert und auch sonst seine Ablehnung des dortigen Systems durchscheinen lässt macht klar: der alte Rebell ist "alive and kicking".

Der Song Shackler's Revenge geisterte schon eine Zeit lang durch das Internet und über die Spielkonsolen der Welt. Hier zeigt sich endgültig, dass Rose die Band für modernere Sounds wie etwa Nu Metal geöffnet hat. Aber er hat auch immer noch den richtigen Riecher für eingängige Refrains und große Melodien (auch wenn die alten Fans an Liedern wie diesem verzweifeln werden).

Aber natürlich können GUNS'N'ROSES ihre Vergangenheit nicht komplett verleugnen, das beweisen sie dann bei Songs wie Better und Street Of Dreams. Abgesehen von Kleinigkeiten könnten beide Stücke auch aus der Zeit von "Use Your Illusion" stammen. Better weiß dabei mit seinen schönen eingewobenen Gitarren-Licks und seiner intensiven Atmosphäre zu überzeugen, während das Klavier-getragene Street Of Dreams die Stimmung von "Use Your Illusion" direkt in die Gegenwart transportiert und sogar mit einem Gitarren-Solo im Stile von Slash brillieren kann. Beide Songs unterstreichen zudem, warum Rose immer noch zu den eindrucksvollsten Rock-Sängern gehört. So viel Emotionen legen nicht viele andere Rock-Shouter in ihre Stimme.

Ein Stück, das in dieser Form mit Slash, Izzy und Duff wohl nicht möglich gewesen wäre ist das folgende If The World. Die Eröffnung mit der akustischen Gitarre im Flamenco-Stil fällt leicht perkussiv aus, weicht dann einem langsamen -fast schon hypnotischen- Groove mit Synthi-Bass und Schlagzeug. Langsam "kriechen" die E-Gitarren in den Song und verpassen ihm am Ende eine am Anfang nicht zu ahnende Wucht.

Auf diese Weise geht es auch bei There Was A Time weiter: das mit über sechseinhalb Minuten längste Stück des Album steigert sich nach verhaltenem Beginn zu einem wahren Orkan, der sich zwischen Gitarren-Solo und Refrain immer weiter aufschaukelt. Eines der absoluten Highlights des Albums und über Kopfhörer einfach zum Niederknien schön.

Für Catcher In The Rye hat sich Axl den Titel von Schriftsteller Jerome David Salingers Meisterwerk geliehen. Das Lied scheint phasenweise vom Psychedelischen Rock der 1960er Jahre beeinflusst zu sein und diesen in moderne Sounds einzubetten. Das Stück ist faszinierend aufgebaut, instrumentalisiert und umgesetzt. Am Ende bekommt der Song geradezu einen Jam-Charakter, einfach spitze.

Scraped beginnt mit einer Stimmen-Klangcollage, ehe es mit Riffs à la JOHN 5, MARILYN MANSON oder aber auch WHITE ZOMBIE das eindeutig härteste Stück des gesamten Albums wird. Ähnlich hart aber mit einer anderen Betonung ist Riad 'N The Bedouins auch hier wird nach einem kurzen Keyboard-Intro hart gerockt, dabei ist der Unterton aber extrem funky, das Stück groovt einfach wie Hölle und die Gitarristen bewegen sich bei ihren Soli in Joe Satriani- oder Steve Vai- Stratosphären.

Die Ballade Sorry klingt in meinen Ohren ein wenig nach Bridge vom QUEENSRYCHE-Album "Promised Land". Das Lied wechselt zwischen getragenen Akustik- und verzerrten E-Gitarren hin und her. Die gesamte Stimmung des Songs ist sehr düster und bedrückend. Ein weiteres Highlight dieser Platte. Auch wenn man es nicht merkt, im Hintergrund-Chor singt ein gewisser Herr Bach mit: Ex-Skid Row-Frontmann Sebastian Bach.

Anschließend kommt das einzige Lied, mit dem ich nicht so recht etwas anfangen kann. I.R.S. ist im besten Sinne ein durchschnittlicher Rock-Song, der nicht wirklich schlecht ist, aber im Gegensatz zu den anderen Liedern aber doch deutlich abfällt.

Mit Madagascar (keine Verbindung zu den Animationsfilmen) kehrt das Album dann aber wieder in die Erfolgsspur zurück und dabei zeigt Rose wieder, wie wandlungsfähig er doch ist. Eingeleitet durch sanfte Bläser, unterlegt mit Streichern hört man einen verloren wirkenden Axl Rose über das Leid der Welt klagen. Interessant ist zudem der zweite Teil des Songs, in dem GUNS'N'ROSES Samples von berühmten Martin Luther King-Reden mit Film-Zitaten (unter anderem "Mississippi Burning", "Braveheart", "Sieben") und der Selbst-Referenz "What we've got here, is failure to communicate" (aus Civil War von "Use Your Illusion II") vermischen. Dadurch entsteht ein richtiges Kunstwerk.

This I Love ist die zweite Ballade auf "Chinese Democracy", die mit Piano und Streichern ganz großes Gefühls-Kino offenbart und mit einem aufwühlenden Gitarren-Solo zu begeistern weiß. Und wer hätte Axl Rose Zeilen zugetraut wie "I've searched the universe and found myself within her eyes"?

Zum Abschluss serviert uns der Meister dann auch noch das sehr starke Prostitute Dabei ziehen GUNS'N'ROSES noch einmal alle Register des Könnens. Das Stück hat einen guten Groove, ist eingängig und hymnisch ausgefallen. Der Text liest sich dabei wie eine Abrechnung mit den Kritikern: "Ask yourself why I would prostitute myself to live with fortune and shame?" Eine klare Ansage, dass dieses Album nicht gemacht wurde, um Erwartungen von anderen zu erfüllen, sondern weil Axl Rose es so wollte (und eben nicht anders). Erfolg ist eben auch für einen Rockstar nicht alles.

Eines ist klar, "Chinese Democracy" ist ein großes Rock-Album geworden. Vielleicht kein Klassiker wie "Appetite For Destruction", aber eben sehr stark und vor allem voller Herzblut. Vermutlich wäre die Kritik wesentlich leiser ausgefallen (oder gar ganz ausgeblieben), wenn Axl Rose das Album als Solowerk und nicht unter dem Banner GUNS'N'ROSES veröffentlicht hätte. Aber es verlangt einem schon viel Respekt ab, mit wie viel Mut hier die Gunners neu erfindet. Denn da, wo AC/DC ihre Schiene weiterfahren und METALLICA sich dem Druck der Erwartung beugen, geht Rose den schweren Weg. Ob sich das auch in Anerkennung und entsprechenden Verkaufszahlen widerspiegelt wird die Zeit zeigen.

Marc Langels, 29.11.2008

 

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