Heaven & Hell

Neon Nights - 30 Years Of Heaven & Hell

( English translation by Google Translation by Google )

CD & DVD-Review

Reviewdatum: 12.11.2010
Jahr: 2010
Stil: Heavy Metal

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Redakteur(e):

Nachgehakt

Martin Schneider

Christian Gerecht

Michael Koenig

Marc Langels

Frank Ipach


Heaven & Hell
Neon Nights - 30 Years Of Heaven & Hell, Armoury Records/Eagle Vision, 2010
Ronnie James DioGesang
Tony IommiGitarre
Geezer ButlerBass
Vinny AppiceSchlagzeug
Scott WarrenKeyboards
Produziert von: Terry Shand & Geoff Kempin Länge: 150 Min 00 Sek Medium: CD & DVD
CDDVD
01. Mob Rules01. E5150
02. Children Of The Sea02. Mob Rules
03. I03. Children of The Sea
04. Bible Black04. I
05. Time Machine05. Bible Black
06. Fear06. Time Machine
07. Falling Off The Edge Of The World07. Fear
08. Follow The Tears08. Falling Off The Edge Of The World
09. Die Young09. Follow The Tears
10. Heaven And Hell10. Die Young
11. Neon Knights11. Heaven And Hell
12. Country Girl
13. Neon Knights

Es war ein historischer Abend, dieser 30.07.2009 in Wacken, leider aus den falschen Gründen. Zum letzten Mal sollte die Stimme von Ronnie James Dio bei einem Konzert in Europa erklingen. Dazu hätte es kaum einen würdigeren Ort geben können, als das größte Metal-Festival Europas, das Wacken Open Air. Über 70.000 Fans feierten an diesem Abend die Gruppe mit dem nach wie vor gewöhnungsbedürftigen Namen HEAVEN & HELL (es sind halt einfach BLACK SABBATH mit Ronnie James Dio) und die Band lieferte ein Set mit den wichtigsten Hits aber zauberte auch den ein oder anderen Überraschungs-Song aus dem Hut.

Die riesige Menge an Zuschauern scheint die Band dabei zusätzlich anzuspornen und so geben hier alle vier Musiker auf der Bühne (Keyboarder Scott Warren wurde wie immer hinter der Bühne platziert) eine überaus inspirierte Performance. Angeführt werden sie dabei vom großen Zeremonienmeister des Heavy Metal, Ronnie James Dio, der eine Leistung hinlegt, als wüsste er um die spezielle Bedeutung des Abends.

Natürlich darf niemand erwarten, dass Dio noch klingt wie Mitte der 1980er Jahre, aber seine Stimme ist für einen 67-Jährigen noch erstaunlich kräftig, seine Technik ermöglicht es ihm zumindest noch alle Töne zu treffen und zu halten – was anderen Sängern in dem Alter nicht immer gelingen will. Zudem hat seine Stimme durch den Alterungsprozess fast eher noch an Charisma gewonnen und verströmt einen Zauber und eine Leidenschaft, der man sich kaum entziehen kann.

Tony Iommi, Geezer Butler und Vinny Appice treten angesichts der tragischen Umstände fast schon ein wenig in den Hintergrund. Aber ihre Leistung ist ebenfalls imponierend. Butler ist am Bass einfach ein Könner und Iommi zeigt, dass er sträflicherweise immer nur auf den Riff-Meister reduziert wird, aber auch als Solist durchaus zu begeistern weiß. Appice gerbt die Felle mit einer Intensität, die fast ehrfürchtig an John Bonham erinnern lässt. Aber egal wie großartig diese drei ihre Beiträge auch abliefern, im Fokus steht immer Ronnie James Dio.

