Hawkwind Levitation 3 CD Limited Expanded Edition, Atomhenge, 2009 |
Dave Brock | Vocals, Guitar & Synthesizers | |||
Huw Lloyd-Langton | Lead Guitar | |||
Harvey Bainbridge | Bass & Backing Vocals | |||
Tim Blake | Keyboards | |||
Keith Hale | Keyboards (on CDs 2 & 3) | |||
Ginger Baker | Drums | |||
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CD 1: Levitation (Original Album + Bonus Tracks) | ||||
01. Levitation | 10. Valium 10 (Rockfield Sessions 1979) | |||
02. Motor Way City | 11. Time Of (Rockfield Sessions 1979) | |||
03. Psychosis | 12. Who's Gonna Win The War (Rockfield Sessions 1979) | |||
04. World Of Tiers | 13. Douglas In The Jungle (Rockfield Sessions 1979) | |||
05. Prelude | 14. British Tribal Music (Rockfield Sessions 1979) | |||
06. Who's Gonna Win The War | 15. Nuclear Toy | |||
07. Space Chase | 16. Who's Gonna Win The War (Single Version) | |||
08. The 5th Second Of Forever (From The Film) | 17. Brainstorm (Live 1980) | |||
09. Dust Of Time | ||||
CD 2: Live At Lewisham Odeon 18th December 1980 | ||||
01. Technicians Of Spaceship Hawkwind/Levitation | 04. Angels Of Death | |||
02. Motor Way City | 05. The 5th Second Of Forever/Dust Of Time | |||
03. Death Trap | ||||
CD 3: Live At Lewisham Odeon 18th December 1980 | ||||
01. Running Through My Back Brain (Messages) | 05. Shot Down In The Night | |||
02. Dangerous Visions | 06. World Of Tiers | |||
03. Who's Gonna Win The War | 07. Space Chase | |||
04. PSI Power | ||||
Das Geheimnis der besten Scheiben von HAWKWIND besteht vielleicht in der Kombination der eher intuitiven Basismusiker wie Dave Brock oder Lemmy und mindestens einem Virtuosen (z.B. Simon House).
HAWKWIND 1980er Album “Levitation“ wartet neben Brock und Harvey Bainbridge gleich mit 3 virtuosen Musikern auf, nämlich Huw Lloyd-Langton, Tim Blake und Ginger Baker. Dies hat den Sound von “Levitation“ drastisch beeinflusst. Schon allein das Fehlen der Stampf-Drums von HAWKWINDs Ur-Drummer Simon King wirkt sich nachhaltig aus.
“Levitation“ ist wohl das künstlerisch anspruchsvollste Album in der gesamten Karriere von HAWKWIND. Das hat wirklich nicht mehr viel mit der Bombenlegermusik der frühen 1970er Jahre zu tun. Fragile Synthi-Klänge und Minimoog-Soli, Akustik-Gitarre mit Nylon-Saiten und ein Drumming, das jede, aber auch wirklich jede sich bietende Ritze ausnutzt: So etwas hat es bei HAWKWIND bis dahin nicht gegeben.
“Levitation“ erscheint jetzt in der Werkschau bei Atomhenge in einer Fassung, die es wahrlich in sich hat. War es seinerzeit eine der weltweit ersten LP's, die digital aufgenommen wurden, ist sie auch heute noch soundtechnisch atemberaubend. Die Atomhenge-Version wurde digitally remastered und lässt kaum noch Wünsche offen. Es ist äußerst beruhigend zu wissen, dass die Master-Tapes jetzt bei einer Plattenfirma angelangt sind, die diese auch zu würdigen weiß.
Höhepunkte gibt es viele auf “Levitation“. Der Titelsong sowie Motor Way City und Who's Gonna Win The War sind melodiöse Rocksongs vom Edelsten aus der Feder von Dave Brock. Daneben gibt es sehr viel Abwechslung durch Instrumentals und Band-Kompositionen. Ginger Baker war zum Zeitpunkt der Aufnahmen zwar nur Sessionmusiker, doch was er da trommelt, lässt einem vor lauter Kompetenz den Atem anhalten.
Das Original-Album ist aber nicht das Ende der CD. Es folgen noch zahlreiche Bonustracks. Die “Levitation“-Sessions sind noch mit der Single-B-Seite Nuclear Toy und der Single-Version von Who's Gonna Win The War vertreten.
