Hayes Carll Lovers And Leavers, Hwy 87 Records, 2016 |
Hayes Carll | vocals, guitar | |||
Jay Bellerose | drums, percussion | |||
David Piltch | bass | |||
Tyler Chester | organ, piano | |||
Eric Heywood | pedal steel | |||
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01. Drive | 06. The Love That We Need | |||
02. Sake Of The Song | 07. Love Don't Let Me Down | |||
03. Good While It Lasted | 08. The Magic Kid | |||
04. You Leave Alone | 09. Love Is So Easy | |||
05. My Friends | 10. Jealous Moon | |||
Texas, das Sinnbild für extra-dicke Burger, extra-fette SUVs und extra-breite Highways. Alles muss besonders „big“ sein im Lonestar State – insbesondere das Ego des „echten“ Texaners. Doch ausgerechnet aus diesem „extra-big“-Land kommen auch Troubadoure, die auf staubigen Landstraßen wandern, statt den Highway entlang zu pflügen, die aus wenigen Akkorden eine ganze Lebensgeschichte schneidern und die sich nicht verbiegen lassen wollen; komme, was da wolle. Echte Texaner eben, fast schon aus der Zeit gefallen und genau deshalb „big“.
Hayes Carll ist einer dieser texanischen „hard-drinking“ Geschichtenerzähler, die mit brüchiger Stimme von einsamen Abenden berichten, von inhaltsleeren Gesprächen fernab der Heimat und von echten Freunden, von „nudie suits“, Bibeln und vom Kartenspiel. Ray Wylie Hubbard hat dieses Leben geführt, das auch Carll verführt hat, Guy Clark und natürlich der Übervater aller texanischer Songwriter, Townes Van Zandt. Und ihm will der inzwischen 40 Jahre alt gewordene Hayes Carll auf seinem fünften Album „Lovers And Leavers“ ein Denkmal setzen. Sparsam instrumentiert, ganz anders als auf dem fast schon brachialen Vorgänger KMAG YOYO (Kiss My Ass Guys You're On Your Own), rücken Carll und Starproduzent Joe Henry sowie Ausnahmedrummer Jay Bellerose und pedal-steel-wizzard Eric Heywood die melancholische Atmosphäre der 10 neuen Songs in den Mittelpunkt. Oder, wie es das zweite Stück aussagt: „It’s all for the sake of the song“.
Dazu reichen Carll meist eine leise Gitarre, ein vorsichtig gezupfter Bass und etwas Percussion, um diesen wohltuenden Weltschmerz herbei zu zaubern. Love Don’t Let Me Down, „I’m a good man, a lovin man”, fleht er da, aber sie will ihn nicht mehr. „I know it’s crazy to keep chasing after these dreams that don’t come true“- auch so lässt sich eine Scheidung verarbeiten.
Dieses Album sei "a questioning record," gestand Carll dem Austin Chronicle. Er könne keine Antworten geben, weil er keine habe. „That's where I am in life, which is pretty thick in the process of just trying to figure it out. The songs are reflective of that. I'm searching, these characters are searching." Aber immerhin hat er gute Freunde und Partner gefunden, die Carlls Schreibkünste als Co-Autoren weiter veredeln durften und sogar eine Kirmesorgel passend einfügten (Love Is So Easy). Die neue Freundin Allison Moorer (ex Mrs. Steve Earle) dürfte ihn besonders inspiriert haben, hat sie doch zusammen mit Carll und Jack Ingram die Single The Love That We Need geschrieben: ein warmer Sommerregen mit Piano-Untermalung, der die „road-weariness“ der ersten Songs des Albums aufs Feinste ergänzt.
Und hier ist auch jene Antwort zu hören, die Carll angeblich nicht hat …“We got the life that we wanted, not the love that we need…”