Dabei merkt man der Band aber über die gesamte Spielzeit an, wie viel Freude sie an diesem Auftritt und an den Reaktionen der Fans aus aller Welt hat, die an diesem Abend nach Wacken gepilgert sind, um sich die hohe Messe des Heavy Metal lesen zu lassen. Da muss sogar Tony Iommi mal auf der Bühne lächeln. Eingefangen wird das Ganze aus unzähligen Kamerawinkeln, die selbstverständlich vor allem ganz nahe an der Band sind und das Publikum und dessen Perspektive nur sehr selten zeigen. Aber so will es der Zuschauer am Fernseher ja auch. Und auch der Sound ist fantastisch, roh und klingt wirklich sehr live.

Umso trauriger stimmt es den (fast) lebenslangen Fan, die Band so vital, so zusammengehörig zu sehen und zu wissen, dass dies nun nie mehr der Fall sein kann und dass diese göttliche Stimme nun verstummt ist. Und so mischt sicht doch eine ganze Menge Trauer und das schmerzhafte Gefühl eines großen Verlusts in die Freude über dieses wundervolle Paket von DVD und CD, das Dio, Iommi, Butler und Appice noch einmal in ihrer wahren Größe und ihrem verdienten Glanz dastehen lässt.

Zudem ist es bedauerlich, dass hier kein komplettes Konzert der Band geboten wird, bei dem sie ihr gesamtes Set spielen können. Aber schon diese knapp 75 Minuten (auf der CD - rund 150 Minuten inklusive aller Specials auf der DVD) reichen völlig aus, um den Sonder-Status deutlich zu machen, den diese Version von BLACK SABBATH in der Historie des Heavy Metal einnimmt. Denn solch eine Fülle an Klassikern hat keine andere Band in so kurzer Zeitspanne hingelegt, weder IRON MAIDEN noch JUDAS PRIEST. Umso schmerzlicher erscheint im Nachhinein, dass sich Iommi und Butler bereits nach zwei Studio-Alben wieder von Dio trennten, später ein viel zu kurz geratenes Reunion-Intermezzo spielten und erst vor wenigen Jahren wieder zueinander gefunden hatten. Kaum auszumalen, welche Götter-Gaben diese Besetzung noch hätte für uns zelebrieren können.

Unter anderem auf diese Stationen gehen die Mitglieder dann in den Interviews auf der DVD ein. Dabei ist es schon interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Darstellungen der eigentlich ja selben Situation sein können, sei es die erste Auflösung nach der “Mob Rules“-Tour oder aber die Situation, die zur Dekonstruktion während der “Dehumanizer“-Rundreise führte. Das war kurz danach noch ganz anders. Wer sehen will, wie Ronnie James Dio damals über die Situation dachte, der sollte bei youtube die Suchworte: „Ronnie James Dio“ und „brutally honest“ eingeben. Es sind zwar vier Teile und knapp 34 Minuten aber ein sehr offenes Interview, bei dem ein sichtlich verärgerter Dio kein Blatt vor den Mund nimmt. Aber in der Zwischenzeit war zum Glück Gras über die Sache gewachsen. Und es ist schon besonders bewegend zu sehen, wie es besonders Geezer Butler nahe geht, dass er einen sehr engen Freund verloren hat.

Mit “Neon Nights – 30 Years Of HEAVEN & HELL“ wird dem Hörer und Zuschauer noch einmal mehr als deutlich vor Augen und Ohren geführt, was für ein Jahrhundert-Sänger, magischer Entertainer und großer Künstler am 16.05.2010 von uns gegangen ist. In meiner Lebenszeit (und ich bin noch etwas unter der 40) wird wohl kaum mehr jemand kommen, der so sehr die Geschichte des Rock und Metal prägen kann, wie es Dio (mit RAINBOW, BLACK SABBATH und DIO) gelungen ist. In dieser Hinsicht kann sich jeder Musik-Fan glücklich schätzen, wenn er diesen Giganten, diesen Gott, live gesehen hat und allen anderen und zahllosen künftigen Generationen hinterlässt er ein musikalisches Erbe, das die Zeiten überdauern wird. Ronnie James Dio ist der ein Rock’n’Roll Angel, und für mich der einzig wahre King Of Rock’n’Roll und dieses Paket ist ein würdiger Tribut.

