Hamferd Evst, Cargo Records, 2013 |
Jon Aldara | Gesang | |||
John Aki Egholm | Gitarre | |||
Theodor Kapnas | Gitarre | |||
Esmar Joenson | Keyboards | |||
Jenus I Trodini | Bass | |||
Remi Kofoed Johannesen | Schlagzeug | |||
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01. Evst | 04. At Jarda Tey Eiskadu | |||
02. Deydir Vardar | 05. Sinnisloysi | |||
03. Vid Teinum Kvirru Grau | 06. Ytst | |||
Die Färöer sind eine autonome aber zu Dänemark gehörende Inselgruppe, zwischen Island und den Hebriden gelegen, die gerne der deutschen Fußball-Nationalmannschaft als Qualifikationsgegner für Europa- oder Weltmeisterschaften zugelost wird. Die Inseln sind vor etwa 60 Millionen Jahren entstanden und vulkanischen Ursprungs. Bäume kommen dort interessanterweise nicht vor, dafür zeichnen sich die Inseln durch eine wunderbare Küstenlinie mit spektakulären Felsformationen aus. Das Wetter ist feucht und sehr wechselhaft, dabei liegen die Temperaturen im Schnitt im Winter bei etwa drei Grad und im Sommer um elf Grad. Von hier stammen HAMFERD – und sie haben noch eine Besonderheit am Start: sie singen in ihrer Heimatsprache: färöerisch.
Dabei bezeichnet man auf den Färöern mit „Hamferd“ die Erscheinung der verstorbenen Seeleute vor ihren Liebsten. Kein Wunder also, dass die Songs der Band denn auch eher düster und traurig tönen. Dabei spiegelt sich in der Musik der Färöer denn auch die Natur ihrer Heimat wieder. Die Gitarren-Riffs ergießen sich zähflüssig wie die Lava aus der die Insel einst entstand. Der Gesang überzieht die Musik so wie der kalte Wind über die Inseln hinwegfegt. Die Drums hämmern so unerbittlich wie Wellen an der Küste und Sound-Landschaften, die daraus entstehen, sind so stellenweise so kalt und zerklüftet wie die Felsen an den Steilhängen am Meer.
Die Musik ist eine wilde Mischung aus langsamen Doom und dem Gesang, der auf der einen Seite zwischen Death und Black Metal abwechselt, aber auch eben in Form von Klargesang daherkommt. Dabei muss man schon genau hinhören, um festzustellen, dass die Sprache färöerisch ist. Daraus entsteht eine Mischung, die eine sehr eigene, aber auch besondere und vereinnahmende Atmosphäre auf den Hörer ausstrahlt. Wenn man denn Parallelen ziehen will, dann erinnert das Gebotene stellenweise an die Briten von PARADISE LOST, die ja eine ähnliche melancholische Musik mit schleppenden Rhythmen und Gesang in düstersten Varianten bieten.
HAMFERD erschaffen auf ihrem Debüt-Album “Evst“ eine verstörend-schöne Klangwelt, die manchmal minimalistisch-karg aber auch an mancher Stelle opulent-aufbrausend wirkt. Die Musik der Färöer will erarbeitet, sie will verarbeitet werden, damit sie ihre volle Wirkung entfalten kann. Aber dieses Beschäftigen wird belohnt. Denn wenn man richtig tief in die Lieder eintaucht, dann fühlt man sich, als stünde man auf dem 882 Meter hohen Felsen Slaettaratindur und überblicke von dort die insgesamt 779 Inseln mit ihrer schroffen Schönheit. Und das alles in Musik gegossen. Irgendwie gespenstisch, aber auch einfach nur episch.