Heart Of Cygnus

Over Mountain, Under Hill

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 12.05.2009
Jahr: 2009
Stil: Prog Rock, Prog Metal

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Heart Of Cygnus Homepage



Redakteur(e):

Christian Gerecht


Heart Of Cygnus
Over Mountain, Under Hill, Eigenproduktion, 2009
Jeff LaneGuitars, Bass, Keyboards & Vocals
Jim NahikianDrums
Produziert von: Jeff Lane Länge: 51 Min 40 Sek Medium: CD
01. Over Mountain06. Erik
02. Under Hill07. Blue Planet
03. Black Riders08. The Mountain King
04. The King And His Steed09. Revelations
05. Lost At Sea

Viele Progger werden schon fieberhaft auf das zweite Album von HEART OF CYGNUS gewartet haben, denn kurz nach dem Erscheinen von "Utopia" wurde "Over Mountain, Under Hill" bereits angekündigt. Mit ihrem Debüt "Utopia" gelang der zweiköpfigen US-Band, unter Verwebung klassischen Prog Rocks mit Hard bzw. Heavy Rock der Früh-Siebziger, gelungen eingebauten Samples und einer Kiepe voller NWOBHM ein einzigartiges, ja herausragendes Konzeptalbum. Mit Sci-Fi Rock hatte sich die Branche dann gleich noch eine neue, nicht unbedingt nötig gewesene, Stilrichtung geschaffen. Nun schieben Jeff Lane und Jim Nahikian "Over Mountain, Under Hill" nach, und siehe da, die Jungens können auch anders (als nur "Sci-Fi Rock"). "Over Mountain, Under Hill" ist deutlich weniger in sich geschlossen als sein Vorgänger, aber dennoch ein, so meine ich, vollwertiges Konzeptalbum. Die beiden Musiker gehen dabei aber wesentlich songdienlicher zu Werke und haben eine ganze Reihe an individuellen und doch zusammen gehörigen Tracks geschaffen. Jeder für sich ein kleines Juwel; dass sei vorab schon gesagt!

Natürlich verleugnen die beiden Musiker auch nicht bei "Over Mountain, Under Hill" ihre Wurzeln. Zuallererst wird das geübte Progger-Ohr RUSH heraus hören, später dann die frühen QUEEN, dort ein bisschen HEEP, hier PINK FLOYD und immer wieder auch (die Kiepe!) IRON MAIDEN. Zudem ist zu bemerken, dass die Nummern von "Over Mountain, Under Hill" (einen Hauch) sperriger wurden und vielleicht nicht mehr ganz so einfach zwischen den Ohren hängen bleiben. Dennoch wird jeder, der sich Prog Rock auf die Fahnen schreibt, sofort erkennen, was ihm da entgegen schallt und sich mit großem Vergnügen auf jeden einzelnen Song stürzen, ihn zerlegen, auseinander nehmen, ja regelrecht sezieren! Dafür braucht es ein paar Hördurchgänge, aber in dem Moment, in dem der Knopf aufgeht, wird, einer Erleuchtung gleich, debiles Grinsen die Gesichter durchziehen und schaurige Gänsehaut den Rücken hinauf und hinunter wandern!