Als weiteres Paket erhält man endlich einmal gesammelt die verfügbaren Demos der Rockfield-Sessions von 1979, aus denen ursprünglich das zweite “Hawklords“-Album entstehen sollte. Neben den beiden Höhepunkten Valium Ten (ein ewig um denselben Riff kreisender Psycho/Punk/Trance-Rocker) und Who's Gonna Win The War (in dieser schönen ersten Version bereits voll entwickelt) finden sich noch drei wilde, eher historisch interessante Improvisationen. Das Line-Up bestand zu dieser Zeit aus Brock, Bainbridge, Simon King und Steve Swindells (Keyboards).
Im Anschluss an die Veröffentlichung von "Levitation“ gingen HAWKWIND auf Tournee. Mit dabei war wider Erwarten Ginger Baker, aber nach einigen Gigs nicht mehr Tim Blake. Dieser wurde durch Keith Hale (TOYAH) ersetzt. Als letzten Bonus erhält die CD das als Zugabe gespielte Brainstorm eines im Dezember 1980 professionell aufgenommenen Konzerts in Lewisham.
Damit schließt die reich gefüllte Standard-Version der Neuausgabe von “Levitation“. Nicht jedoch die 3CD Limited Expanded Edition. Die enthält auf zwei weiteren CDs das restliche Lewisham-Konzert. Die Songs dieser Beigabe kommen dem wahren Hawkfan bereits teilweise bekannt vor. Ursprünglich von der Band 1980 als nächstes Live-Album geplant, von der damaligen Plattenfirma jedoch abgelehnt, endeten ca. 2/3 der Songs z.T. auseinandergehackt, amputiert und in beschränkter Soundqualität auf diversen Hawkwind-LP's. Diese Aufnahmen wurden jetzt auf Basis der originalen Master-Tapes entstaubt und am Stück in der richtigen Reihenfolge rekonstruiert. Dabei herausgekommen ist ein wunderbares Konzert-Dokument, das einmal mehr belegt, eine wie starke Live-Band HAWKWIND ist.
Manche Songs eröffnen erst auf der Bühne das Potential, das in ihnen steckt. Levitation, in der Studio-Version noch filigran-verspielt, wächst in der Live-Version zu einer gewaltigen Rock-Eruption an, und das im Original eher artifiziell-harmonische PSI Power fräst sich live in doppeltem Tempo aus den Boxen. Es ist dabei enorm, welchen Einfluss Ginger Bakers Drumming auf den Gesamtsound ausübt. Alle Songs kommen so druckvoll und rhythmisch rüber, dass ein Wippfuß beim Hören garantiert ist. Aber auch Keyboarder Keith Hale ist in der langen HAWKWIND-History eine Ausnahmeerscheinung. Mit welcher Unbekümmertheit er das gewichtige Synthesizer-Erbe seiner Vorgänger (insbesondere das Tim Blakes) eher Orgel-orientiert interpretiert, ist schon mutig.
Nicht übergehen möchte ich das Stammpersonal. Dave Brock singt ziemlich gut, obwohl er zwischenzeitlich (z.B. bei Dust Of Time) einen leichten Stimmhänger hat. Harvey Bainbridge ist in meinen Augen immer noch der beste Bassist, den HAWKWIND je hatten und Lead-Gitarrist Huw Lloyd-Langton ist inspiriert wie immer und erkämpft sich immer wieder seinen Freiraum für Improvisationen. Die beiden Zusatz-CDs gehören zum Allerbesten, was HAWKWIND bisher veröffentlicht haben. Es ist eine Schande, dass dieses hochprozentige Line-Up noch mitten in der “Levitation“-Tour wieder auseinanderbrach: Baker und Hale wurden nach Stänkereien gegen Harvey Bainbridge fristlos gefeuert. Das ist halt HAWKWIND-Mentalität; da zählt es nicht, dass man berühmt ist.
Was noch bleibt, ist ein Glas zu heben auf die wundervolle Plattenfirma Atomhenge, die mit Herzblut diese hochkarätige CD-Box zusammengestellt hat. Die Box enthält zusätzlich noch ein dickes Booklet mit brillanten (und vor allen Dingen historisch korrekten) Liner Notes des einzigen Wahren für diesen Job: Brian Tawn, demjenigen, der die Band-Geschichte aus erster Hand von Beginn an miterlebt hat. Fazit: Respektvoller kann man einen Safe voller legendärer Master-Tapes nicht behandeln!