"Angesichts des sich selbst vernichtenden Musikmarktes dachte ich gar nicht erst daran,ein eigenes Album aufzunehmen." Hank Shizzoes Gedanken liefen zu Beginn der Corona-Pandemie 2020/21 in genau diese Richtung und da wundert es wohl kaum jemanden, dass seit dem letzten Album ("Steady As We Go") des Schweizer Roots-Musikers gute fünf Jahre ins Land zogen.

Den notwendigen Elan wieder eigenes Songmaterial zu komponieren, zu entwickeln und aufzunehmen, zog Shizzoe aus der Zusammenarbeit mit seiner irischen Songwriter-Kollegin Shirley Grimes, mit der er 2022 und 2023 zwei ausverkaufte Tourneen unternahm, die unter dem Motto "The Songs That Made Us" schlicht und einfach darin mündeten, die Songs zu spielen, die das musikalische Werden der beiden Künstler maßgeblich beeinflusst haben.

Dieser Funken zündete Shizzoes aka Thomas Erbs kreatives Potential wieder an und so entstand die vorliegende Lp "One More Day", die mit ihren 13 feinen Songs wohl eine der besten aus Shizzoes umfangreichen Album-Katalog ist. Die spürbare Spiellaune zeigt sich in sechs Eigenkompositionen und sieben ausgesuchten Cover-Songs bzw. Traditionals, die Hank mit stilvollem Know How gekonnt in seinen Roots-Kosmos eingliedert. Wunderbare Songs wie Shenandoah und Wayfaring Stranger verdienen es gehört zu werden und gewinnen durch Shizzoes Interpretation ungemein an Reiz. Diese speziellen Reizpunkte setzen nicht zuletzt Duettpartnerin Shirley Grimes und Mr. Luke Bulla (Lyle Lovett, Alison Krauss, Shawn Colvin), der seine harmonisch kreiselnde Fiddle enorm geschickt einzusetzen weiß.

Dass sich Shizzoe auch Songs von Nick Lowe und Hiss Golden Messenger herausgepickt hat, zeugt von gutem Geschmack und dem unerschütterlichen Glauben an die Kraft eines guten Songs, egal in welchem Gewand er daherkommt. Für diese passgenaue Ausstattung sorgen dann alte Gefährten wie Bassist Michel Poffet, sowie Tom Etter (Guitars) und Simon Baumann (Drums), die Shizzoes aufregende Reise durch die weite Roots-Welt mit dem nötigen Einfühlungsvermögen lebendig gestalten.

"One More Day" darf man wohl ohne zu übertreiben als Roots-Music Schatzkiste mit Ambitionen auf den Titel 'Album des Monats' küren. Die Scheibe besticht durch ihre instrumentale Vielfalt, insbesondere an allen verfügbaren Saiteninstrumenten, ihre schön durchdachten Arrangements und ihren hervorragenden und transparenten Sound. Ein Volltreffer, der eigentlich allen Americana-Fans gefallen sollte.