Haindling

Ein Schaf denkt nach

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 06.08.2009
Jahr: 2009
Stil: Pop, Jazz, Reggae, Weltmusik

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Haindling Homepage



Redakteur(e):

Michael Koenig


Haindling
Ein Schaf denkt nach, Sony Music, 2009
Hans-Jürgen BuchnerGesang, Konzertflügel, Saxophon, Trompete, Flügelhorn, Tenorhorn, Tuba, Flöte, Pfeiff, Perkussion, Singende Sägen, Bass, Gitarre, Keyboards, Dulcimer, Tierhörner, Akkordeon,
Michael BraunSaxophon, Trompete, Hörner, Gesang
Peter EnderleinSchlagzeug, Perkussion
Reinhold HoffmannAkkordeon, Hörner, Gesang
Wolfgang GleixnerBass, Gitarre, Bass Charranga, Perkussion, Gesang
Michael "Mufty" RuffKeyboards, Programmierung, Gesang
Gäste:Stimme, Gesang, Perkussion
Ulrike Böglmüller-BuchnerStimme, Gesang bei Titel 2, 11 & 19, Perkussion
Astrid BuchnerStimme, Gesang bei Titel 9 & 13, alle Instrumente bei Titel 13, Perkussion, Beats bei Titel 17
Hinter Glessinger WolfsauslasserBauchglocken bei Titel 19
Dendorfer Sepp & FeundeStimmen bei Titel 11
FlexGitarre, Bass bei Titel 15 & 18
Haindling KonzertpublikumChorgesang bei Titel 12
Produziert von: Hans-Jürgen Buchner, Michael M. Ruff, Wolfgang Gleixner & Astrid Buchner Länge: 74 Min 52 Sek Medium: CD
01.Uschi11. O-käy
02. Schickts eich12. Ahhh - da din i dabei
03. Mond13. Wie die Wolken ziehen
04. Ein Schaf denkt nach14. Ich möchte kein Eisbär sein
05. Helft uns 115. Helft uns 2
06. Die Fliege16. Rosmarie
07. Von Geist zu Geist17. Bubu Chilli
08. Shibui18. Bayern Remix
09. Komm doch mit19. Prozessionsmusik
10. In Memoriam Xaver

Hans-Jürgen Buchner ist ein echtes Phänomen. Der immens produktive, stets sympathisch und völlig unaufgeregt wirkende, immer mit einem Augenzwinkern agierende Mann aus dem niederbayerischen Dorf Haindling bei Geiselhöring, nach dem er seine Band benannte, konnte sich mittels seiner extrem ausgeprägten Talente und Fähigkeiten als Komponist und Musiker über die Jahre äußerst erfolgreich einen Namen machen. Es ist sicher nicht übertrieben zu sagen, dass er längst seinen eigenen, unverwechselbaren Stil entwickelt hat. Man hört beinahe augenblicklich, wenn ein Musikstück von ihm stammt bzw. von ihm beeinflußt ist. Buchner bringt das große Kunststück des Spagats zwischen Tradition und Moderne, also traditionellem bayerischem Volksmusikgut und von früheren Generationen überlieferter Weltmusik einerseits und zeitgemäßer Tonkunst aus Bayern und von allen Kontinenten dieser Erde andererseits, zustande. Dieser Bayer ist, im positiven Sinne, stolz auf sein kulturelles und musikalisches Erbe. Gleichzeitig aber brennt er darauf, alle nur erdenklichen Gerätschaften zum Klingen zu bringen und zu erfahren wie und womit in anderen Kulturen Musik gemacht wird. Sowohl dieser unbezähmbare Experimentierdrang, als auch dieser unstillbare Wissensdurst haben eine einzigartige und unnachahmliche Auswirkung auf das Schaffen Buchners. Jetzt ist sein neues Album ’Ein Schaf denkt nach’ erhältlich.

