Porcupine Tree

Rose Kemp

Hamburg, Docks, 25.10.2009

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 22.11.2009
Stil: Progressive Rock

Links:

Porcupine Tree Homepage



Redakteur(e):

Kay Markschies


Porcupine Tree, Rose Kemp,
Hamburg, Docks, 25.10.2009

Das letzte PORCUPINE TREE-Konzert, das ich gesehen habe, war ein ganz besonderes. Es fand vor knapp drei Jahren in der Großen Freiheit 36 statt, die Mannen um Steven Wilson waren gerade dabei, "Fear Of A Blank Planet" aufzunehmen und spielten das Album, das noch niemand kannte, damals schon einmal vorab gänzlich durch.
Die Besonderheit dieses Konzertes von damals bestand darin, dass ich die Eindrücke dieses Konzertes in meinem ersten Bericht für das [DuWeißtSchonWelches]-Online- Rockmagazin aufschrieb und so schlussendlich zu HOOKED ON MUSIC kam.
Doch genug der Gefühlsduselei, widmen wir uns den aktuellen Geschehnissen.


Obwohl im Vorfeld nicht angekündigt war, dass das Docks an diesem Abend ausverkauft sei, konnte man schon sehr früh vor Konzertbeginn anhand der langen Menschenschlange auf dem Hamburger Spielbudenplatz erkennen, dass an diesem Abend wohl nicht mehr jeder eine Karte an der Abendkasse ergattern würde können.
Und so kam es schließlich auch. Irgendwann machte der Counter dicht bzw. war nur noch für die Pressevertreter und Gästelistenbesucher ansprechbar.
Bei der immer noch steigenden Popularität von PORCUPINE TREE hätte es mich allerdings auch gewundert, wenn im Saal noch irgendwo freie Plätze übrig gewesen wären.

Kommen wir zur Supportband. Und da musste ich schon ein bisschen schlucken, als angekündigt wurde, dass ROSE KEMP das Vorprogramm bestreiten würde.
Wer Anfang des Jahres ihren Mitschnitt im Rockpalast gesehen hat, der wusste, dass das Publikum da ganz harter Stoff erwartete.
Es fällt nicht wirklich leicht, den Stil von ROSE KEMP zu beschreiben. Mal bewegt sie sich gekonnt im Genre des Alternative Rocks, mal wird es folkig. Und dann gibt es immer wieder diese harten und schleppenden Passagen , die jeder Doom Metalband wirklich gut zu Gesicht stünden.
Ihre Lieder werden dabei durchweg von einer äußerst düsteren Atmosphäre begleitet.


Viele der im Docks ansässigen Zuschauer stauten deshalb erst einmal nicht schlecht, als Rose, von ihrem Basser und Drummer begleitet, loslegte.
Viele werden vermutlich innerlich die Hoffnung gehabt haben, dass ROSE KEMP sich für den ersten Song etwas Ausgefallenes ausgedacht und im Anschluss mit den "richtigen" Songs beginnen würde.
Doch diese Hoffnung, die den Leuten schon fast in ihren Gesichtern abzulesen war, wurde arg strapaziert.
Nach ca. 20 Minuten wurden einige ungeduldig und quittierten die Musik von Rose und ihrer Band mit Buh- und "Aufhören!"-Rufen.
Eine Frechheit sondergleichen, wie ich finde. Wenn man persönlich mit dem musikalischen Stil eines Künstlers nichts anfangen kann, dann ist es zwar erlaubt, mit der Nase zu rümpfen, aber abfällige Bemerkungen Richtung Bühne zu machen, ist einfach nur arm, zumal der Vortrag von ROSE KEMP alles andere als schlecht war.
Sollen diese armen Kreaturen sich doch ins Foyer entschwinden und dem Rest nicht die Lust am Konzert nehmen. Schlimm, habe mich echt geärgert.

Ein Großteil des Publikums wusste das Konzert jedenfalls zu schätzen. Ob ROSE KEMP jedoch viele neue Fans mit in die Hamburger Nacht genommen hat, ist schwierig zu beantworten. Dafür ist ihr Musikstil einfach zu weit ab vom Mainstream.
Dennoch muss ich abschließend bilanzieren, dass mich Rose schwer begeistert hat, sie die Rolle des "Anheizers" jedoch stilbedingt nicht ganz ausfüllen konnte.


