H.E.A.T. Live In London, earMusic, 2015 |
Erik Grönwall | Gesang | |||
Eric Rivers | Gitarre | |||
Jona Tee | Keyboards | |||
Jimmy Jay | Bass | |||
Crash | Schlagzeug | |||
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01. Point Of No Return | 09. Late Night Lady | |||
02. A Shot At Redemption | 10. In And Out Of Trouble | |||
03. Better Off Alone | 11. Downtown | |||
04. 1000 Miles | 12. Enemy In Me | |||
05. It's All About Tonight | 13. Emergency | |||
06. Inferno | 14. Breaking The Silence | |||
07. The Wreckoning/Tearing Down The Walls | 15. Living On The Run | |||
08. Mannequin Show | ||||
Die Zeiten, in denen Bands sich über Plattenverkäufe am Leben halten konnten, gehören dank des „technischen Fortschritts“ à la Napster und anderer Tauschbörsen und Download-Plattformen und der damit einhergehenden Einstellung vieler selbsternannter Musikfans – Musik gehöre ja schließlich der Allgemeinheit und dürfe ergo nur ganz wenig oder besser gleich gar nichts kosten – nun schon lange der Vergangenheit an. Daher sind Tourneen für die Musiker oft die eigentliche Haupt-Einnahmequelle geworden. Daher ist es auch immer wichtiger geworden, wie sich eine Band und ihre Qualitäten dann live präsentiert. Einen guten Eindruck davon vermitteln Live-Alben, deren Produktion danke des technischen Fortschritts (hier stimmt die Bezeichnung wieder, deshalb ohne Anführungszeichen) heute unkomplizierter ist als noch vor vielen Jahren.
Eine der Bands, die live wirklich in die Kategorie der „Bringer“ gehört, sind die Schweden H.E.A.T. Ich konnte mich persönlich bereits einmal – auf dem HiRock-Festival 2013 – von ihren Qualitäten überzeugen und da schnitten die Jungs gerade auch im Vergleich zu anderen anwesenden Größen wie EUROPE, JOURNEY, TOTO gut aber insbesondere im Vergleich zu WHITESNAKE, SURVIVOR oder den BLACK STAR RIDERS sogar deutlich stärker ab. Denn die Band bringt das mit, was vielen der arrivierten Stars leider mittlerweile abgeht: die absolute Leidenschaft für den Auftritt (und ihre jugendliche Vitalität schadet natürlich auch nicht). Und im vergangenen Jahr nahm die Band nun die Möglichkeit wahr, bei ihrer ersten Headliner-Tournee einen offiziellen Beweis ihrer Qualität zu erbringen.
Mitgeschnitten wurde eine Club-Show im noch relativ neuen “The Garage“, gelegen im Stadtteil Highbury, in dem - neben zahlreichen anderen auch - schon so erfolgreiche Bands wie BIFFY CLYRO aber auch OASIS schon zu Gast waren. Die Band bietet auf der vorliegenden CD 15 Tracks, die überwiegend von den jüngsten beiden CDs, “Address The Nation“ und “Tearing Down The Walls“, stammen und somit leider die Schaffensphase mit Ex-Sänger Kenny Leckermo fast vollständig außen vor lassen. Das mag dem Umstand geschuldet sein, dass man vielleicht aus finanziellen Erwägungen heraus kein Doppel-Album vorlegen konnte, aber Fans der frühen Werke wird das sicherlich etwas stören, boten H.E.A.T. doch schon damals phantastische Musik.
Aber damit wären die Kritikpunkte an diesem Album auch eigentlich schon abgehakt. Denn der Sound und die Performance sind perfekt. Also nicht in dem Sinne, dass die Band klingen würde wie in einem Studio, sondern das Gebotene klingt auch richtig schön live: man hört die Band rocken, aber zugleich auch die Reaktionen des Publikums. Von den ersten Klängen von Point Of No Return bis hin zum heimlichen Konzert-Höhepunkt Breaking The Silence und dem abschließenden Living On The Run bekommt der Hörer etwas mehr als eine Stunde lang vor Augen gehalten, was die Zukunft des AOR und Melodic Rock parat hält. H.E.A.T. bieten die perfekt austarierte Melange aus Melodie und nötiger Härte – und live zudem noch etwas mehr Ecken und Kanten im Sound, so dass jeder Rocker sich an dem Gebotenen erfreuen kann.
KISS schafften in den 1970er Jahren mit ihren Werken “Alive“ und der Fortsetzung “Alive II“ erst richtig den Durchbruch – basierend auf ihrer mitreißenden und beeindruckenden Live-Show. Warum sollte das H.E.A.T. nicht auch gelingen? Natürlich verzichten die Schweden auf Hydraulikbühnen, große Flammenwände und einen blutspuckenden Bassisten, aber sie sind sicherlich ebenso mitreißend in der Darbietung ihrer Musik – und das transportiert “Live In London“ auch ungefiltert in die Wohnzimmer – und gerne auch Autos – überall auf der Welt. Diese Band sollte man sich nicht entgehen lassen, weder auf CD noch in einem Klub, einer Halle oder im Stadion. Denn gerade live sind H.E.A.T. eine wahre Macht, davon weiß schon so mancher Headliner ein Lied zu singen.