HeadCat

Dreamcatcher - Walk The Walk, Talk The Talk - Live In Berlin

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 10.09.2023
Jahr: 2023
Stil: Rock 'n' Roll
Spiellänge: 137:49
Produzent: Danny B. Harvey

Links:

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Plattenfirma: BMG

Promotion: Netinfect


Redakteur(e):

Marc Langels


s. weitere Künstler zum Review:

Motörhead

Stray Cats

Elvis Presley

Johnny Cash

Buddy Holly

Eddie Cochran

Robert Johnson

Carl Perkins

The Beatles

Titel
Disc 1: Dreamcatcher - Live At Viejas Casino (49:32)
01. Good Rockin' Tonight
02. Fight For Your Life
03. Something Else
04. Always in My Way
05. Not Fade Away
06. Let It Rock
07. Fool's Paradise
08. Susie Q
09. Five Long Years
10. Big River
11. Shakin' All Over
12. It'll Be Me
13. Bad Boy
14. Route 66
15. Rock 'n' Roll Will Save You
16. Introductions
17. Matchbox
18. Crossroads
Disc 2: Walk The Walk, Talk The Talk (27:37)
01. American Beat
02. Say Mama
03. I Ain't Never
04. Bad Boy
05. Shakin' All Over
06. Let It Rock
07. Something Else
 
08. The Eagle Flies On Friday
09. Trying To Get To You
10. You Can't Do That
11. It'll Be Me
12. Crossroads
Disc 3: Live In Berlin (60:40)
01. Good Rockin' Tonight
02. Something Else
03. American Beat
04. Always in My Way
05. Let It Rock
06. Not Fade Away
07. Fool's Paradfise
08. Susie Q
09. Big River
10. Shakin' All Over
11. The Eagle Flies On Friday
12. It'll Be Me
13. Bad Boy
14. I Can Tell
15. Rock This Town
16. My Babe
17. Matchbox
18. Crossroads
19. Introductions
20. Say Mama
21. Blue Suede Shoes
Musiker Instrument
Lemmy Kilmister Gesang & Bass
Danny B. Harvey Gitarre & Piano
Slim Jim Phantom Schlagzeug & Gesang

"We Are Motörhead And We Play Rock 'n' Roll" - dieser ikonische Satz stand am Anfang eines jeden MOTÖRHEAD-Konzerts. Und auch wenn man diese Liebe zum Rock 'n' Roll auch den Songs von Lemmy Kilmisters Hauptband immer wieder mal in deren Metal durchschimmern hören konnte, so war es dann doch ein Nebenprojekt, bei dem er diese dann doch vor allen Dingen in einem Nebenprojekt erst so richtig ausleben: HEADCAT (oder THE HEAD CAT, wie sie zunächst auch mal hießen).

Die Geschichte dieses Projekts begann im Jahr 1999 als die drei Rockabilly-Fans Lemmy Kilmister, Slim Jim Phantom (STRAY CATS) und Danny B. Harvey (THE ROCKATS, LONESOME SPURS) zusammen trafen, um ihren Teil des Elvis Presley-Tribute Albums "Swing Cats - A Special Tribute" zu liefern: Danach spielten sie noch aus Spaß im Studio weiter; Lemmy nahm eine Akustik-Gitarre und gab einige seiner Lieblings-Songs von Johnny Cash, Buddy Holly und Eddie Cochran zum besten. Danny und Slim Jim kannten alle Songs und stimmten sofort ein. HEADCAT war geboren.

Im Jahr 2006 veröffentlichte die Band ihr erstes Studio-Album, "Fool's Paradise". Die Scheibe bestand aus Cover-Songs von Buddy Holly, Carl Perkins, Jimmy Reed, T-Bone Walker, Lloyd Price, Elvis Presley und Johnny Cash. Auf den Aufnahmen spielte Lemmy die Akustik Gitarre, wechselte jedoch bei allen folgenden Live-Auftritten zu seinem gewohnten Rickenbacker Bass. Aus dieser Zeit stammt dann auch die erste Scheibe dieser Veröffentlichungen: "Dreamcatcher - Live At Viejas Casino".