Marc Langels, 11.11.2010


Das erste Mal sah und hörte ich Ronnie James Dio am 29.09.1976 im Münchener Zirkus Krone. Ein kleiner, schmächtiger Mann - meist neben dem großen Gitarrero im Dunkeln stehend. Sang er aber, war es egal ob hell oder dunkel, da vertiefte sich der kleine Mann voll und ganz in seine Texte, ließ seinen Gefühlen und seiner, meist erhabenen, Gestik freien Lauf. Und so ging auch manches Mal im Dunkeln die Sonne auf. Ronnie J. Dio war der Man Of The Silver Mountain, Ritter und Drache zugleich, er war der Holy Diver und der Stargazer; er war Heaven und er war Hell.

RAINBOW? Ohne ihn undenkbar. BLACK SABBATH? Der einzige wirkliche Sänger, den diese Band jemals hatte. DIO? Ganz er selbst, mit all dem, was ihn berührte, faszinierte, forderte und ängstigte. Ronnie James Dio war unbestritten eine, nein, die Ikone des Heavy Rock und Heavy Metal. Dass er mit HEAVEN & HELL nochmal zurück zu den alten Sabbath-Musikern fand, war höchst begrüßenswert und hat sich wohl auch mehr als ausbezahlt. Millionen von DVD und CD Käufern sind mehr als nur Beleg dafür. Viel bedeutsamer war aber, dass es Ronnie J. Dio, Tony Iommi, Geezer Butler und Vinny Appice gelang, nicht nur sämtliche Alt-Fans hinter den Öfen und aus den Betten zu holen, sondern auch eine schier unglaublich große Schar an jungem Metal-Volk in ihren Bann zu ziehen.

Nun liegt mit "Neon Nights - Live At Wacken" also der letzte, zumindest offiziell mitgeschnittene, Auftritt des kleinen Mannes mit der großen Stimme vor und im Prinzip kann ich mir dazu jeden Superlativ, jeden (allenfalls minimalsten) Kritikansatz, jedes noch so schön gemalte Blümchen und Blättchen um mein Review sparen. Ein jeder der Ronnie James Dio und dessen Verbindung mit BLACK SABBATH schätzte, jeder, der begeistert die Geburt von HEAVEN & HELL aufnahm, jeder, der sich voller Schwermut an die endsgeilen RAINBOW und DIO Zeiten erinnerte und womöglich ohnehin sein halbes Leben lang immer und immer wieder zu diesem Ausnahmemusiker fand, wird sich, ohne mit der Wimper zu zucken, "Neon Nights - Live At Wacken" besorgen. Und ein jeder wird im Vorfeld wissen, dass dieses Konzert und dieser Mitschnitt über alle Kritik und über jede Rezension erhaben sein wird.

"Was kümmert es die Eiche, wenn eine Sau sich an ihr reibt!", pflegte mein Großvater zu sagen. Und dies werfe ich auch allen verbal vor die Füße, die sich über Konzertlänge und Filmschnitt, Iommi's zwei Fehlgriffe oder über die unerschütterliche Statik der Bandmitglieder beklagen. Hier sind Männer am Werk, die allesamt ein gesetztes Alter erreicht haben. Keiner von ihnen hat es nötig, sich durch Herumgekaspere zu profilieren. Wie viel Spaß sie haben, zeigen die lachenden Augen, die vergnügten Minen und die fast schon greifbare Freude am Musizieren!