Es ist wahrlich eine Freude, wie Herr Buchner selbst aus den simpelsten Melodien und einfachst gestrickten Texten etwas Anhörbares zaubert. Ohne allzu großen Aufwand setzt er hier mit Hilfe seiner besseren Hälfte aus “Uschi“ , “Sushi“ und einigen Worten mehr in Verbindung mit einer netten Tonfolge und klischeehaft anmutenden asiatischen Klängen ein, zugegeben zwar etwas albernes, aber immerhin eingängiges und mit Ohrwurmcharakter ausgestattetes Lied zusammen. Das ist die eine Seite Buchners. Schließlich soll es ja Spaß machen, ihm zuzuhören. Dass er durchaus auch anders kann, beweisen andere Stücke auf ’Ein Schaf denkt nach’ mit Nachdruck. Ich möchte kein Eisbär sein (an den NDW-Hit von GRAUZONE angelehnt) zeigt ihn als Warner vor der Zerstörung unseres Planeten durch Fehler der Menschen. Der ironische Mahner, der so manche Angewohnheit und Eigenart innerhalb unserer Gesellschaft wie beispielsweise die ewige, oft eingebildete und vorgeschobene Hetzerei in Schickt’s eich aufs Korn nimmt, steht ihm aber ebenso gut zu Gesicht. Bei allen Anstößen, sich mal den einen oder anderen Gedanken über die Zustände auf der Welt zu machen, die Buchner gibt, hebt er jedoch nie den Zeigefinger. Er will uns eben auf seine ganz spezifische Art und Weise zum Nachdenken bewegen. Dass der Niederbayer, bei aller von ihm geübten Gesellschafts- und Systemkritik, aber auch mit einfachen Mitteln zu trösten versteht, beweist der Text zu dem im Reggaerhythmus gehaltenen Mond. Spiritistisch wird’s bei Von Geist zu Geist. O-käy nimmt ein paar unserer heute ach so modernen und hippen Ausdruckweisen auf die Schippe. Regelrecht sarkastisch geht’s in Helft uns 1 und Helft uns 2 zur Sache. Da kriegt die Spaßgesellschaft ihr Fett weg. Eine zusätzliche Dimension des Dargebotenen stellt eine gewisse Andächtigkeit bzw. Feierlichkeit wie in In Memoriam Xaver und, trotz aller Wildheit, auch in Prozessionsmusik dar.

Weder Hans-Jürgen Buchner, noch seine superben Mitmusiker/-innen und Mitkomponisten/Mitkomponistinnen lassen zu irgendeinem Zeitpunkt den leisesten Zweifel an ihrem Können aufkeimen. Die Produktion ist goldrichtig. Kein Grund zu Meckern. Bemerkenswert ist darüber hinaus noch, dass neben Ehefrau Ulrike Böglmüller-Buchner diesmal auch Tochter Astrid Buchner mit von der Partie ist.

Ein besonderes Schmankerl für seine Fans hält Buchner mit dem Track Ahhh - da bin i dabei parat. In der Einleitung erinnert er an sein dem Publikum bei Konzerten gegebenes Versprechen, aus dessen Mitsing- und Mitklatschaktionen einen Song zu machen. Mit dem betreffenden Lied löst er dieses Versprechen ein.

Mit ’Ein Schaf denkt nach’ (das Titelstück handelt übrigens davon, dass ein Schaf, auch wenn wir es ihm nicht zutrauen, auf seine ureigenste Weise sehr wohl denken kann) legen Hans-Jürgen Buchner und Haindling mal wieder eine ganz formidable Veröffentlichung vor. Die über 70-minütige Spielzeit vergeht wie im Fluge. Da geschieht so viel Interessantes, sowohl musikalisch (siehe Personal- und Instrumentenliste), als auch lyrisch, dass man nicht einmal ansatzweise auf den Gedanken kommen kann, sich zu langweilen. Wer Buchners musikalisches Wirken schätzt: Zugreifen! Wer Pop, Jazz, Reggae, Rock, Volksliedgut, Weltmusik und noch manch weiteren Stil mit starken, nicht immer allzu ernst gemeinten, überwiegend im bayerischen Dialekt gehaltenen Texten oder auch rein instrumental auf hohem Niveau antesten will: Zugreifen! Alle anderen: Reinhören!

Michael Koenig, 04.07.2009

 

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