Das Viejas Casino liegt in Alpine in einem Kumeyaay-Reservat. Hier spielten HEADCAT am 1. Februar 2008 einen Gig mit insgesamt 17 Songs, in dessen Mittelpunkt natürlich die Lieder des Debüts standen. Aber selbst Danny B. Harvey gibt in den Liner notes zu, dass damals wohl kaum jemand die Band  vom Namen her kannte, aber es hatte sich wohl rumgesprochen, dass Lemmy Kilmister spielen würde und so waren sowohl Leute aus San Diego und Los Angeles angereist als auch interessierte Gäste des Kasinos anwesend.

Sie bekamen denn auch ein spielfreudiges Trio zu sehen und hören, dass seinen Spaß an der ursprünglichsten Form des Rock 'n' Roll hier an diesem Abend richtig auslebte. Von bekannten Klassikern à la Something Else (Eddie Cochran), Susie Q (Dale Hawkins), Matchbox (Carl Perkins) oder auch Crossroads (Robert Johnson) bis hin zu eher den Insidern bekannten Stücken wie der Johnny Cash-B-Seite Big River oder dem JOHNNY KID AND THE PIRATES-Song Shakin' All Over sowie den Eigenkompositionen Fight For Your Life, Always In My Way und Rock 'n' Roll Will Save You bekamen die Besucher an diesem Abend pure musikalische Lebensfreude geboten.

Der Sound der Aufnahmen ist denn auch sehr pur, aber dennoch schön druckvoll und transparent. Aber das ist natürlich bei der kleinen Besetzung kein Wunder. Zumal Harvey aber auch Lemmy hier auf starke Verzerrung verzichten. Aber so klingen die Songs eben auch ganz nah dran an den Originalen und an dem Spirit der 50er und 60er Jahre. Das Publikum an diesem Abend ist hingegen eher verhalten wahrnehmbar, das wiederum könnte aber auch daran liegen, dass vielleicht nicht wirklich Raum-Mikrofone verwendet wurden, um die Reaktionen der Zuschauer einzufagen.

Aber auch ohne ein besonders lautes Publikum ist "Dreamcatcher - Live At Viejas Casino" somit eine Scheibe, die sich sowohl Lemmy- als auch Rockabilly-Fans definitiv in ihr Regal stellen sollten. Hier bekommt man eine wunderbare Rundum-Bedienung des ursprünglichen Rock 'n' Roll-Spirit in sehr ansprechender Klangqualität. Eigentlich verwunderlich, dass diese Scheibe nicht damals schon veröffentlicht wurde.

Die zweite Scheibe in dieser Reihe von Neu- beziehungsweise Wieder-Veröffentlichungen ist die offizielle zweite HEADCAT-Studio-Scheibe, "Walk The Walk… Talk the Talk". Das Album wurde erstmalig 2011 veröffentlicht und enthielt neben Covern von Chuck Berry, den EAGLES und BEATLES auch die eigenen Songs American Beat und The Eagle Flies on Friday.

Der erste eigene Song eröffnet dann auch die Scheibe und zeigt, dass HEADCAT den Rock 'n' Roll nicht nur hervorragend nachspielen können, sondern auch in der Lage sind, ganz exzellente Stücke in diesem Stil zu komponieren. Dabei erscheint das Stück, auch weil Harvey hier bei der Verzerrung etwas mehr Gas gibt als bei den anderen Stücken, sehr nah dran daran eine potentielle MOTÖRHEAD-Nummer zu sein. Das passiert aber immer wieder dann, wenn die Band etwas mehr "Gas" gibt, zum Beispiel bei Something Else.

Der Rest der ist ein echtes Rockabilly-Vergnügen, in das sich die zweite Eigen-Komposition, The Eagle Flies On Friday, ganz hervorragend einfügt. Wenn man es nicht besser wüsste (und den Credits entnehmen könnte), dann könnte man auch meinen, dass es sich um eine vergessene Nummer einer obskuren Band aus der damaligen Ziet handeln könnte. Aber hier sind eben Könner am Werk, die diese Musik sozusagen "mit der Muttermilch" aufgesogen haben und entsprechend das richtige Feeling mitbringen.