Wer sich jetzt noch unsicher ist, ob er CD oder DVD erwerben soll, dem sei prinzipiell und ohne Überlegung die DVD nahe gelegt. Ihre Aufnahmequalität ist brillant, der Sound fett und doch differenziert. Und sie zeigt Bilder, die uns (gerade im Hinblick darauf, wie schwer Ronnie J. Dio erkrankt war) ans Herz gehen und bewegen. Bilder, die nur durch CD und unsere Imagination alleine vermutlich nicht halb so intensiv in uns dringen. "Neon Nights - Live At Wacken" muss also in erster Linie visuell erfahren werden, denn die Nacht jenes 30.07.2009 wird Ronnie James Dio nicht nur für uns Altrocker, sondern auch für all die vielen, in den letzten Jahren neu hinzugekommenen Fans unsterblich machen!

Dass hat sich der kleine Mann durch harte Arbeit, manche Unbill und Schrecken, vor allem aber durch sein völlig unprätentiöses, immer sympathisches Wesen und seinen immer mutigen und hoffnungsfrohen Blick nach vorne mehr als nur verdient!
Danke Ronnie - und mach's gut! We'll see you in Heaven (& Hell)...!

Christian "Grisu" Gerecht, 11.11.2010


Am 30. Juli 2009 sah noch alles danach aus, als lägen wunderbare und kreative Zeiten vor HEAVEN & HELL. Die, in meinen Augen auch ohne Ozzy und Bill Ward einzig legitime, Nachfolgeband von BLACK SABBATH hatte ein neues Studioalbum ("The Devil You Know") in den Läden und befand sich gerade auf der dazu gehörigen Tour. An besagtem Tag traten Dio, Iommi, Butler und Appice beim Wacken Open Air auf. Von der Krebserkrankung Dios war da noch keine Rede.
Nun kann sich jeder, den es interessiert dieses, aus heutiger Sicht, so denkwürdige Konzert unter dem Titel ’Neon Nights - 30 Years Of HEAVEN & HELL - Live At Wacken’ (als DVD und/oder CD) zu Gemüte führen. Die DVD bietet als Zugabe Interviews mit allen vier Musikern und Nachrufe der drei verbliebenen Männer auf den kürzlich Verstorbenen.

DVD: HEAVEN & HELL brachten Songs von "Heaven And Hell" (Children Of The Sea, Die Young, Heaven And Hell, Neon Knights), ‘Mob Rules’ (E5150, The Mob Rules, Falling Off The Edge Of The World, Country Girl), dem sträflich unterbewerteten "Dehumanizer" (I, Time Machine) und eben "The Devil You Know" (Bible Black, Fear, Follow The Tears) auf die standesgemäß dimensionierte und beleuchtete Bühne. Wobei die neuen Tunes wunderbar mit den älteren harmonierten. Es passte alles zusammen.

Das Quartett präsentierte sich in glänzender Verfassung und sorgte von Beginn an für große Resonanz beim Publikum, das äußerst zahlreich erschienen war. Die instrumentalen Leistungen von Iommi (trumpfte mehr als nur einmal mit seinem unvergleichlichen Gitarrenstil auf), Butler (agierte banddienlich und zuverlässig in den unteren Tonregionen) und Appice (zementierte für seine Kollegen ein mächtiges Rhythmusfundament) können ohne Übertreibung als erstklassig bezeichnet werden. Ronnie James Dio sang wie ein junger Gott und machte (als wäre es selbstverständlich), wie immer, die Show (die berühmte “Pommesgabel“ durfte da natürlich nicht fehlen). Eben wie ein echter Frontmann im wahrsten Sinne des Wortes, nutzte er die Weitläufigkeit der Bühne und trat in regen Kontakt mit den Leuten davor (die anderen hielten sich vornehm zurück, es sei denn, sie kamen für Soli ins Rampenlicht). Er gab sich (wie man es von ihm kannte) überrascht über das rege Interesse, das ihm und seinen drei Mitstreitern entgegengebracht wurde. Vor allem gönnte dieser große Mann den anderen ihren Teil der Aufmerksamkeit. Er staunte, beinahe wie ein kleines Kind, wer sich da so alles eingefunden hatte, um ihn und die anderen drei zu sehen. Bei ihm wirkte das nicht aufgesetzt, sondern kam aufrichtig und ehrlich gemeint rüber. Seine sprichwörtliche Bescheidenheit und Nächstenliebe waren kein Fake. Er war eben stets dankbar, sowohl für das privilegierte Leben, das er führen durfte, als auch für die Anerkennung, die er erfuhr und wollte etwas davon an die Fans zurückgeben. Nicht zuletzt auch deswegen wird er für immer unvergessen bleiben.

