Guts Pie Earshot Smart Desert, Major Label, 2009 |
Scheng-Fou | Drums | |||
Patrick Cybinski | Cello & Effects | |||
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01. Introvert | 07. Woodloop (short edit) | |||
02. Smart Desert | 08. Exist (short edit) | |||
03. Dimension Heaven | 09. Endlose Distance | |||
04. Revolt Against (short edit) | 10. Present | |||
05. California über alles | 11. Cottonfield - (a song for intimate theatre play) | |||
06. Hold | 12. Butterfly pt. 2 - Live in Rostock 2008 | |||
GUTS PIE EARSHOT haben mit "Smart Desert" vor einigen Wochen ihr mittlerweile zehntes Album unter die Menschheit gebracht. In Rockerkreisen dürften sie trotzdem ein kümmerliches Dasein fristen, da sich ihre Musik doch um einiges neben den Rändern der dort genutzten Teller bewegt.
"Smart Desert", das steht für die Bandbreite eines Avantgarde-Duos zwischen explodierenden Punkbeats, welche sich mit Metal-Anleihen abwechseln und mit Trance, Orientpop und Breakbeats experimentieren.
Bereits in der 1990er Jahren wurde das Projekt um Rizio (richtiger Name Patrick Cybinski - Cello, Effekte) und Drummer Scheng, welcher offiziell auf den gutbürgerlichen Namen Jean Jacobi hört, als Avantgarde des undogmatischen Hardcore gefeiert. Die Mixtur aus Breakbeats, Punk, Jazz und World Music sprengte mit zunehmenden Verlauf ihrer Releases alle Konventionen, was sie in Metropolen wie Berlin oder Münster zu regelrechten Szenehelden werden ließ.
Die Musik des Duos lässt sich als dichtgewebter Teppich aus Streicher-Stakkati, Punksongs, orientalischen Pop-Melodien, Techno-Attacken und Backbeat-Pattern beschreiben, wobei sich Pogo und Party, Aggression und Antrieb, Rebellion und Rave die Hand reichen. Trotz der minimalistischen Besetzung kommen bei GUTS PIE EARSHOT keine elektronischen Stützen wie Sampler oder Laptops zum Einsatz. Wer einmal die dichten, hypnotischen Sounds der Band zu Ohren bekommen hat, dürfte das kaum glauben mögen.
GUTS PIE EARSHOT haben inzwischen mehr als 700 (!) europaweite Konzerte auf dem Buckel. Mit ihrer generations- und szeneübergreifenden Integrationskraft aus dem undogmatischen Underground sind sie aus der alternativen Partyszene nicht mehr wegzudenken.
Rockmusik im herkömmlichen Vorstellungsbereich ist das sicherlich nicht. Daran kann auch das überdrehte Cover von den DEAD KENNEDYS (California über Alles) nichts ändern. Neben vielen Techno-orientierten bzw. -beeinflussten Tracks mit klarer Elektrobezogenheit und Drum'n Bass-Affinität dürften auch offensichtliche Rückbesinnungen zum Punk/Hardcore für die allermeisten Leser dieser Seite ein unverdaulicher Brocken bleiben.
Wer jedoch Material mit Dancefloor-Garantie antesten möchte, wird an diesem Album seine helle Freude haben.