Titel |
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01. The Times We Never Had |
02. Faking News |
03. Sundae |
04. Die blaue Frau |
05. Acid Blues No.1 |
06. Pride |
07. Silently Sliding |
08. Call |
09. Random Conversation |
10. Rotten Rolls |
11. Anaheim Jive |
12. Lieblingslied |
13. Can We Run |
14. No Bass No Fame |
Musiker | Instrument |
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Hellmut Hattler | Bass, Vocals |
Fola Dada | Vocals |
Martin Kasper | Keyboards & Programming |
Oli Rubow, Moritz Müller | Drums, Percussion |
Torsten de Winkel | Guitar, E-Sitar |
Jürgen Schlachter | Drums, Percussion |
Ali Neander | Guitar |
Martin Meixner | Organ |
Joo Horns | Horns |
Peter Musebrink | Beats & Sounds |
Sebastian Lilja | Vocals |
Hol dir den Hattler ins Haus. Hattler hilft. Was sich zunächst wie ein beflissener Werbeslogan aus der Handwerkergilde anhört, klingt umso deutlicher nach, wenn man sich Hattlers neues Album "Sundae" gegönnt hat. Natürlich ist Hellmut Hattler kein schnöder Handwerker, der es über die Jahrzehnte gelernt hat seinen Bass hervorragend zu bearbeiten, sondern ein Künstler, ein Musiker mit einer Vision und einem eigenständigen Profil. Seit jeher ein wenig unangepasst. Seit den allmählich blasser werdenden Tagen, an denen seine Stammformation KRAAN einst auszog, um die Welt aus den Angeln zu heben. Die frühen Siebziger, eine spannende Ära, die musikalischerseits noch von Entdeckergeist und totalem Idealismus beseelt war.
Der fast siebzigjährige Bass-Stratege aus Ulm hat sich das eben formulierte Credo über die verflossenen Jahrzehnte mit Zaubertinte unauslöschlich auf seine Fahnen geschrieben. Er kokettiert nicht mit irgendwelchen zeitgeistigen Strömungen, er nimmt schlicht und einfach seinen wieder entdeckten alten Rickenbacker Bass und paddelt sich durch das Wellental seiner musikalischen Visionen. Und die könnten lebhafter nicht sein, nachdem Hellmut vor geraumer Zeit eine schwere Krankheit überwand und seinen unbeugsamen Lebenswillen in positive Energie umwandelte und komponierte und kreierte was das Zeug hielt.
Nach dem letztjährigen, exquisiten KRAAN Album "Sandglass" reüssiert der jung gebliebene Plektrumfetischist mit einem größtenteils optimistischen und gut gelaunten Album, das bezeichnenderweise den Titel "Sundae" trägt. Alltag wird quasi zum Unwort erklärt.
Doch Obacht, Hattlers Truppe, die hier abermals aus alten Weggefährten wie Percussionspezialist Oli Rubow, Gitarrist Torsten de Winkel und Top-Sängerin Fola Dada besteht, verlassen sich nicht auf vordergründiges Tra La La, sondern loten Rhythmik, Groove, Harmoniegeflechte und Genregrenzen geschickt und lustvoll aus und heben Hellmuts hintergründigen Texte auf eine zugängliche Ebene. "Collecting ideas for Saturday, saving my fears for a better day, call me a sundae, freezed in for someday, scared to the bones on a Thursday, hide from your phone on your birthday, call me a sundae, freezed in for someday."
Und wenn Fola und Hellmut nicht singen, bleibt natürlich auch noch genügend Zeit für ein paar zünftige Instrumentalnummern, die sich nur allzu gerne mit traditionellen Jazz-Mustern vergnügen und eine Nummer wie Acid Blues No.1 unter einen hellen Scheinwerfer stellt, so dass wir meinen ein paar flüchtige Schatten der ehrwürdigen Booker T. & The MG's zu erhaschen. Ein Glanzstück wie Pride lebt von Fola Dadas mitreißendem Gesang, der nicht zuletzt an alte Großtaten von Oleta Adams und Tears For Tears erinnert. Das geschmeidige Silently Sliding bezirzt mit jazzigem Flair und griffiger Gitarrenarbeit von Torsten de Winkel und Ali Neander. Der wunderbar galoppierende Anaheim Jive klingt fast wie ein guter alter Siebziger Jahre Fusion-Track, der durch Martin Kaspers (Keyboards), Joo Kraus' (Trompete) und Hellmut Hattlers Unisonoläufe mächtig Fahrt aufnimmt. Das ohrwurmige Can We Run gerät schon fast in den Verdacht zu mainstreamig zu sein. Und sänge hier statt Sebastian Lilja ein gewisser Bono, würde Hattler wohl auf Heavy Rotation gehen.
"Sundae" lebt schließlich von seiner ungekünstelten Variabilität, von seiner musikalischen Unbekümmertheit und natürlich auch einmal mehr von Hattlers markanten und unüberhörbaren eigenständigen Bass-Linien, die sich neben all den wertvollen Beiträgen der befreundeten Musiker immer deutlich durchzusetzen wissen, ohne sich großspurig in den Vordergrund zu drängeln. Ein ausgewogenes und reifes Album, das dem Hörer hilft den tristen Alltag zu vergessen.