In den Interviews äußerten sich alle Mitglieder des Vierers über ihre persönlichen Erfahrungen mit BLACK SABBATH und HEAVEN & HELL. Dabei kamen Probleme, hartnäckige Gerüchte und schöne Erinnerungen zur Sprache.
Ganz zum Schluss erinnerten (sich) die sichtlich bewegten Herren Iommi, Butler und Appice in ganz persönlichen Worten nochmals an ihren verstorbenen Freund und verabschiedeten sich von ihm.

CD: Die CD enthält bis auf zwei Nummern weniger, das identische Programm wie die DVD. Es fehlen das Intro E5150 und Country Girl. Auch im Audioformat lässt sich die grandiose Stimmung nachvollziehen, die damals herrschte.

Sound und Bild der DVD sind von allererster Güte und lassen keine Wünsche offen. Es kann zwischen den Tonformaten Dolby Digital Stero, Dolby Digital Surround 5.1 und DTS Surround Sound ausgewählt werden. Das Bildformat lautet 16 : 9. Hauptsprache ist natürlich Englisch. Für die Interviews und Erinnerungen können Untertitel, auch deutsche, zugeschaltet werden.
Die CD verfügt ebenfalls über einen ausgezeichneten Klang.

Tja, es hätte alles so schön weitergehen können. Inzwischen wurden wir jedoch leider eines Besseren belehrt. Am 16. Mai 2010 ging Ronald James Padavona, besser bekannt als Ronnie James Dio leider Gottes den Weg alles Irdischen. Der Krebs blieb (einmal mehr) Sieger.
’Neon Nights - 30 Years Of HEAVEN & HELL - Live At Wacken’ ist eine verdiente und angemessene Hommage an die Jahrhundertstimme des Heavy Metal Ronnie James Dio und eine schöne Würdigung eines Teiles seines musikalischen Schaffens. Der Mitschnitt macht aber auch klar, wie wichtig und elementar das Mitwirken von Tony Iommi, Geezer Butler und Vinny Appice bei HEAVEN & HELL war und ist.

Michael Koenig, 11.11.2010


"Sing me a song, you're a singer, do me a wrong, you're a bringer of evil". Worte wie in Stein gemeißelt. Denkt man an Ronnie James Dio, den am 16.Mai 2010 an den Folgen seines Magenkrebs verstorbenen, großartigen Heavy-Metal Sänger, fallen einem direkt diese markanten Zeilen ein. Die Eröffnungszeile des kolossalen Titelstücks der 1980er "Heaven & Hell" Scheibe von BLACK SABBATH, auf der Ronnie James Dio erstmalig seine Duftmarken setzte, stellt so etwas wie ein Leitmotiv innerhalb des Sabbath'schen Bandgefüge dar.

Die diversen Interviews, die die neue Konzert-DVD der Metal-Helden HEAVEN & HELL (im Bonusteil) umkränzen, gewähren dem interessierten Zuhörer erhellende Einblicke in die immer wieder brodelnde und gärende Band-Geschichte, dem ständigen Auf und Ab, unterschiedlichen Mißverständnissen und falsch interpretierten Vermutungen. Alle vier Musiker geben bereitwillig Auskunft über ihre persönlichen Wahrnehmungen der Band-Historie zwischen 1980 und 1992, und dem Neustart 2006/2007 unter neuem Namen. Da deckt sich einiges, manches wird aber auch unterschiedlich dargestellt. Das ist unterhaltsam und sehr interessant und für Leute, die mit der jüngeren Geschichte der Band nicht ganz so vertraut sind, sehr lehrreich.
Zum Ende dieses wunderbaren Bonusteils gibt's noch drei emotionale Nachrufe für den verstorbenen Dio, in denen sich Tony Iommi, Geezer Butler und Vinny Appice zu den mannigfaltigen Qualitäten und Talenten ihres langjährigen Freundes, Kumpels und grandiosen Sängers äußern. Das macht dann schon ein wenig traurig.