Nach der halbstündigen Umbaupause betrat dann PORCUPINE TREE die Bühne. Wie den meisten bereits vorher bekannt war, bestreiten die Engländer bei dieser Tour die erste Hälfte des Gigs ausschließlich mit dem Titelstück der aktuellen CD "The Incident", um dann nach einer 10-minütigen Pause eine bunte Auswahl von Stücken früherer Alben darzubieten.

Mit "The Incident" haben PORCUPINE TREE wieder allerorten viel Lob einheimsen können. Auch live war die Präsentation des ersten "The Incident"-Silberlings ohne Fehl und Tadel.
Dies lag zum einen am glasklaren Sound und zum anderen an den Projektionen, die den gesamten Song durchzogen und visuell begleiteten.
Die fünf Engländer versuchten dabei, die Übergänge zwischen den einzelnen Songsektionen möglichst nahtlos zu halten und verzichteten im ersten Konzertabschnitt deshalb fast vollständig auf Ansagen.
Im Publikum wurde der einstündige Vortrag trotz guter Stimmung auch zunächst ohne größere Gefühlswallungen wahrgenommen. Man lauschte stattdessen interessiert den Soundstrukturen und beschränkte sich artig auf das Beklatschen der einzelnen Abschnitte.

Das sollte sich nach der Pause grundlegend ändern. Insbesondere die härteren Songs, z.B. der zweite Teil aus Anesthetize oder Mother And Child Divided, sorgten dafür, dass die Hamburger nun richtig mitgingen und die Songs durch Mitklatschen begleiteten.


Aber auch bei den ruhigeren Momenten wie Normal und Lazarus schwangen die Hanseaten ihr Tanzbein oder wackelten zumindest mit der Hüfte.

Traditionalisten sind hingegen an diesem Abend eher nicht glücklich geworden. Wie Gavin Harrison bereits in unserem Interview erwähnte, beschränkt sich die Band auf diesem Abschnitt der Tour darauf, nur einen Song der Vor-"In Absentia"-Aera zu spielen.
Während in den U.S.A. und im ersten Abschnitt der Europa-Tour die Leute meistens in den Genuss von Russia On Ice oder Stars Die kamen, wurde in Hamburg stattdessen Buying New Soul vom Album "Recordings" vorgetragen.

Nach knapp zwei Stunden verließ die Band dann zum ersten Mal die Bühne, um zum Abschluss die Menge noch einmal mit den "In Absentia"-Klassikern Sound Of Muzak und Trains zu verabschieden.
Obwohl man der Band natürlich nach 135 Minuten Gesamtspielzeit nicht vorwerfen kann, zu wenige Songs gespielt zu haben, wollten die inzwischen frenetischen Hamburger noch mit minutenlangen Zugaberufen eine Verlängerung des Konzertes erreichen.
Doch Steven Wilson und seine Begleiter ließen sich nicht erweichen. Kurz vor Mitternacht signalisierte das stärker werdende Hallenlicht den Leuten, endlich nachhause zu gehen.


Seit den "Lightbulb Sun"-Zeiten war dies nun mein fünftes PORCUPINE TREE-Konzert. Und es war eines der besseren.
Obwohl ich mir natürlich den ein oder anderen älteren Song noch gewünscht hätte, war es schon spannend zu erleben, wie das britische Quintett "The Incident" live aufführen würde.
Mit den noch weiter auf die Musik abgestimmten Projektionen ist das Gesamtbild der Band live noch etwas komplexer und aufregender geworden.
Dazu haben die Techniker von Porcupine Tree an diesem Abend ein tollen Sound hingezaubert, was in der Vergangenheit auch hier und da mal in die Hose gegangen ist.

Nach meiner dreijährigen PORCUPINE TREE - Live - Abstinenz hat dieses Konzert wieder einmal Hunger auf weitere Gigs der Band gemacht. Hoffen wir also auf eine Wiederkehr der Prog-Könige Mitte nächsten Jahres, wenn sie Europa - umrahmt von zahlreichen Festivals - wiederbeehren werden.

Kay Markschies, 25.10.2009

 

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