Das Einzige, was man an "Walk The Walk… Talk the Talk" kritisieren kann, ist eigentlich der Umstand, dass der Spaß nach noch nicht einmal 28 Minuten schon wieder vorbei ist. Das mag zwar dadurch erklärbar sein, dass für die Aufnahme der Scheibe im Juni 2010 gerade einmal vier Tage zur Verfügung standen Aber so entspricht das eben einer EP statt eines vollwertigen Albums. Natürlich kann man die Scheibe auch einfach noch mal von Vorne hören, aber vier oder fünf weitere Klassiker oder weitere zwei Eigenkompositionen (zum Beispiel Always In My Way) hätten das Ergebnis aus meiner Sicht schon abgerundet.

Dennoch ist "Walk The Walk… Talk the Talk" eine gelungene Scheibe, die mit einem knackigen aber nicht übertrieben verzerrten Sound aufwartet und so die alten Kompositionen zumindest ein Stück weit "entstaubt". Damit verschaffen Kilmister, Harvey und Phantom den Klassikern in gewisser Weise einen "neuen" Spirit und Drive, der damals, unter anderem aus technischen Gründen, so nicht möglich war. Zudem dürfte es der Band so auch gelungen sein, neue Hörer für die Ursprünge dessen zu begeistern, was sich später in Hard Rock, Metal und andere Subgenres aufspalten sollte. Da das Album derzeit nicht verfügbar ist, kann man diese Neu-Auflage nur empfehlen. Für all diejenigen, die das Werk aber bereits im Regal stehen haben, lohnt sich die Anschaffung wohl eher weniger, da bis auf neue Liner Notes kein zusätzlicher Bonus enthalten ist. 

Den Abschluss der Reihe bildet eine Neu-Veröffentlichung: "Live In Berlin" zeigt die Band live im Berliner C-Club am 18. Oktober 2011 quasi auf dem Höhepunkt ihrer Schaffenskraft. Nach der Veröffentlichung ihrer zweiten Scheibe hatte das Trio nun eine etwas größere Song-Auswahl als noch 2008 bei dem Auftritt in Kalifornien. Und davon machten die Gruppe natürlich dann auch Gebrauch.

Nach dem absolut passenden Opener Good Rockin' Tonight und dem Klassiker Something Else beweisen HEADCAT dann mal direkt mit American Beat und dem folgenden Always In My Way (das zwar von Kilmister zusammen mit Harvey komponiert wurde, aber wohl für ein angedachtes Lemmy-Solo-Album), dass ihre ureigenen Songs hier die Stimmung noch zusätzlich anheizen können. Denn gerade im Vergleich zum Auftritt einige Jahre zuvor in Kalifornien, zeigt sich das deutsche Publikum deutlich lauter und begeisterter zwischen den einzelnen Songs.

Aber auch die Band präsentiert sich noch stärker als auf "Dreamcatcher - Live At Viejas Casino". Die Songs werden mit mehr Drive und Power dargeboten, aber auch mit einem deutlich gesteigerten Anteil Spielfreude. Insbesondere Danny B. Harvey scheint irgendwie entfesselter und fegt wie ein Wirbelwind über sein Griffbrett. Auch die rauchige Stimme von Kimister kommt hier deutlich besser zur Geltung. Und Phantom sorgt wie gewöhnlich - aber irgendwie auch ein Stück weit beschwingter - für den nötigen Groove in den Nummern.

Aber was "Live In Berlin" zudem noch auszeichnet, das ist der exzellente Live-Sound der Aufnahme, die deutlich stärker ist als auf "Headcatcher". Das trägt natürlich auch erheblich zu der Hörfreude bei, die man empfindet, wenn die Scheibe im CD-Player und auf dem LP-Teller kreiselt. Auf jeden Fall ist es die aus meiner Sicht beste Scheibe in dieser Reihe der Neu- und Wiederveröffentlichungen. HEADCAT haben den Rock 'n' Roll auf ihre Weise neu definiert da sie alle Elemente dieses Genres mit einem ganz eigenen Twist versehen haben. Ob das der Gruppe in ihrer neuen Besetzung mit David Vincent (Ex-MORBID ANGEL) als Ersatz für Lemmy und Paul Vezelis statt Phantom unter dem Titel HEADCAT 13 weiter gelingt, darf zumindest stark angezweifelt werden.

 

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