Aber warum beginnt diese Rezension denn mit dem Bonusteil, fragen sich einige Leser womöglich? Ganz einfach, weil es zu dem Konzert nicht allzu viel zu erzählen gibt. Der komplette Wacken-Gig vom Sommer letzten Jahres wird hier von diversen Kameras wunderbar und stimmungsvoll in Szene gesetzt, der Sound ist optimal und sehr wuchtig, da passt einfach alles. Die Setlist beinhaltet keine Überraschungen, massenhaft Standards eben, ältere und neue. Wer, so wie ich, im Sommer 2009 das große Glück hatte, diese monumentale Band noch einmal live erlebt zu haben, darf sich auf ein ähnlich intensives und gutes Konzert freuen wie z.B. seinerzeit auf der Bonner Museumsmeile. Die Band und auch der damals immerhin schon fast 67-jährige Dio zeigten sich in guter Verfassung. Ronnie James schon etwas ausgezehrt wirkend und möglicherweise schon vom Krebs angegriffen, aber stimmlich immer noch top. Geezer und Iommi instrumental top, aber wie Salzsäulen verharrend und Appice wuchtig und donnernd wie üblich.

In dem Wissen, dass "Neon Nights" das letzte filmische Dokument dieser wegweisenden Metal-Band sein wird, zumindest was das Dio-Kapitel angeht, kommt schon ein wenig Wehmut auf. Man fragt sich unweigerlich: Was machen die restlichen drei Herren nun ohne ihren Sänger? Am besten gehen sie in Rente. Was soll's, alt genug sind sie ja inzwischen. Okay, Appice nicht unbedingt.
Ich für meinen Teil, habe mir neulich nach dem Genuss der DVD erst mal wieder das 1980er Heaven & Hell Album reingezogen und mich über Dios so extrem jugendlich wirkende Stimme gewundert. Irre.

Frank Ipach, 11.11.2010


Juli 2009: HEAVEN & HELL headlinen das renommierte Wacken Festival im Rahmen ihrer "The Devil You Know"-Tour und nutzen die Gelegenheit den Gig audio-visuell für die Ewigkeit zu bewahren. Was niemand ahnt: Es wird das letzte Filmdokument von Ausnahmesänger Ronnie James Dio.

Dadurch wird vorliegende Veröffentlichung vor allem aus musikhistorischer Sicht interessant. Die Band spielt einen soliden, aber keineswegs überragenden Gig. Die Klassiker aus den Achtzigern hat man allesamt schon in stärkeren Versionen gehört.

Durch die Songauswahl wird allerdings deutlich, dass HEAVEN & HELL sich in Aufbruchsstimmung befanden. Man zeigte sich bestrebt, den übermächtigen Schatten des namensgebenden BLACK SABBATH-Albums und dessen Nachfolger "Mob Rules" abzustreifen, indem einiges an aktuellen Songs und "Dehumanizer"-Material den Weg in die Setlist fand. Positiver Nebeneffekt: "Neon Knights" hebt sich deutlich von dem erst 2007 veröffentlichten "Live at Radio City Music Hall" ab.

Die DVD überzeugt durch starkes Bildmaterial und einen satten 5.1-Sound. Weniger stark die CD, bei der die geschnittenen Ansagen und das Fehlen von Country Girl negativ zu Buche schlagen.

Martin Schneider, 11.11.2010

 

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