Eröffnet wird die Scheibe mit Over Mountain und einem wahren Donnerschlag! Dann fetzen erstmal symphonische RUSH Anekdoten über den Hörer hinweg, ehe ein klassisches NWOBHM Riffing die Nummer voran treibt und zu einem Paradeexemplar modernen Prog Rocks werden lässt. Das düster-böse Under Hill folgt auf dem Fuße. Hier winken schon mal die frühen QUEEN herüber, ehe vernichtende Metalriffs, engelsgleiche Chöre und satanisches Gelächter den Song formen und wirken lassen. Wer bei diesen Takes nicht das Kompositionstalent von Jeff Lane erkennt, hat, so derb das klingen mag, von Musik keine Ahnung!
Inspiriert von Tolkiens Mythologie schreibt der junge Kerl Nummern, die schlichtweg genial sind. Zudem bewegt sich das Gros der Takes, mit sechs bis neun Minuten, in der Länge klassischer Heldenepen. Die Nummern haben also Zeit, sich mit teils irren Spannungsbögen aufzubauen und hochzuschaukeln, um dann langsam aber einprägsam zu vergehen.
Mit dem wandlungsreichen Black Riders und dem kernig-harten The King And His Steed wird das Album-Konzept von "Over Mountain, Under Hill" ausgebaut und vorangetrieben. Allein das Gitarrensolo von Black Rider ist zum niederknien...!
Was dann folgt, ist eine der verdammt besten Prog-Nummern des neuen Jahrtausends! Lost At Sea ist ein Monument! Ein Monument, dass man kaum in Worte kleiden kann. Eine Nummer, die mit göttlich-zarten Melodien, erdigen Rhythmen und höllischen Riffs, mit herrlich eingestreuten, anbetungswürdigen Double Lead Läufen, hymnischen Vokalparts und episch-düsteren, Blackmetal-gleichen, Tremoli brilliert und dabei gerade so tut, als wäre diese Kombi das normalste auf der Welt! Dieses Take ist ein wahres Denkmal und nur noch mit grandios zu umschreiben!
Erik ist in seiner Gesamtheit am ehesten mit klassisch skandinavischen Metal in Verbindung zu bringen. Den variieren HEART OF CYGNUS mit AOR-ähnlichen Harmoniegesang und einem sehr symmetrisch anmutenden Refrain. Nein, dass ist keine Kritik, dass ist schiere Bewunderung!
Nur das eingängige Blue Planet schielt ein wenig zu sehr in die Melodic Rock Ecke und wirkt zwischen den progressiven Perlen dieses Albums wie ein Mauerblümchen; scheint irgendwie nicht Fisch und nicht Fleisch zu sein.
Aber schon nach den ersten Takten von The Mountain King ist dessen Vorgänger vergessen. Dieses wunderbar zurückhaltende Heldenepos ist von strahlender Schönheit, wahrlich distinguierter Eleganz und Gewandtheit. In dessen Praeludium sieht man vor seinem geistigen Auge wahrhaftig Elben auf dem Weg zu den grauen Anfurten vorüber ziehen; elektrisieren engelsgleiche Chöre und eternale Melodien. Zwischendurch öffnet sich die Nummer, wird "breiter", legt herrliche Gitarren- und Keyboard-Teppiche aus, verbindet sanfte, akustische Parts mit elektrischen, aber geradezu majestätischen Gitarrensoli und hält den Hörer wie in einem Traum gefangen...
Erst IRON MAIDENs Revelations, der Bonus Track, holt uns, etwas unvermittelt (aber bärenstark), aus diesem Traum heraus und katapultiert uns wieder zurück in die Wirklichkeit. Dabei bleibt Revelations (aus dem IM-Album "Piece Of Mind") sehr nah am Original, überrascht aber mit der ganzen Wucht einer Quintessenz an modern gewandeten MAIDEN Sound und RUSH-ähnlicher Vokalleistung. Selten habe ich ein IM-Cover gehört, das tatsächlich das Niveau seines Originals erreicht; zudem scheint Revelations wie für dieses Album geschaffen zu sein, wirkt in seinem Ganzen also eher homogen denn als Fremdkörper. Auch hier: Bestnote!

Fazit: Im direkten Vergleich zu "Utopia" wirkt HEART OF CYGNUS' zweiter Silberling wesentlich songorientierter, aber in Teilen doch auch um einiges verzwickter. Es ist aber gerade diese Sperrigkeit, die "Over Mountain, Under Hill" mit jedem Durchgang wachsen, reifen und gedeihen lässt. Nur peu a peu vermittelt es dem Hörer, was er da für eine Perle im CD-Player liegen hat (beugt somit möglichen Schlaganfällen vor); suggeriert aber nach jedem Durchlauf ein erneutes Abspielen, bis schließlich jedes Riff und Lick bis hin zu jeder einzelnen Note aufgesaugt ist. Wenn sich "Over Mountain, Under Hill" einmal in seiner Ganzheit öffnet, sieht sich der Hörer, nachdem der graue Regenvorhang fiel, alsbald weißen Stränden und dahinter einem fernen, grünen Land unter einer rasch aufgehenden Sonne gegenüber...*
Jeff Lane und Jim Nahikian schreiben mit dieser Scheibe definitiv Prog-Geschichte!

*Wenn wir uns hier schon in der größten aller Fantasy-Geschichten bewegen, dann soll auch aus ihr zitiert sein...

Christian "Grisu" Gerecht, 11.05.2009

 

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